Was man in Bewerbungsgesprächen nicht mehr sagen sollte

Was man in Bewerbungsgesprächen nicht mehr sagen sollte
Welche 08/15-Aussagen von Personalisten heute einfach nicht mehr zeitgemäß sind

Bewerbungsgespräche sind nicht mehr das, was sie einmal waren. So manche Fragen wurden längst – aus guten Gründen – aus dem Katalog gestrichen. Etwa: Welchen Job haben Ihre Eltern? Wollen Sie einmal Kinder haben? Oder: Welches Religionsbekenntnis haben Sie?

Aber auch banale Stehsätze bzw. noch immer oft verwendete Fragen haben Sprengkraft. Weil sie nicht mehr in die heutige Arbeitswelt passen.

Sagen Sie also niemals ...

  • Wir freuen uns über ein persönliches Treffen.

Fast alles spielt sich heute digital ab. Interessenten bewerben sich per eMail oder Online-Formular, auch das Erstgespräch findet häufig digital statt. Laut ISG-Prokuristin Olympia Blanck ein Vorteil: „Durch die Digitalisierung sind die Recruiting-Prozesse intensiver, effektiver und internationaler geworden.“ Auch die Jüngeren könne man damit leichter erreichen.

Dennoch komme nichts einem persönlichen Interview gleich, will man die Persönlichkeit besser kennenlernen. Das  ist Blanck wichtig zu betonen.

Idealo-Recruiterin Gazelle Vollhase sieht das völlig anders: „Während der Pandemie hat es online doch auch geklappt. Durch in Aussicht gestellte Treffen laufen wir aber Gefahr, mehr nach Bauchgefühl zu entscheiden. Und mehr nach Sympathie. Das ist letztlich ein Diversitätskiller, weil wir tendenziell Leute einstellen, die so sind wie wir.“

Gerade in männerdominierten Branchen würde die Entscheidung deswegen  auch eher auf männliche Bewerber fallen. Ihr spannendes Fazit: Persönliche Interviews erschweren unterrepräsentierten Bewerbern den Eintritt. Den Prozess digital zu halten heißt, offen für alle Bewerberinnen und Bewerber zu bleiben.

„Bewerber nach Bauchgefühl einzustellen, ist ein Diversitätskiller. Davon müssen wir weg“

von Gazelle Vollhase Recruiterin bei idealo

Was man in Bewerbungsgesprächen nicht mehr sagen sollte

Social-Media-Star und Recruiterin bei idealo, Gazelle Vollhase

  • Warum haben Sie sich bei uns beworben?

Dieses Statement sei laut Gazelle Vollhase nicht mehr zeitgemäß: „Wer heute die Antwort „Ich liebe euer Produkt und eure Unternehmenskultur“ erwartet, sollte auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Die wahre Antwort ist doch: „Weil ich Geld brauche“. Das ist die Realität.“

Junge Arbeitskräfte hätten andere Prioritäten, die man in Betracht ziehen sollte. Bei ihnen stehen Remote Work, Homeoffice, Flexibilität in Sachen Arbeitszeiten auf der Wunschliste.

  • Wir stellen  nur die Besten ein.

Ein nachvollziehbarer Anspruch an die Bewerber oder zu dick aufgetragen? Laut Vollhase ist es Zweiteres: „Es ist hochmütig zu denken, dass sich die komplette Fülle potenzieller Mitarbeiter bewirbt und man die Besten aussuchen und finden kann.“

Zum einen: Wer ist schon der Beste? Zum anderen schließt man durch diesen hohen Anspruch viele Personen von vornherein aus.  Beispielsweise spielen Frauen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Lebensläufen oft herunter.

Und: „Nicht alle können sich ein Praktikum leisten und geben stattdessen ihre Arbeit an der Supermarktkassa an. Wenn man die Besten einstellen will, muss man solchen Kandidaten auch eine Chance geben“. 

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