Frauen in der Führung: Sieben Hebel, die Aufsichtsratsposten sichern

Fachliche Kompetenz allein ist nicht genug. Wer auf Mandate in Vorständen, Aufsichtsräten oder Beiräten aus ist, muss die richtigen Hebel kennen und in Bewegung setzen, sagt Kommunikationsberaterin und Personal-Branding-Spezialistin Louisa Böhringer. Insbesondere Frauen sollten hier strategisch vorgehen, mahnt sie.
Weibliche Vorstandsmitglieder sind immerhin in der Unterzahl. Bei den im Wiener Börse Index gelisteten Unternehmen verharrt die Quote laut dem EY Mixed Leadership Barometer bei 12,5 Prozent. In den Aufsichtsräten, wo eine Frauenquote von 30 Prozent einzuhalten ist, sank die Anzahl zuletzt sogar. Obwohl es genügend Studien gibt – zuletzt eine der Oesterreichischen Nationalbank – die belegen: Mit wachsendem Frauenanteil in den obersten Gremien wächst auch der Unternehmenserfolg.
Ein Platz in den Gremien erfordert einen ausgeklügelten Plan
„Positionen in Gremien werden über Menschen besetzt, die andere vorschlagen“, erinnert Böhringer. Diese Menschen sind tendenziell männlich – sich in Frauen-Netzwerken zu bewegen, reicht also (noch) nicht aus. Stattdessen empfiehlt sie Frauen, die genügend Berufserfahrung (10 bis 15 Jahre) und die notwendigen Führungskompetenzen mitbringen, sich bei den richtigen Personen zur richtigen Zeit mit dem richtigen Inhalt zu platzieren, und dann bestenfalls in positiver Erinnerung bleiben. Glück braucht es dafür keines, so Böhringer. All das lässt sich planen.
Louisa Böhringers Plan umfasst sieben Hebel, die manchen Kundinnen schon nach vier bis sechs Monaten eine Einladung in einen Beirat verschafft haben sollen. Wobei eine Einladung nicht das Ziel ist, so Böhringer: „Als Board-Kandidatin geht es darum Optionen zu haben“, und aus bestenfalls drei oder mehr Angeboten auszuwählen.

Louisa Böhringer erkannte einen Bedarf und startete kürzlich ihr „Board-Ready“-Programm für Frauen in Führungspositionen 40+.
Mit Hebelwirkung
Hebel Nummer eins lautet Standort und Strategie. Bedeutet: Wo stehe ich gerade, welches Ziel habe ich und welche Stakeholder gilt es zu überzeugen? Ist das geklärt, folgt der zweite Hebel: Positionierung und Branding. In anderen Worten: Was soll über mich gesagt werden, wenn ich nicht im Raum bin? Welches Profil, welche Geschichte, welche Expertise soll man mir zuschreiben? Hebel drei setzt das richtige Mindset fest und arbeitet an der Kommunikation. Etwa daran, wie sich Präsenz, Wirkung und Haltung perfektionieren lassen, um auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Wie viel Beiräte, Vorstände und Aufsichtsräte in Österreich verdienen, variiert stark – je nach Branche, Unternehmensgröße und Eigentümerstruktur. Gehaltsexperte Conrad Pramböck hat dennoch Durchschnittswerte parat:
Vorstand
150.000 –300.000 Euro Gesamtgehalt brutto pro Jahr inkl. Bonus für kleine bis mittlere Unternehmen. Größerer Mittelstand bis 600.000. Große Unternehmen außerhalb des ATX: 500.000 – 900.000. Bei ATX-Konzernen meist über eine Million Euro
Aufsichtsräte
Kleine Firmen: 3.000 – 10.000 Euro jährlich, große Unternehmen 30.000 bis 80.000 Euro. ATX-Unternehmen teilweise über 100.000 Euro. Wobei Pramböck anmerkt, dass Aufsichtsratsvergütungen steuerlich als selbstständige Tätigkeit gelten.
Beiräte
Hauptsächlich nicht-börsennotierte Familienunternehmen: Ca. 5.000–25.000 Euro jährlich, je nach Umfang der Aufgaben und Verantwortung. Oder Sitzungshonorar zwischen 1.000 – 2.500 Euro pro Sitzung.
Der vierte Hebel heißt schlicht Sichtbarkeit. Jedoch geht es darum, sich höchst strategisch als Expertin in gewissen Bereichen zu vermarkten. Via Social Media, auf Konferenzen oder mit Keynotes. Oder auch mit Arbeiten, die man für ein Unternehmen leistet. „Man muss so abliefern, als wäre man bereits in der höheren Position“, so Böhringer. Der fünfte Hebel umfasst das bestehende Netzwerk und das angestrebte. „Es ist eine sehr detaillierte Stakeholder- und Beziehungsstrategie. Wie komme ich zu Entscheidern und Mentoren, die mir weiterhelfen?“
Bei Hebel sechs geht es ans Eingemachte: Denn hier wird geübt, geübt, geübt, sich auf Anrufe von Headhuntern oder Assessments vorbereitet. Und hat man diese mit positivem Abschluss gemeistert, bleibt für Hebel sieben nur noch der Austausch mit Gleichgesinnten. Und die Möglichkeit, selbst als Mentorin zu agieren.
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