Mühlbauer: „Nur Frieden lässt die Wirtschaft aufatmen“

Klaus Mühlbauer ist Hutmacher und Inhaber der Hutmanufaktur – ins Studio kam er mit Kappe.
Klaus Mühlbauer ist gelernter Hutmacher und Betriebswirt. Seit 2001 führt er in vierter Generation die in Wien stadtbekannte Mühlbauer Hutmanufaktur. Im KURIER Business Gespräch erzählt er über Promis als Stammkunden und was die Wirtschaft im Augenblick wirklich brauchen würde.
KURIER: Herr Mühlbauer, Sie sind Hutmacher, tragen für unser Gespräch heute aber eine Kappe – sind Kappen Teil des Hutmacherberufs?
Klaus Mühlbauer: Wenn man es genau nimmt, sind wir Kopfbedeckungsmacher. Wir machen Hüte, Kappen, Mützen, wir stricken, wir häkeln – wir haben eine breite Produktpalette. Wenn wir nur Hüte allein machen würden, könnten wir kein Geschäft mehr machen.
Gibt es den typischen Kunden, der zu Ihnen ins Geschäft kommt?
Nein. Was ich öfter beobachte, ist, dass zum Beispiel eine 25-jährige Frau neben einem 80-jährigen Mann steht und beide vor demselben Spiegel alle möglichen Kopfbedeckungen ausprobieren. Es ist in Summe ein urbanes, mode- und kulturaffines Publikum, das wir betreuen – mit mittlerem bis höherem Einkommen.
Auch Promis bestellen bei Ihnen – Brad Pitt zum Beispiel.
Die prominenten Kunden gewinnen wir durch unser B2B-Geschäft – wir verkaufen an Mode-Einzelhändler auf der ganzen Welt. Brad Pitt hat, ich glaube, es war im Jahr 2005 oder 2006, einen Carl-Hut aus Panama-Stroh gekauft und ist zu einem Stammkunden geworden. Er bestellt ein paar Mal im Jahr, zuletzt vor vier, fünf Wochen, und hat schon anderen Stars, George Clooney & Co., Produkte von uns geschenkt.
Business Gespräch: Klaus Mühlbauer
Das Online-Geschäft geht in die ganze Welt. Ein Vorteil zum stationären Handel.
Unser stationäres Geschäft, also unsere beiden Shops in Wien, laufen sehr gut. Obwohl es angesichts der Krise gerade nicht so einfach ist, können wir zufrieden sein. Unser Online-Geschäft ist weitestgehend stabil, aber zu wenig. Wir machen zurzeit zehn Prozent des Umsatzes online. Experten sagen, dass wir zwanzig bis sogar dreißig Prozent schaffen könnten. Aber die Wahrnehmungskonkurrenz in der Internetwolke ist riesig. Insofern muss man wissen, wie man das angeht.
Sie haben vor Kurzem gesagt, dass das Auslandsgeschäft gerade schwierig ist.
Der erste Dämpfer war für die gesamte internationale Klientel schon Corona. Aber der wirkliche Dämpfer kam mit Putins Angriff auf die Ukraine. Energiekostensteigerung, Transportkostensteigerung und die Rieseninflation, die fast die gesamte Welt erfasst hat. Das hat auch unseren Kunden zugesetzt. Hinzu kommt, dass es im Modebereich schon länger ein Strukturproblem gegeben hat, ein Überangebot. Was wir noch nie erlebt haben, so wie in diesen vergangenen drei Jahren ist, dass Kunden wie etwa große Kaufhäuser, die wir jahrelang beliefert haben, einfach zugesperrt haben. Aber im großen Stil. Statt 50 Filialen hatten sie auf einmal nur mehr vier. So haben wir fast die Hälfte unserer internationalen Kunden verloren.
Die Mühlbauer Hutmanufaktur
wurde 1903 gegründet, Klaus Mühlbauer übernahm das Geschäft 2001 in vierter Generation. In Wien betreibt man eigene Geschäfte (Wien 1 und Wien 7), Mühlbauer Hüte gibt es auch etwa in Kaufhäusern. Die Huterzeugung findet immer noch am Wiener Schwedenplatz statt, einzelne Modelle werden in Heimarbeit oder in Nachbarländern produziert.
Online-Handel
Rund zehn Prozent des Umsatzes kommt derzeit aus dem Onlinehandel, an einer Ausweitung dieses Geschäftskanals wird gearbeitet.
85 Euro
kostet eine Mühlbauer-Kappe, Hüte starten bei etwa 160 Euro.
Die Lösung muss also im Online-Handel liegen.
Ein Teil der Lösung definitiv. Wir haben im vergangenen Jahr schon ordentlich investiert. Die Umsetzung wird in den kommenden Monaten folgen. Dann werden wir sehen, ob dieses erste Maßnahmenpaket wirklich greift.
Die Geschäftsflächen, die verloren sind, kommen wohl nicht wieder.
Davon ist nicht auszugehen. Wir werden sicher international wieder neue Kunden gewinnen, wenn sich die wirtschaftliche Lage ein bisschen stabilisiert. Gerade für den internationalen Handel ist wichtig, dass Leute wieder Vertrauen in die Menschheit haben. Im Moment ist das alles erodiert. Da sind ein paar Wahnsinnige am Werk und bringen jeden Tag neue Schlagzeilen. Frieden ist jetzt ganz wichtig – so platt das klingt. Das ist mein Hauptappell an die Politik, nicht nur in Österreich, sondern in der EU und international: Schafft Frieden. Dann wird auch die Wirtschaft wieder aufatmen.
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