Konjunkturzug fährt an Österreich vorbei

Ein Schweißer arbeitet an einem Metallrohr mit einer Schweißmaschine.
Hohe Kosten und fehlendes Vertrauen in die Wirtschaftspolitik bremsen Wachstum.

Stellen Sie sich vor, es ist Konjunktur in Europa, aber Österreich geht nicht hin. In genau dieser Situation befindet sich laut aktuellem Befund der Industriellenvereinigung (IV) die heimische Industrie. IV-Chefökonom Christian Helmenstein: "Alle Länder der Eurozone mit Ausnahme Griechenlands haben auf einen Expansionskurs eingeschwenkt. Die wirtschaftliche Erholung in Österreich dagegen befindet sich auf der Kriechspur."

Volle Auftragsbücher

Für die rot-weiß-rote Industrie sieht es auf den ersten Blick noch recht erfreulich aus. Die Aufträge haben laut Umfrage für das IV-Konjunkturbarometer deutlich zugenommen. Vor allem die Auslandsnachfrage ist dank der rund um Österreich anspringenden Konjunktur und des günstigen Euro-Dollar-Wechselkurses deutlich gestiegen. Auch die Beschäftigung steigt wieder an.

Die Unternehmen bleiben dennoch skeptisch, sie schätzen trotz des besseren wirtschaftlichen Umfeldes die Geschäftslage in sechs Monaten schlechter ein als die aktuelle.

Die Schuld daran gibt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer dem fehlenden Vertrauen in die Wirtschaftspolitik, Investitionen blieben daher aus. Dazu komme Kostendruck aus der überbordenden Bürokratie und den hohen Lohnnebenkosten. Außerdem gingen von den Steuertarif-Anpassungen keine Wachstumsimpulse für die Wirtschaft aus. Zudem würde das gestiegene Auftragsvolumen zunehmend in den osteuropäischen Standorten der heimischen Firmen abgearbeitet.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, fordert die IV – rechtzeitig vor der im September startenden, wichtigen Metaller-Lohnrunde – einmal mehr eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit, eine generelle Verkürzung lehnt sie strikt ab. Diese schaffe im Gegensatz zu den Behauptungen der Gewerkschaft keine neuen Arbeitsplätze.

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