Warum Österreich auf Energieimporte verzichten kann

Zu Besuch im KURIER-Studio v. li.: Alexander Hochauer und Markus Winter leiten Windkraft Simonsfeld
Die Windkraft-Simonsfeld-Vorstände über die Energiebilanz Österreichs und warum wir jeden Monat zehn Windräder aufstellen müssten.

Rund 190.000 Haushalte können mit dem Strom versorgt werden, den Windkraft Simonsfeld in einem Jahr produziert. Das Unternehmen betreibt aktuell 96 Windenergieanlagen, davon 94 in Österreich – und knackte zuletzt mit 756,5 Millionen Kilowattstunden einen neuen Stromproduktionsrekord.

Im KURIER-Business-Gespräch erzählen Technikvorstand Markus Winter und Finanzvorstand Alexander Hochauer von Chancen und Hürden der Windkraft in Österreich.

KURIER: Welche Rolle spielt die Windkraft für die heimische Gesamtenergie?

Markus Winter: Derzeit deckt die Windkraft in Österreich ungefähr 16 Prozent des Stromverbrauchs. Europaweit liegen wir damit aktuell unter dem Durchschnitt: Der EU-27-Schnitt liegt bei ca. 19 Prozent, in Deutschland sind es 30 Prozent und in Dänemark über 50 Prozent. Da hat Österreich deutlich aufzuholen.

Alexander Hochauer: Das große Ziel ist, dass bis 2030 Strom zu hundert Prozent aus erneuerbarer Energie erzeugt wird. Wenn man das wirklich ernsthaft weiterverfolgen möchte, müssten jeden Monat rund zehn Windkraftanlagen neu errichtet werden.

Sie betreiben knapp hundert Windkraftanlagen im Osten – wie sehen Ihre Wachstumspläne aus?

Winter: Aktuell versorgen wir knapp 190.000 Haushalte. Bis 2030 sollen es 500.000 Haushalte sein. Die Projekte befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Wenn wir die Genehmigungen mit dem Beschleunigungsgesetz, das derzeit in aller Munde ist, bekommen, können wir unser Ziel erreichen.

Wie viel kostet eigentlich ein Windrad?

Hochauer: Für ein Megawatt sind es rund 1,2 Million Euro. Wenn man sich die Nebenkosten anschaut, mit dem Bau, der Investition und dem aktuellen Technologiestand, kommen wir auf rund zehn bis elf Millionen Euro für eine Anlage. In den kommenden Jahren wird also sehr viel Kapital notwendig sein.

Wie lange dauert es, bis sich ein Windrad amortisiert ?

Hochauer: Innerhalb von dreizehn Monaten ist der gesamte Energieaufwand, der in den Bau und in die Herstellung der Anlage gesteckt worden ist, amortisiert. Die wirtschaftliche Amortisation hängt wiederum stark davon ab, wie hoch der Strompreis ist und an welchem Windstandort sich die Anlage befindet. Grundsätzlich gibt es Anlagen, die innerhalb von sieben Jahren amortisiert sind, aber auch Anlagen, die es nach 20 Jahren vielleicht immer noch nicht sind.

Im Weinviertel stehen bereits viele Windkraftwerke – ab wann ist eine Landschaft gesättigt?

Hochauer: Man vergisst in dieser Diskussion, dass im Moment auch die Atmosphäre von den Treibhausgasmolekülen gesättigt ist. Darum geht es ja letztlich. Aus diesem Grund betreiben wir Anlagen und entwickeln Windparks, weil es saubere Energie ist, die hergestellt wird. Wenn wir die Emissionen reduzieren wollen, brauchen wir für die Energieerzeugung mehr Anlagen – besonders, da sich der Energieverbrauch bis 2040 voraussichtlich sogar verdoppeln wird.

Wie sauber ist diese Energieform tatsächlich?

Winter: Wir haben vor vier Jahren bei einem Windpark in Poysdorf eine Analyse durchgeführt. Der komplette Herstellungsprozess einer Windkraftanlage – vom kleinsten Bauteil, dem Zusammenbau der Anlage, dem Transport vom Werk zum Standort, dem kompletten Infrastrukturbau, Netzanschluss, Aufbau der Anlage und dem Betrieb über 20 bis 25 Jahre – wurde begutachtet und bewertet. Eine Windkraftanlage hatte einen CO2-Fußabdruck von 8,5 Gramm pro Kilowattstunde. Bei einem Gaskraftwerk liegen wir bei ca. 500 Gramm pro Kilowattstunde.

Wie haben sich Windkraftanlagen in den vergangenen Jahren weiterentwickelt?

Winter: Die Anlagen sind effizienter geworden. Vor 20 Jahren haben wir Anlagen errichtet, die ca. ein Megawatt Anschlussleistung hatten, jetzt sind wir bei ca. sieben MW. Damals hat man ungefähr eine Million Kilowattstunden pro Jahr produziert, jetzt erzeugen wir 20 Millionen Kilowattstunden.

Die Windkraft wäre also ein Weg, um die Klimawende zu schaffen.

Hochauer: Wir brauchen sie. Das ist die Schlüsseltechnologie für die nächsten Jahre, damit wir die Wende schaffen. Wir haben alle Möglichkeiten in Österreich, um unabhängig Energie zu erzeugen: Wasserkraft, Sonne, Wind – das ist vielen noch nicht so bewusst. Wir müssen keine Energie importieren, wir haben sie im Land. Das ist zudem gut für die Wirtschaft, für die Konjunktur und für die Arbeitnehmer.

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