Zwischen Eliteprogramm und Zwang: Die Realitäten der Teilzeitarbeit in Österreich

Der Wirtschaftsminister hat die Frauen als große Arbeitskraftreserve erkannt. Sein Bestreben ist es, Frauen stärker in Richtung Vollzeitjobs zu bringen. Hintergrund: die Demografie kippt, in den nächsten Jahren fehlen noch mehr Arbeitskräfte und dieser Mangel wird, speziell, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, Wachstum nehmen.
Das Unterfangen wird schwierig. Die Teilzeitarbeit ist längst kein Sondermodell mehr, sondern gelebter, attraktiver Teil des Arbeitsmarkts. Viele Firmen bieten sie an, weil sie gewisse Flexibilität zulässt, viele Menschen wollen sie. Oder brauchen sie.
Jene, die die Teilzeit wollen, können sie sich meist gut leisten – sie ist also ein gewisses Eliteprogramm. Andere haben ihren Lebensstil so angepasst, dass es auch mit weniger Einkommen reicht. Diese Gruppe will schlicht mehr Freizeit als Arbeit.
Bei jenen, die die Teilzeit brauchen, ist sie oft Ausdruck von Abhängigkeiten. Weil die Care-Arbeit auf sie abgewälzt wird und sich so kein Vollzeitjob mehr ausgehen kann. Weil innerfamiliär entschieden wird, dass die oder der Einkommensschwächere länger zu Hause bleibt. Weil eingefahrene Traditionen und die Strukturen, gerade am Land, es nicht anders zulassen. Wer sich diesen Faktoren unterordnen muss, kann nicht selbst bestimmen. Da hilft auch das permanente Aufzeigen der Konsequenzen (Stichwort Altersarmut) nichts.
Kommentare