EZB

Konjunktursorgen in Europa nehmen zu

Konjunktursorgen in Europa nehmen zu
Das nachlassende Wirtschaftswachstum im Euroraum steht im Fokus der Zinssitzung der EZB. Die deutsche Industrie schrumpfte.
Entwicklung der Leitzinssätze seit 2000 - AKTUALISIERT

Die EZB kommt an diesem Vormittag in der Frankfurter Zentrale zur ersten Zinssitzung im neuen Jahr zusammen. Dabei dürfte vor allem das nachlassende Wirtschaftswachstum im Euroraum die Diskussionen bestimmen. Denn die jüngsten Konjunkturdaten sind überwiegend schwach ausgefallen.

Zudem lag die Inflation mit 1,6 Prozent im Dezember unter dem Ziel der Notenbank, die knapp zwei Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt. Einige Experten halten es für möglich, dass EZB-Chef Mario Draghi deswegen die Konjunkturperspektiven jetzt pessimistischer beurteilt. Ein Abschwung käme für die Europäische Zentralbank zur Unzeit. Denn sie ist zuletzt mit Beendigung der billionenschweren Anleihenkäufe vorsichtig auf einen weniger lockeren Kurs umgeschwenkt.

Am ihrem Leitzins, der bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, dürften die Euro-Wächter nicht rütteln. Auf der Pressekonferenz am Nachmittag wird Draghi wahrscheinlich auch nach neuen langfristigen Geldspritzen für Geschäftsbanken gefragt werden. Im Dezember wurde bei der EZB bereits kurz über solche Maßnahmen gesprochen.

 

Schwächesignal aus Deutschland

Die Geschäfte der deutschen Industrie sind im Jänner erstmals seit mehr als vier Jahren wieder geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 1,6 auf 49,9 Punkte. Das Barometer liegt damit erstmals seit November 2014 unter der Marke von 50, ab der es ein Wachstum signalisiert. Befragte Ökonomen hatten lediglich einen kleinen Rückgang auf 51,3 Zähler erwartet.

   Dass er deutlich größer ausfiel, lag vor allem an den sinkenden Aufträgen: Sie gaben so stark nach wie seit 2012 nicht mehr, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Unternehmen mitteilte. "Die Krise im Automobilsektor und die nachlassende Nachfrage aus China gaben dafür nach einhelliger Meinung eines Großteils der Befragten den Ausschlag", sagte Markit-Experte Phil Smith.

   Besser schlugen sich zum Jahresauftakt die Dienstleister. Deren Barometer kletterte um überraschend deutliche 1,3 auf 53,1 Punkte. "Die Dienstleister bekamen aber den höheren Lohndruck zu spüren, der sich nicht nur im Anstieg der Gesamtkosten niederschlug, sondern auch die Angebotspreise in die Höhe trieb", betonte Smith. Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister legte um 0,5 auf 52,1 Punkte zu. "Das Wirtschaftswachstum zählte jedoch ein weiteres Mal zu einem der schwächsten seit vier Jahren", sagte Smith.

   Der Internationale Währungsfonds hat gerade erst seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr auf 1,9 von 1,3 Prozent gesenkt. "Produktionsschwierigkeiten in der Autoindustrie und eine geringere externe Nachfrage belasten das Wachstum 2019", hieß es zur Begründung. Zu den Risiken werden die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens, der US-Haushaltsstreit und eine Haushaltsschieflage in Italien gezählt.

 

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