Wenn das Smartphone verrät, wer wie arbeitet

Wenn das Smartphone verrät, wer wie arbeitet
Welche App-Angewohnheiten auf Zielstrebigkeit hindeuten, was Optimismus verrät und warum Vieltelefonierer als stressresistent gelten.

Österreich zählt mit 13,08 Millionen mehr Handys als Menschen, weltweit finden 91,5 Prozent der Internetnutzung am Smartphone statt, 3,39 Stunden pro Tag surfen wir auf mobilen Geräten – ob privat oder beruflich. Das Fazit des "Digital 2021 Report“ ist klar: Das Smartphone ist eindeutig zum First Screen geworden.

Der an der Stanford University tätige Münchner Psychologe Clemens Stachl hat die Handynutzung wissenschaftlich untersucht und dabei herausgefunden: Das praktische Arbeitshelferlein verrät mehr über unsere Persönlichkeit, als wir denken.

Persönlichkeitsprofil

Selbst scheinbare Unwichtigkeiten wie Akkuladung, die Länge der Nachrichten oder das Nutzen von Mail-Apps sagen viel darüber aus, wer wie arbeitet. Einige einzelne Daten reichen zwar noch nicht, um ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen, nur in ihrer Gesamtheit können sie auf gewisse Tendenzen hinweisen.

Doch die Summe der Nutzungsdaten ist meist groß und – so geben die Forscher zu bedenken – sie könnten auch missbräuchlich und zur Beeinflussung eingesetzt werden.

Die eigenen Handygewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und sie mit einer Selbsteinschätzung zu vergleichen, kann aber durchaus amüsant und interessant sein: Bin ich tatsächlich so optimistisch, wie ich denke?

Habe ich überhaupt Interesse an neuen Erfahrungen? Und wie steht es um mein Durchsetzungsvermögen? Basierend auf dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeitspsychologie könnte man sich je nach Handy-Nutzung in einer der folgenden Beschreibungen wiedererkennen.

Wie bin ich?

Offenheit Interessiert an Neuem zu sein, ist im Berufsleben fast immer ein Vorteil. Wenn man eher lange Textnachrichten schreibt, dafür wenig eMails bekommt und gerne mehrmals täglich Google Maps aufruft, kann das ein Hinweis auf Handlungsoffenheit sein.

Über Offenheit für Werte und Normen verfügt, wer Facebook und Sportnachrichten links liegen lässt, dafür aber Sprach-Lern-Apps verwendet. Wer die Akkuladung gern voll ausreizt und Snapchat liebt, gilt als offen für Gefühle.

Gewissenhaftigkeit Genaue und zielstrebige Mitarbeiter wünscht sich jede Chefin. Folgende Apps weisen darauf hin: Wer häufig Fernseh- und News-Apps verwendet und seinen Akku über 60 Prozent auflädt, hat wohl einen Hang zur Ordnungsliebe.

Das machen Ehrgeizige

Ehrgeizige Naturen sind selten im Appstore, schalten ihr Handy morgens immer um dieselbe Zeit ein und hören am liebsten Pop.

Diszipliniert sind jene User, die ihr Handy morgens früh einschalten, unter der Woche viele soziale Kontakte haben und häufiger den Wetterbericht checken. Umsichtige kommunizieren mit einem engen Personenkreis und gehen gerne pünktlich ins Bett.

Verträglichkeit

In so manchem Beruf braucht man eine Portion Extrovertiertheit. Hinweise auf Abenteuerlust geben jene Smartphone-Nutzer, die lieber kreative Apps verwenden als zu fotografieren und häufig nachts telefonieren.

Freundliche Kollegen laden angeblich ihren Akku nicht gerne vollständig auf und haben in der Playlist langsame Musik. Durchsetzungskräftige Mitarbeiterinnen hingegen hören laut Studie lieber tanzbare Musik und nutzen oft gleich mehrere eMail-Programme.

Emotionale Stabilität

Mitarbeiter, die in Stresszeiten nicht gleich einknicken, sind für Unternehmen enorm wertvoll. Hinweise auf die dafür notwendige Unbekümmertheit geben folgende Angewohnheiten: Man schaut weniger als 30 Mal pro Tag aufs Handy, macht am Wochenende weite Ausflüge, nutzt die E-Mail-App selten, spielt dafür aber Strategiespiele.

Wer sich mit Rückrufen Zeit lässt, die Taschenrechner- und Mobilitäts-Apps kaum verwendet und viel telefoniert, ist wohl mit einer Portion Selbstbewusstsein ausgestattet.

Auch, wie kooperationsfähig oder hilfsbereit man ist, wären wichtige Team-Eigenschaften. Stachls Experiment lässt aber darauf keine validen Rückschlüsse zu.

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