ÖH: "Überall wird der Rotstift angesetzt und gekürzt"

Viktoria Kudrna, erste stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), über das anstehende Studienjahr und seine Herausforderungen.
Ab dem 1. Oktober startet die Universität Wien ins neue Studienjahr. Zudem hat die Österreichische Hochschülerschaft seit einigen Monaten ein neues Team an der Spitze: Welche Schwerpunkte im neuen Semester gesetzt werden, was die Studierenden aktuell beschäftigt und welche Maßnahmen geplant sind, erklärt die erste stellvertretende Vorsitzende der ÖH, Viktoria Kudrna.
KURIER: Frau Kudrna, bald startet das neue Wintersemester – was steht aktuell an den Hochschulen an?
Viktoria Kudrna: Da kommen einige Themen auf uns zu. Einerseits merken wir, dass die Wissenschaftsfeindlichkeit zunimmt – damit werden wir uns intensiv auseinandersetzen und versuchen, die Wissenschaft wieder stärker in die Gesellschaft zu tragen. Andererseits beschäftigen uns die Teuerungen weiterhin sehr.
Die Inflation war im Vorjahr ein besonders drängendes Thema für viele Studierende. Gab es da Veränderungen?
Es wird schlechter. Überall wird derzeit der Rotstift angesetzt und gekürzt. In Wien steigen etwa erneut die Öffi-Ticket-Preise, die Wohnkosten werden österreichweit höher – in Graz könnte sogar ein Studentenheim schließen. Das hat Folgen für die mentale Gesundheit, wie wir von vielen Studierenden hören. Deshalb wollen wir die ÖH-Helpline weiter ausbauen. Zusätzlich starten wir im kommenden Semester eine arbeitsrechtliche Kampagne, um Studierende über ihre Rechte aufzuklären. Viele müssen neben dem Studium arbeiten – und die meisten tun das nicht, um berufliche Erfahrungen zu sammeln, sondern weil sie sich sonst Leben und Studium nicht leisten könnten. Genau darauf wollen wir mit unserer Kampagne aufmerksam machen.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Es ist sich eine Veranstaltungsreihe, bei der wir an Hochschulen fahren und mit einer arbeitsrechtlichen Beratung direkt mit Studierenden ins Gespräch kommen. Die Kampagne läuft in Kooperation mit der Arbeiterkammer.
Welche weiteren Maßnahmen werden im neuen Studienjahr gesetzt?
Ein großes bildungspolitisches Thema ist die Umsetzung einer echten Studieneingangs- und Orientierungsphase (Anm. STEOP). Uns ist wichtig, dass sie für Studierende gerecht gestaltet ist und nicht nur dafür da ist, um es Hochschulen leichter zu machen. Dazu gehört zum Beispiel das Abschaffen von Knock-out-Prüfungen. Neu ist außerdem der StAR-Fonds (Anm. Students at Risk) für Studierende, die in ihrem Herkunftsland von politischer Repression betroffen sind. Das haben wir gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium und Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung aufgesetzt. Betroffene werden von ihrer Hochschule nominiert und erhalten ein Stipendium, um ihr Studium abschließen zu können. Die Bewerbungsphase läuft derzeit.
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