KURIER: Im Sinne der Darmgesundheit bringen Sie Produkte im Lifestyle- als auch im Medizin-Bereich auf den Markt. Welcher ist der wirtschaftlich wichtigere für Sie?
Barbara Sladek: myBioma (Lifestyle-Testkit, Anm.). Weil wir sehen, dass wir die Leute damit schneller und besser erreichen und einen echten Mehrwert bieten können. Wir klären auf, dass eine gesunde Ernährungsweise nicht automatisch eine darmfreundliche ist. Wir haben erkannt, dass viele Menschen Diäten folgen, die vielleicht gar keinen Sinn machen.
Dem Darm wird alles Mögliche zugeschrieben: Er bestimmt das Immunsystem, beeinflusst das Gewicht und den Haut- oder Gemütszustand. Wie hoch ist die Gefahr, dem Kunden zu große Versprechungen zu machen?
Der Test allein macht niemanden gesund, er ist der Anfang sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir versuchen, Anleitungen zu geben, wie man den Darm persönlich verbessern kann. Aber um das Darmmikrobiom einmal zu erneuern, dauert es circa drei Monate. Nur dann lässt sich eine langfristige Veränderung überhaupt sehen.
Das Ergebnis des Tests ist also eine Analyse plus Empfehlung zur Verbesserung.
Genau, das ist aber keine Empfehlung zu Nahrungsergänzungsmitteln. Da sind wir sehr vorsichtig.
Die bieten Sie auch an. Kostenpunkt zwischen 180 und 870 Euro pro Kilo.
Die Nahrungsergänzungsmittel sind komplett separat zu betrachten und nur für jene, die sie wollen oder brauchen. Aber eigentlich lässt sich vieles über die Ernährung regeln.
Das Testkit kostet den Konsumenten zwischen 100 und 150 Euro. Auch nicht günstig.
Man kann alles zu einem Schleuderpreis machen, aber mir ist total wichtig, dass die Wertschöpfung in Österreich passiert und bleibt. Deshalb arbeiten wir mit einem österreichischen Labor zusammen, auch das Präbiotikum wird in Österreich hergestellt.
Wie viele Personen haben den Test insgesamt bislang gemacht?
Über 60.000 Tests wurden kommerziell durchgeführt. Hinzukommen Forschungsprojekte und Daten von Partnern. Daraus erschließt sich eine der größten Datenbanken an Stuhlproben der Welt. Daraus erkennen wir, wie die Population ungefähr aussieht.
Würden Sie das näher ausführen?
Das Darmmikrobiom ist genauso individuell wie ein Fingerabdruck. Man erkennt den Unterschied zwischen Mann und Frau, ob jemand einen Bürojob hat oder am Feld arbeitet. Dadurch lässt sich ein schönes Profil basteln.
Ist myBioma die finanzielle Basis, um später weitere Bereiche zu erschließen, etwa in der Krebsprävention?
Auf jeden Fall. myBioma ist schon auch dafür da, dass die Grundeinnahmen passen. Aber man muss sagen: Es arbeitet jemand zwei Wochen lang im Labor, um Resultate zu liefern. In einer Probe sind ein bis zwei Millionen Bakterien, die gelesen werden. Der Output kommt dann zu uns, wir finden quantitativ und qualitativ heraus, um welche Bakterien es sich handelt, wie viele davon vorhanden sind und wie jedes Bakterium mit einem Gesundheitszustand zusammenhängen kann.
Wie groß ist Ihr Interesse, auch im Bereich der Medizin zu wachsen?
Wir haben aktuell um die zehn Studien am Laufen, wo wir mit Universitäten weiterforschen, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Das Mikrobiom ist immer noch in den Kinderschuhen, aber wir sehen, dass es langsam zu einem Jugendlichen wird. Das Interesse wächst also, auch in den Bereichen Medizin und Onkologie.
Lassen sich dadurch einfacher Investoren finden?
Wir sind nicht eigenfinanziert und brauchen Fremdkapital. Das Interesse ist Gott sei Dank sehr gut und auch vorhanden. Die Schwierigkeit ist nur, „smart money“ zu finden. Also Investoren, die nicht nur Geldgeber sind, sondern auch Wissen, also eine Expertise mitbringen. Etwa im Bereich Zertifizierungen von Medizinprodukten.
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