Kika/Leiner-Pleite: Die Sanierung kommt in die Gänge

Ein Schild weist auf die Einfahrt nur für Besucher der Zentralverwaltung hin, widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt.
Die Republik Österreich beziehungsweise die Finanz ist mit 46,5 Millionen Euro größter Gläubiger der Möbelkette.

Ende Juli wurden 23 der 40 Filialen der insolventen Möbelkette Kika/Leiner geschlossen, die Fortführung der restlichen 17 Standorte mit 1.770 der 3.300 Beschäftigten liegt über den Erwartungen.

„Die Sanierung verläuft besser, als sie im Sanierungskonzept vorgesehen war. Deshalb ist am Montag die Fortführung der Kika/Leiner Möbelhandels GmbH vom Insolvenzrichter in St. Pölten beschlossen worden“, sagt Kika/Leiner-Sprecher Michael Slamanig zum KURIER.

Laut Masseverwalter Volker Leitner ist der Abverkauf, vor allem in jenen Filialen, die später geschlossen wurden, besser gelaufen, als die konservative Planung vorgesehen hatte. Nun sei abzuwarten, wie die Sanierung weitergeht. Denn die Monate August und September sind im Möbelhandel grundsätzlich keine umsatzstarken Monate.

Auftrag für Vergleichsgespräche mit Signa

„Die Fortführung ist tatsächlich auf Schiene. Es bleibt aber abzuwarten, wie hoch die Gläubigerquote am Ende des Tages ausfallen wird und wie diese finanziert werden soll“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. „Es bleibt auch abzuwarten, was der Sondermasseverwalter Stephan Riel beim früheren Kika/Leiner-Eigentümer Signa Holding noch finanziell herausschlagen kann, denn das Geld soll direkt den Gläubigern zugutekommen.“

Der angesehene Insolvenzexperte Riel hat den Auftrag, die Ursachen des Vermögensverfalls bei Kika/Leiner unter der früheren Eigentümerin Signa zu prüfen, und er soll eventuelle „Ansprüche aus der Verletzung von Gläubigerschutzbestimmungen durchsetzen“. Laut Weinhofer wurde Riel von den Mitgliedern des Gläubigerausschusses Ende Juli beauftragt, mit der Ex-Eigentümerin Signa Vergleichsgespräche zu führen.

132 Millionen Euro

Laut Insolvenzantrag ist mit einem Gesamtschuldenberg in Höhe von 132 Millionen Euro zu rechnen. In der Prüfungstagsatzung am Montag wurden bisher aber nur Forderungen in Höhe von 93,36 Millionen Euro angemeldet, davon hat der Insolvenzverwalter aber 81,3 Millionen Euro bestritten.

„Eine konkrete Prüfung der bestrittenen Forderungen wird bis zur Sanierungsplantagsatzung am 25. September 2023 durch den Insolvenzverwalter erfolgen“, erklärt Karl-Heinz Götze vom KSV1870.

Größter Gläubiger ist die Republik Österreich mit 46,5 Millionen Euro Forderungen, dabei handelt es sich um Steuerforderungen bzw. Steuerstundungen der Finanz. Die Forderungen der Dienstnehmer betragen 8,8 Millionen Euro, es liegen aber noch nicht alle Arbeitnehmer-Forderungen vor. Etwa 3,5 Millionen Euro fordert die Österreichische Gesundheitskasse, 3,9 Millionen Euro die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes (Cofag) und weitere 12,1 Millionen Euro entfallen auf Vermieter und Banken.

Bis zu 26 Millionen Euro aufbringen

Über die Zukunft von Kika/Leiner entscheiden die Gläubiger in einem Monat bei der Abstimmung über den Sanierungsplan.

Bisher wird ihnen nur die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent innerhalb zwei Jahren angeboten. Allein dafür muss Kika-Leiner-Eigentümer Hermann Wieser bis zu 26 Millionen Euro aufbringen.

„Wenn es denn bei 20 Prozent Gläubigerquote bleibt“, sagt Karl-Heinz Götze vom KSV1870. „Das werden wir uns genau anschauen. Es ist niemandem geholfen, wenn wir irgendeine Hausnummer aufschlagen, das Unternehmen soll ja weiter bestehen können.“ Nachsatz: „Aber wenn es offensichtlich ist, dass eine höhere Quote möglich wäre, dann werden wir diese Forderung stellen.“

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