Welchen Einfluss Eltern auf ihre Kinder haben
Dass Eltern die ersten, wenn nicht sogar wichtigsten Vorbilder im Leben eines Menschen sind, darüber war man sich einig. Und auch die Forschung belegt die Vermutung. Eine Studie des Sinus-Instituts zeigt, dass Eltern die Berufsentscheidungen ihrer Kinder maßgeblich prägen. Sie sind Anstoß- und Ratgeber. Haben Einfluss darauf, ob man sich einmal in die Selbstständigkeit wagt oder nicht, ergänzt eine Studie, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift Small Business Economics veröffentlicht wurde.
Ali Mahlodji, Vater zweier Töchter und Stargast des Events, ist sich seiner Verantwortung bewusst. Will seinen Kindern ein positives Erwachsenenbild vorleben. Denn er weiß: Glaubenssätze bleiben über sechs bis acht Generationen erhalten, bis man sie durchbrechen kann. Etwas, das Frauen noch heute zu spüren bekommen. Wenn der nächste CEO-Posten wieder mit einem Mann besetzt wird, man noch immer über Quoten diskutieren muss, davon ausgeht, dass es Frauen- und Männer-Berufe gibt. Man eben nicht doch alles werden kann, was man will.
Wer sind die Vorbilder der Frauen?
„Mein Schatz, die Welt ist ein Spielplatz ... tob dich aus“, sagt daher Ali Mahlodji zu seiner fünfjährigen Tochter. Als einzige Frau am „Spielplatz“ fällt das Austoben nur nicht leicht, weiß Unternehmerin Kosima Kovar, die es in die Forbes „30 unter 30“-Liste geschafft hat. „Ich hätte gerne mehr weibliche Vorbilder gehabt, vor allem als ich mein Unternehmen gegründet habe“, gibt sie während der Podiumsdiskussion zu.
Durch die mangelnde Repräsentation würde nämlich auch die Selbstsicherheit vieler Mädchen und Frauen sinken. Der sogenannte „Gender-Confidence-Gap“ beginnt schon in der Volksschulzeit, berichtet sie. Mit acht Jahren sinke die Selbstsicherheit der Mädchen, anders als die der Burschen, drastisch ab. Erst im Alter von 50 Jahren gleicht sich das Verhältnis wieder aus.
Unternehmerin Katharina Schneider ließ sich davon nicht beirren. Als Frau trat sie der Jury von „2 Minuten 2 Millionen“ bei. „Ich bin in einer anderen Generation groß geworden. Bei mir waren nur Männer in der Führungsebene. Aber ich habe mir da keine Gedanken gemacht. Habe stattdessen einfach angepackt“, erzählt sie. Und auch wenn es an weiblichen Vorbildern an der Spitze mangelte, konnte sie von den männlichen Kollegen viel mitnehmen. „Vorbilder müssen nicht unbedingt das gleiche Geschlecht haben. Das nimmt man nur oft an“, berichtet auch Business Angel Laura Raggl. Frauen im Investitionsgeschäft wären rar, also war für sie klar, sich auch von männlichen Kollegen inspirieren zu lassen. Lernen ließe sich ohnehin aus jeder Bekanntschaft, weiß Managerin Maria Zesch. Frühere Magenta-CEO, die für die Karriere mehr als nur einmal privat zurücksteckte.
Warum es (k)ein schlechtes Vorbild gibt
Vorbilder können gut oder schlecht sein, meint Zesch. Beide hätten sie in der Karriere weitergebracht. „Ich habe von jedem meiner Vorgesetzten etwas mitgenommen. Zum Beispiel auch, was ich auf gar keinen Fall nachmachen möchte“, verrät sie.
Insbesondere aus schwierigen Situationen könne man ganz viel schöpfen, stimmt Unternehmerin und Ex-Politikerin Maria Rauch-Kallat zu. Ihre Kindheit war hart, stellte sie vor Herausforderungen. „Aber die haben mich letztlich stärker gemacht“, ist sie sicher. „Meine Resilienz wurde größer. Ich habe mich mehr getraut und gelernt, mich zu wehren.“ Nicht immer braucht es dafür Schicksalsschläge. Manchmal reicht ein kleiner Schubs, erfährt der KURIER von Schmuckdesignerin Marie Boltenstern, als er sich unter den Gästen weiter umhört. Sie war ein schüchternes Kind, erinnert sich die Unternehmerin. „Ich habe mich nicht einmal getraut, wo anzurufen.“ Mut machte ihr eine Schulfreundin. „Sie war so selbstbewusst, konnte offen reden.“ Das wollte Boltenstern auch und schaffte es. Seit zehn Jahren führt sie ihr eigenes Business. Hat sich erfolgreich ein Netzwerk aufgebaut. „Man sucht sich für verschiedene Bereiche verschiedene Vorbilder“, hat sie erkannt. Und manche suchen sie sogar im prominenten Umfeld.
Renate Schwarzmüller ist nebenberuflich Fotografin, belegte einen Workshop bei der österreichischen Porträt-Ikone Inge Prader, die ihr eine neue Perspektive eröffnete. „Männer zeigen meist nur die technisch perfekten Bilder“, sagt sie. Aber Prader traute sich, auch die Verschwommenen zu besprechen. Sie waren lebensnah, irgendwie echter. Ein mutiger Zugang, den Schwarzmüller seitdem in ihre Arbeit einfließen lässt.
Ab ins Scheinwerferlicht
Das Fazit: Inspiration lässt sich aus allen Quellen schöpfen. Aus guten, aus schlechten, aus nahbaren und entfernten. Selbst wenn ein einstiges Vorbild irgendwann keines mehr ist. Eine strikte Auswahl braucht es nicht. Denn „die Vorbilder gehen uns aus“, warnt Ali Mahlodji.
„Die Kunst wird sein, ins eigene Licht zu treten und selbst ein Vorbild zu sein.“ Wie man das schafft? Rauch-Kallat hat eine Idee: „Wir müssen uns damit abfinden, wie wir sind. Versuchen, für andere etwas zu bewegen und ihnen etwas mitzugeben. Dann macht uns das letztlich auch selbst glücklich.“
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