"Das Paradies der Damen": Wie Kaufhäuser zum Erfolgskonzept wurden

"Das Paradies der Damen": Wie Kaufhäuser zum Erfolgskonzept wurden
Kathedralen des Konsums; Orte, um Geld zu verdienen: Ein Erfolgskonzept ging um die Welt.

16 Jahre war La Samaritaine, das legendäre Edelkaufhaus an der Seine in Paris, geschlossen. Seine Wiedereröffnung 2021 galt als Signal des Aufbruchs während der Jahre der Pandemie, in denen die Touristen fernblieben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besuchte es, kurz bevor die Türen für die Kunden aufgingen. Es sei „ein Schmuckstück des französischen Kulturerbes“, sagte der Staatschef.

Schon die opulenten Stiegenaufgänge im Inneren von La Samaritaine, die golden leuchtenden Wände mit dem Pfauendekor zeigen, dass diese Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht von ungefähr kam. Kaufhäuser waren lange Zeit mehr als Orte, in denen Waren angeboten wurden. Im 19. Jahrhundert begann ihr Triumphzug um die Welt von Paris aus. Le Bon Marché – 1838 gegründet – gilt als erstes Warenhaus der Geschichte.

"Das Paradies der Damen": Wie Kaufhäuser zum Erfolgskonzept wurden

 Emmanuel Macron und LVMH Bernard Arnault im Kaufhaus

Die Entwicklung fand Niederschlag in der Literatur. 1884 schrieb der französische Autor Émile Zola den Roman „Das Paradies der Damen“. Seine Protagonistin Denise ist überwältigt, als sie das erste Mal ein Warenhaus sieht: „Dieses für sie ungeheuer große Haus, ließ ihr das Herz aufgehen, hielt sie im Bann“. Die Neuheit des Warenhauses sei die „maßlose Übersteigerung der architektonischen Effekte, die zum überwältigenden Eindruck von Kathedralen des Konsums führt“, schreibt Gertrud Lehner in „Paradies der Sinne. Das Warenhaus als sinnliches Ereignis“.

 

Doch es ist nicht nur ein Ort, an dem Kundinnen ihren Impulsen nachgehen konnten. Es bot für Frauen auch die Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Widerstand in Wien

In Österreichs Hauptstadt ging alles etwas langsamer, ist bei „Die historische Entwicklung der Warenhäuser in Wien“ von Archineers nachzulesen. Der Wiener Handel sei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch vorwiegend kleinbetrieblich strukturiert gewesen und die großen Warenhäuser hätten langsam gegen den erbitterten Widerstand der „mittelständischen Unternehmen“ Fuß gefasst.

Das erste Warenhaus in Wien wurde von Philipp Haas am Stephansplatz 1865 eröffnet. Später war es die Mariahilfer Straße, die Unternehmer anzog. Gerngross war nur einer der Namen. Der „Herzmansky“ war 1892 das größte Textilkaufhaus der Monarchie. Das "Erste Wiener Waren- und Kollektivkaufhaus" stand ab 1911 Kunden offen – besser bekannt ist es als Stafa.

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Die Treppe des Gerngross

Viele Unternehmen gibt es nicht mehr. Andere brauchen große Investoren – auch in Paris. La Samaritaine gehört zum französischen Luxuskonzern LVMH, der den denkmalgeschützten Bau für geschätzte 750 Millionen Euro restaurieren ließ. Seinem traditionellen Werbespruch „Sie finden alles in La Samaritaine“ wird das Kaufhaus heute nicht mehr gerecht. Zum Verkauf stehen vor allem Designerkleidung, teure Kosmetik und Luxusuhren. „Dafür findet man dort nun ganz Paris“, sagte die LVMH-Verantwortliche Eleonore de Boysson.

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