Wie ein Start-up aus Wien Sonnenenergie auf den Malediven nutzt

Wolfang Putschek von Swimsol sitzt vor einer Wand und bewegt eine Hand in der Luft, während er etwas erklärt. Hinter ihm ist ein Bild von den Swimsol-Anlagen am Meer
Eine Wiener Firma errichtet Solarpaneele im Meer der Malediven. Nach dreizehn Jahren Entwicklungszeit sind Produkt und Zeit endlich reif.

Den Anstoß gab eine Geschäftsreise des Bruders auf die Malediven. Und die Erkenntnis: Energie auf diesen Inseln wird mit Dieselgeneratoren hergestellt. Und das wiederum ist umweltverschmutzend, laut, stinkend und teuer. Seither arbeitet das Brüderpaar Putschek an der Idee der schwimmenden Solarpaneele. Wie daraus Swimsol und ein Geschäft wurde, erzählt Finanzchef Wolfgang Putschek.

KURIER: Die Idee klingt einfach – Sonnenenergie statt Dieselgeneratoren, Solarpaneele im Meer, die Strom liefern.

Wolfgang Putschek: Es liegt auf der Hand: Auf diesen Inseln ist jeder Quadratmeter Land extrem wertvoll. Fast unbegrenzt ist jedoch die Meeresfläche. Also mussten wir für unsere Idee den Solarpaneelen schwimmen beibringen.

Die Inselstaaten haben nichts dagegen, wenn im Meer etwas installiert wird.

Die heißen das willkommen, weil sie alle mit den Klimazielen CO2 einsparen müssen – und wenn sie dann noch Kosten sparen, sind sie dabei.

Wie schwierig war es, die Technologie zu entwickeln?

Sehr, weil noch niemand bisher auf die Idee gekommen ist, am Meer schwimmende Solaranlagen zu bauen. Wir haben ab 2012 Versuche unternommen, hatten eine lange Entwicklungsphase. Die war gut gestützt: mit Anschubfinanzierungen bis 2016. Es ging um Salzwasserfestigkeit, Beständigkeit gegen Wind bis 120 km/h und Wellen und um die Befestigung am Meeresboden. Es war wirklich ein Riesenaufwand.

Sie haben dann mit einem Hotelprojekt gestartet?

Ja, mit einem Four Seasons. Die Plattform gibt es immer noch.

Ist das der Auftraggeber?

Nein, immer der Immobilieneigentümer. Der bestellt bei uns die Anlage gegen volle Bezahlung. Kosten: etwa zwei Millionen Euro. Oder kann ein Leasingmodell wählen und zahlt die Anlage auf zwanzig Jahre ab.

Wie viele Projekte haben Sie bisher realisiert?

Das ist schwer zu sagen, weil Kunden in Segmenten kaufen. Wir haben 50 Megawatt installierte Kapazität. Projektvolumen: 60 Mio. Euro.

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Wann hat das Geschäft richtig Fahrt aufgenommen?

Nach Corona. Seither haben wir den Umsatz versiebenfacht. Das hat mit dem Umweltbewusstsein der Europäer, Japaner und Amerikaner zu tun, weil es die Bereitschaft der weniger hoch entwickelten Länder erhöht. Der Druck der Gäste ist entscheidend. Aber ohne kommerzielle Komponente geht es trotzdem nicht.

Was kann man mit so einer Anlage konkret einsparen?

Mit einem Komplettpaket kann man zwölf Stunden am Tag rein mit Solar den Betrieb halten. Das geht jetzt besonders gut, weil sich die Batteriepreise geviertelt haben.

Wie viel Energie braucht so ein Hotel?

Alles läuft mit Strom: jede Woche kriegen die Hotels ein paar Tausend Liter Diesel geliefert. Verbrauch im Jahr: zwei bis fünf Millionen Liter Diesel. Wir sparen mit unseren Anlagen aktuell 20 Millionen Liter Diesel pro Jahr ein. Das sind hunderttausend Tonnen CO2.

Haben Sie eine Konkurrenz?

Technologisch sind wir gute drei Jahre voraus. Unser Know-how liegt vor allem in der Systemintegration. Wir müssen die Anlage in ein bestehendes Energiesystem einbinden. Diese Integration ist computer- und softwareabhängig – und immer ein Problem. Aber wir können das. Ich sage: Ein Chinese kann das nachbauen, der schafft das. Aber die Technologie dahinter, das ist die große Kunst.

Wie ist es, als Österreicher auf den Malediven Geschäfte zu machen? Mein Bruder hat früh eine essenzielle Entscheidung getroffen. Nur private Kunden, nicht öffentlicher Sektor. Damit ist die gesamte Thematik der gesetzlichen Regulierung weggefallen. Es gibt keine Genehmigungsverfahren, keine Anschlussdiskussion. Eine Insel hat ja immer ein autarkes Netz.

Sie wurden dort also willkommen geheißen?

Das wäre übertrieben gesagt. Es war ein edukativer Prozess, die Menschen und Hotels davon zu überzeugen. Und noch einmal: das hehre Ziel der CO2-Ersparnis ist die eine Sache, letztlich zählt aber der Kostenfaktor.

Es gibt Ihr Unternehmen seit 13 Jahren. War immer klar, dass die Idee aufgeht?

In der Entwicklungsphase waren wir finanziell gut versorgt, durch Förderungen, Investoren und eine relativ geringe Kostenbasis. Uns hat fast das Genick gebrochen, dass wir 2019 einen sehr schönen Auftragsstand erreicht haben, aber es im März 2020 zum Shutdown kam. Dazu muss man sagen: unsere Projekte haben eine lange Vorlaufzeit, das sind Jahre.

Aber es ist danachg wieder angesprungen?

Ja, weil Öl plötzlich 120 Dollar gekostet hat und es das generelle Bewusstsein fürs Klima gab.

Wieso brauchen Sie jetzt ein Crowdfunding?

Damit wir schneller wachsen können. Wir brauchen Kapital, um Batterien einzukaufen, Kapazitäten zu sichern, das Sales-Team zu erweitern. Wir sehen uns immer noch als Start-up. Unsere Strategie ist die Expansion. Und wir würden gerne einen Partner finden, mit dem wir uns vergrößern können.

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