Powell enttäuschte in seiner Rede Trump, der sich eine klare Ansage Richtung einer deutlichen Zinssenkung erhoffte. Doch diese blieb aus. Powell benannte zwar eine Reihe von Risiken für die US-Konjunktur. Viele davon hingen mit dem US-Handelskonflikt mit China und anderen Ländern zusammen. Aber „insgesamt hat sich die US-Wirtschaft weiter gut entwickelt“, sagte der Fed-Chef.
Die Notenbank hatte Ende Juli erstmals seit mehr als zehn Jahren ihren Leitzins um einen Viertelpunkt auf 2,00 bis 2,25 Prozent gesenkt. Schon damals wütete Trump über das aus seiner Sicht laxe Vorgehen. Doch was können die Notenbanker konkret tun?
Stimulation
Generell wirken Zinssenkungen konjunkturstimulierend, da infolge Unternehmen und Private günstiger Kredite aufnehmen können und die Mittel wieder in die Wirtschaft zurückfließen. Die USA haben noch genug Spielraum und die Konjunktur läuft in der Tat noch recht gut. Nach Einschätzung des Präsidenten des Fed-Ablegers von St. Louis, James Bullard, wird die Fed im kommenden Monat intensiv über eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt debattieren. Doch Trump will mindestens einen Prozentpunkt.
In der Eurozone hingegen sind die Zinsen schon bei Null. Und die Konjunktur kühlt sich merkbar ab, vor allem in Deutschland.
„Es gibt die sehr starke Ansicht, dass die Notenbanken die Probleme lösen sollen“, sagte Australiens oberster Zentralbanker Philip Lowe. „Die Realität ist aber viel komplizierter und nicht irgendetwas, was Finanzpolitik reparieren könnte.“
Denn die Probleme sind nicht primär Konjunkturzyklus-bedingt oder gehen von bestimmten Branchen aus, wie es etwa bei der Finanzkrise 2008 der Fall war. Tiefere Zinsen können gegen die wahren Ursachen nichts ausrichten. „Das Problem ist der Präsident der Vereinigten Staaten“, sagte der frühere Fed-Vizechef Stanley Fischer. „Ich habe keine Ahnung, wie man mit dem Problem umgehen könnte.“ Seine Politik, die zahlreiche Handelskonflikte ausgelöst hat, sorgt zunehmend für wirtschaftliche Turbulenzen. Hinzu kommen ebenfalls von Populisten ausgelöste ökonomische Schwierigkeiten in Großbritannien (Brexit) oder Italien (höheres Defizit als geplant).
Welche Möglichkeiten bleiben also? Lowe schlägt mehr Ausgaben in Infrastruktur und Strukturreformen vor. „Aber da hält sich die Politik zurück“, kritisiert er.
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