Österreich "schleppt sich" aus der Rezession, aber Inflation bleibt hoch

Zwei Männer stehen an Rednerpulten des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO.
Für die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS ist die Rezession heuer vorbei. Die Wirtschaftserholung bleibt jedoch schwach, die Inflation hoch.

Zusammenfassung

  • Österreich überwindet laut Wifo und IHS die Rezession, das Wirtschaftswachstum bleibt jedoch schwach und die Inflation hoch.
  • Die Institute erwarten für 2024 ein Mini-Wachstum (0,3–0,4 %) und für 2025 eine zaghafte Erholung (0,9–1,1 %), wobei die Inflation über dem Eurozonen-Durchschnitt bleibt.
  • Das Staatsdefizit bleibt laut Prognosen beider Institute deutlich über der Maastricht-Grenze, die Arbeitslosenquote sinkt nur leicht.

"Rezession überwunden, aber weiterhin hohe Inflation", titelt das Institut für Höhere Studien (IHS). "Österreich schleppt sich aus der Rezession", wählt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) als Hauptbotschaft für die neueste Konjunkturprognose für die Jahre 2025/26, die am Dienstag präsentiert wurde.

Die Konjunkturexperten um Wifo-Chef Gabriel Felbermayr und IHS-Direktor Holger Bonin sind sich dieses Mal einig, dass die längste Schrumpfungsphase der heimischen Wirtschaft seit 1945 ein Ende nimmt. 

 

Heuer sollte sich aufgrund der bisherigen Daten ein Mini-Wachstum zwischen 0,3 (Wifo) und 0,4 Prozent (IHS) ausgehen. Und im kommenden Jahr dürfte eine zaghafte Erholungsphase mit einer Wachstumsrate zwischen 0,9 (IHS) und 1,1 Prozent (Wifo) beginnen.

Nicht ganz einig sind sich die Wirtschaftsforscher woher denn nun das neue Wachstum eigentlich kommt. Das Wifo sagt, die Erholung wird vom Konsum getragen, während der Warenaußenhandel wegen der schwachen weltweiten Nachfrage nach Investitionsgütern zunächst noch schrumpft. Dank sinkender Zinsen dürfte auch der Wohnbau anziehen, die Dynamik im Tiefbau werde 2026 jedoch sogar abnehmen. 

Anders das IHS: Das Institut geht von einer Erholung von Industrie und Bauwirtschaft aus. Wörtlich heißt es: "Die verhaltene internationale Konjunktur und heimische Strukturprobleme dürften dazu führen, dass die konjunkturelle Dynamik im Prognosezeitraum deutlich hinter früheren Erholungsphasen zurückbleibt."

An den angesprochenen "Problemen" hat sich bisher wenig geändert, Inflation, Arbeitslosigkeit, Budgetdefizit sind hier ein paar bekannte Stichworte. 

Die Inflation dürfte heuer im Jahresdurchschnitt 3,5 Prozent betragen und 2026 - auch aus rein statistischen Gründen - auf 2,4 Prozent zurückgehen, sagt das Wifo. Unter anderem deshalb, weil heuer zu Jahresbeginn die Strompreisbremse ausgelaufen ist, was die Energiepreise noch einmal nach oben hat schnellen lassen. Dieser Effekt fällt Anfang 2026 weg, was die Inflationsrate drücken wird. Das IHS prognostiziert hier exakt dieselben Werte für die Teuerung in Österreich.

Im Jahr 2025 liegt die heimische Inflationsrate damit rund einen Prozentpunkt über dem Durchschnitt der Eurozone, 2026 reduziert sich der Abstand auf etwa einen halben Prozentpunkt. Eine höhe Inflationsrate bedeutet in der Regel höhere Lohnabschlüsse und damit einen Nachteil für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit für Exportunternehmen auf ihren Auslandsmärkten.

Defizit zu hoch

Auf dem Arbeitsmarkt dürfte die zarte Konjunkturerholung die Arbeitslosenquote von heuer 7,5 Prozent auf 7,3 Prozent leicht absinken lassen, davon gehen beide Institute unisono aus. Hilfreich auf dem Arbeitsmarkt sei der demografische Wandel, heißt es. Die Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung werde durch die Pensionsreformen abgemildert. 

Problematischer bleibt die Budgetsituation, ungünstiger als erwartet sei hier vor allem die finanzielle Situation der Gemeinden. Laut Wifo beträgt das Defizit für den Gesamtstaat heuer 4,2 Prozent und sinkt 2026 auf 3,9 Prozent nur leicht. Das IHS geht  überhaupt davon aus, dass der Finanzierungssaldo des Staates mit 4,3 Prozent heuer und 4,1 Prozent im kommenden Jahr weit über der erlaubten Maastricht-Obergrenze von 3,0 Prozent verharren wird. 

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