Krise spitzt sich zu: Deutsche Signa-Tochter meldet Insolvenz an

Krise spitzt sich zu: Deutsche Signa-Tochter meldet Insolvenz an
Bis 30. November muss der Immobilienkonzern frisches Geld auftreiben, sonst können eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe und die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden.

„Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann“, verkündete Signa-Gründer Rene Benko noch am 8. November. „Alle Stakeholder sind gefordert, Signa jetzt zu unterstützen. Ich bin dazu bereit.“ Doch die Lage bei der Signa Holding und den zwei wichtigsten Gesellschaften Signa Prime Selection AG und Signa Development Selection AG hat sich gravierend zugespitzt. Allein die Signa Holding soll bis zum Jahresende noch eine Kapitalspritze in Höhe von 500 Millionen Euro benötigen.

Die Situation sei so kritisch, dass bei der Holding sowie den Töchtern Prime und Development bereits Insolvenzanträge vorbereitet wurden“, berichten News und das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel. Doch am Freitagnachmittag ging es Schlag auf Schlag. Die Signa Real Estate Management Germany hat am Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag auf ein Konkursverfahren gestellt. Es handelt sich dabei um die Deutschlandtochter der Signa Prime Selection AG, die wertvolle Immobilien beinhaltet.

Offenbar gelingt es Benko und dem Sanierer Arndt Geiwitz nicht, an die nötigen neuen Finanzmittel zu kommen. Das Geld soll bei Signa aber an allen Ecken fehlen.

Kolportiert wird sogar, dass die Mitarbeiter in Wien und Innsbruck um die nächsten Gehaltszahlungen und das Weihnachtsgeld fürchten müssen; auch sollen die Firmen-Kreditkarten gesperrt worden sein. Und mit dem Vermieter der Firmenzentrale in der Wiener Innenstadt soll eine Stundungsvereinbarung über die Miete abgeschlossen worden sein.

„Es werden Stundungsvereinbarungen mit vielen Geschäftspartnern gemacht und da gehören die Mieten auch dazu“, sagt ein Insider zum KURIER. „Mögliche Insolvenzanträge sind in Restrukturierungsfällen immer ein Thema. Im Fall der Signa würde das aber eine Heidenarbeit bedeuten, weil jede einzelne Gesellschaft Insolvenz anmelden müsste. Da geht es um mehrere hundert Gesellschaften in Österreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz.“

Schwerer Brocken

Bei der Signa wird nach wie vor darauf gesetzt, dass von dritter Seite Geld bereitgestellt wird. Deadline ist aber bereits der 30. November.

„Die Investoren- und Finanzierungsgespräche laufen nach wie vor, es wird Tag und Nacht verhandelt“, sagt der Insider. „Ende November sind die Gehaltszahlungen und ist eine Anleihe fällig.“ Nachsatz: „Wenn kein Geld bis Ende November kommt, wird der Konzern Insolvenz werden.“ Eine Anfrage des KURIER beantwortete Signa bis Redaktionsschluss nicht.

Mehr lesen: Signa in der Krise: Benko sucht Kapitalspritze von 600 Mio. Euro

Fällige Anleihe

Laut Insidern soll die Signa-Gruppe auf einem Schuldenberg von zumindest 15 Milliarden Euro sitzen. Allein die Signa Prime weist 11,55 Milliarden Euro Verbindlichkeiten (im Geschäftsjahr 2022) aus. Ende November 2023 ist eine Anleihen mit einem Volumen von 200,54 Millionen Euro zu begleichen.

Dazu kommen noch kurzfristige Kreditverbindlichkeiten in Höhe von 1,346 Milliarden Euro, die heuer insgesamt getilgt werden müssen. Kolportiert wird aber, dass Benkos Signa Prime-Gruppe heuer schon einen großen Kreditbrocken rückgeführt hat. Die Kreditverbindlichkeiten der Signa Prime-Gruppe betrugen im Vorjahr knapp 7,95 Milliarden Euro. Die Kredite wurden mit Hypotheken auf Liegenschaften, Verpfändungen von Geschäftsanteilen, Forderungen, Bankkonten und Zessionen besichert.

Unklar ist, viele Geld Benko bzw. seine Privatstiftungen zur Sanierung der Signa-Gruppe beisteuern. Laut Spiegel verkauft Benkos Laura Privatstiftung derzeit ihre Kunstsammlung. Dazu zählen auch das Bild „l'étreinte“ von Pablo Picasso und und ein Selbstporträt des Künstlers Jean-Michel Basquiat. Der Gesamtwert der Sammlung wird auf 30 Millionen Euro geschätzt.

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