KTM-Pleite: 23 potenzielle Investoren - 2,18 Milliarden Euro Forderungen angemeldet

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Sanierungsquote von 30 Prozent kann nur mithilfe von Investoren finanziert werden: Insgesamt wurden 2,18 Milliarden Forderungen angemeldet.

Zusammenfassung

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  • 23 potenzielle Investoren haben Interesse an KTM bekundet, um die Sanierungsquote von 30% zu erreichen.
  • Insgesamt wurden 2,155 Milliarden Euro Forderungen angemeldet, davon 506 Millionen Euro bestritten.
  • Details zu Investitionen und Investoren werden in den Prüfungstagsatzungen am Landesgericht Ried im Innkreis erwartet.

Im Insolvenzverfahren des Motorradherstellers KTM AG werden heute in der Prüfungstagsatzung die Weichen für eine Sanierung gestellt.  Insgesamt wurden laut Creditreform 2,155 Milliarden Euro Forderungen angemeldet, davon wurden 506 Millionen Euro vorerst bestritten. Dazu düften aber in den vergangenen Tagen weitere Forderungen dazugekommen sein, der AKV geht von 2,18 Milliarden Euro aus. Der KSV1870 geht sogar von 2,2 Milliarden Euro

"Es ist mit zahlreichen nachträglichen Forderungsanmeldungen zu rechnen. So sind in den Anmeldungen noch keine Beendigungsansprüche der gekündigten/ausgetretenen Dienstnehmer enthalten und zudem werden laufend noch Forderungsanmeldungen bei Gericht eingebracht, welche gesondert in einer weiteren besonderen Prüfungstagsatzung behandelt werden. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die angemeldeten Forderungen im Verfahren noch erhöhen werden", so der AKV.

Fakt ist auch: Die Produktion bei KTM steht still, sie soll erst am 17. März wieder anlaufen.

Die potenziellen Investoren

Das Unternehmen will seinen Gläubigern 30 Prozent Quote bieten, doch das geht nur, wenn ein Investor oder mehrere Investoren einsteigen. Laut Aktenlage gibt 23 potenzielle Investoren. "Es handelt sich dabei sowohl um strategische wie auch um Finanzinvestoren", heißt es im Bericht des Sanierungsverwalters. Der Investor W. soll bereits ein indikatives Angebot gelegt haben, wobei aber das österreichische Insolvenzrecht nicht ausreichend berücksichtigt worden sein soll.

"Das Zustandekommen eines Einstiegs eines Investors in die „lebende“ (also insolvenzrechtlich fortgeführte) KTM-Gruppe (das betrifft auch die insolventen Gesellschaften KTM Components GmbH und KTM Forschungs- und Entwicklungs- GmbH) ist nach Ansicht des Sanierungsverwalters nach wie vor überwiegend wahrscheinlich, wie dies bereits zum Zeitpunkt der Berichtstagsatzung der Fall war. Diese Wahrscheinlichkeit hat sich, wie der weitere Verlauf seit 20. Dezember 2024 gezeigt hat, erhöht", heißt es weiters. "Im bereits rein rechnerischen Vergleich zu einer Zerschlagung (also ohne die Berücksichtigung der spezifischen Interessen der ArbeitnehmerInnen und der Lieferanten an einer „lebenden“ KTM-Gruppe) ist die Fortführung zur Ermöglichung bzw. als Voraussetzung eines Investoreneinstiegs nach Ansicht des Sanierungsverwalters aus Sicht aller Gläubiger die nach wie vor sinnvollere Vorgehensweise im Vergleich zu einer Schließung."

"Weiters ist dem Sanierungsverwalter bekannt, dass man an einem Plan zum Kauf des lebenden Unternehmens in Form eines Asset-Deals für den Fall des Scheiterns des Sanierungsplans der Schuldnerin gearbeitet wird", heißt es in dem Bericht.

Der Liquiditätsplan

"Konsequenterweise wurde vom Management der Schuldnerin ein Liquiditätsplan für die Schuldnerin erstellt, der vorsichtshalber keine weiteren Zuflüsse aus den Vertriebstöchtern berücksichtigt. Dieser Plan sieht eine Finanzierung der Schuldnerin bis 25. Februar 2025 vor. Dies erfolgt im Wesentlichen durch aktuell vorhandene Liquidität, einen Zufluss aus der Konzernmutter aus Steuerrückerstattungen, aus Zuflüssen aus sonstigen Konzerngesellschaften (KTM Sportscar) und aus einer Rückerstattung von Vorauszahlungen an den Partner Bajaj. Ausgabenseitig werden die Aufwendungen auf ein Minimum reduziert, ohne den geplanten Produktionshochlauf zu gefährden", heißt es im Bericht weiter. "Im Ergebnis zeigt sich, dass die Schuldnerin gemäß diesem aktualisierten, von der Sachverständigen Management Factory validierten Fortführungsfinanzplan somit über ausreichend liquide Mittel bis zur Kalenderwoche 08 2025 verfügt. Ende Kalenderwoche 08 verfügt die Schuldnerin plangemäß über freie Liquidität in Höhe von 1,9 Millionen Euro. Bis zum Stichtag Dienstag, 25. Februar 2025, dem Tag der Sanierungsplantagsatzung, ist die Schuldnerin dann durchfinanziert, wenn zu Beginn der Kalenderwoche 09 (Mo 24.2. & Di 25.2.) keine Zahlungen durchgeführt werden."

Und weiter heißt es: "Unmittelbar nach dem Stichtag 25. Februar 2025 entsteht allerdings ein Liquiditätsbedarf in der Schuldnerin am Ende der Kalenderwoche 09 2025 in Höhe von 17,4 Millionen Euro, da gemäß Liquiditätsplan in der Kalenderwoche 09 Auszahlungen in Höhe von 19,2 Millionen Euro zu tätigen sind. An einer Lösung für die Deckung des Liquiditätsbedarfes über den 25. Februar 2025 hinaus wird seitens des Managements gearbeitet, dies kann eine Einigung mit den Vertriebstöchterbanken, eine Liquiditätszufuhr von Dritten und allenfalls auch schon die Involvierung eines potenziellen Investors inkludieren."

Die finanziellen Mittel, die benötigt werden, sollen entweder direkt oder indirekt der KTM AG und deren Tochtergesellschaften zugutekommen, teilte Pierer Mobility am späten Donnerstagabend in einer Mitteilung mit. Damit könnte "zumindest" die angepeilte Sanierungsquote von 30 Prozent finanziert werden, hieß es weiter.

KTM-Chef Stefan Pierer selbst wechselt indes operativ in die zweite Reihe: Donnerstagabend war angekündigt worden, dass er sowohl bei der KTM AG als auch beim Mutterkonzern Pierer Mobility nur noch Co-CEO sein wird und den Chefsessel dem bisherigen Co-CEO Gottfried Neumeister übergibt.

Die Insolvenzgründe

Durch die Analyse der Gründe für die vorliegende Insolvenz haben sich die Hauptursachen für die Insolvenz bereits im Wesentlichen abgeleitet. "Im Zeitraum von 1. Jänner 2023 bis 30. November 2024 kam es zu einem Anstieg der Nettofinanzverschuldung der Schuldnerin von rund 314 Millionen Euro auf rund 1.353 Milliarden Euro (Aufbau von rd. EUR 1.039 Mio.). Wesentlicher Einflussfaktor war hierbei ein Anstieg der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen sowie gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, in Summe rund 654 Millionen Euro", heißt es im Bericht. "Dieser Anstieg ist primär eine Folge des hohen Liquiditätsbedarfs der PIERER New Mobility GmbH (rd. 372 Millionen Euro), der MV Agusta Motorcycles GmbH (rd. 86 Millionen Euro) und der MV Agusta Services S.R.L. (rd. 71 Millionen Euro) zur Finanzierung des laufenden (verlustbringenden) Geschäfts. Zudem kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf der internen Vertriebsgesellschaften, welcher als Folge steigender Bestände an Fertigerzeugnissen einzustufen ist (Produktion trotz hoher Händlerbestände und Nachfragerückgang)." Die Beteiligung an der MV Agusta samt Verlustfinanzierung soll KTM insgesamt mehr als 220 Millionen Euro gekostet haben.

Das sagen die Insolvenzexperten

„Aus Gläubigersicht sind ein Investoreneinstieg und die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des Unternehmens würden die Gläubiger eine deutlich niedrigere Quote erhalten“, sagt Karl-Heinz Götze vom KSV1870. „Bei einer Schließung würden bedeutend mehr Arbeitsplätze verloren gehen, was in weiterer Folge für die gesamte Region massive negative Auswirkungen hätte.“ 

"Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung verläuft weiterhin planmäßig. Eine endgültige Einschätzung, ob die Sanierung erfolgreich sein wird, kann jedoch wahrscheinlich erst kurz vor der Sanierungsplantagsatzung abgegeben werden. Der für den 25. Februar 2025 anberaumten Sanierungsplantagsatzung und der Frage, ob die Gläubiger dem 30%igen Sanierungsplan die Zustimmung erteilen werden, darf mit Spannung entgehen gesehen werden", sagt Iris Scharitzer von Creditreform.

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