Sind Österreichs beste Fachkräfte bereit für China?

 Auch die Gewinner der „Internationalen Skills Championships Europe“ wurden geehrt: Juliana Hain, beste Steinmetzin Europas.
Am Wochenende wurden die Staatsmeister der Berufe ermittelt, sie sicherten sich Tickets für die WorldSkills 2026. Sind unsere Fachkräfte bereit für China?

Es war eisig in Salzburg – frostige minus zwei Grad. Während man am vergangenen Samstag draußen fror, kamen drinnen im Salzburger Messezentrum  einige ordentlich ins Schwitzen: Die Teilnehmenden der  Berufsstaatsmeisterschaften AustrianSkills 2025 kämpften auf 20.000 m² Fläche um Gold, um sich damit das begehrte Ticket für die WorldSkills 2026 in Schanghai, China, zu sichern (finden im September 2026 statt, Anm.)

Insgesamt traten rund 500 junge Fachkräfte in 46 Berufen an. Neu dabei waren u. a. die Dachdecker, wie Experte Anton Matlas stolz erklärt. Sieben Teilnehmer arbeiteten drei Tage lang an unterschiedlichen Dachkonstruktionen. Ob der Beruf nun offiziell ins Skills-Portfolio aufgenommen wird? „Das kann man noch nicht sagen, aber wir sind sehr zufrieden mit der Leistung der Teilnehmer und arbeiten daran“, sagt Matlas.

Berufe hautnah erleben

Die Meisterschaften fanden im Rahmen einer großen Berufsbildungsmesse statt. Tausende Jugendliche und junge Erwachsene (und ihre Eltern) spazierten durch die Hallen. „Bei der Berufsinfo-Messe holen sie sich den theoretischen Input, bei den AustrianSkills sehen sie die Berufe live in der Praxis“, erklärt Doris Mandl, SkillsAustria-Marketingexpertin. „Die jungen Besucher sehen auf einen Blick, was den Job wirklich ausmacht: welche Arbeitskleidung man trägt, wie viel Handwerk es braucht, was man können muss und mit welchen Werkzeugen oder Maschinen gearbeitet wird“, erklärt Mandl.

„Der Andrang ist heuer riesig. Man merkt, dass Interesse da ist“, so SkillsAustria-Geschäftsführer Jürgen Kraft. Grund dafür sei die ansteckende Begeisterung und Leidenschaft der Fachkräfte – und die wurde beim großen Finale am Sonntag besonders deutlich. 46 Staatsmeister wurden vor über 2.500 jubelnden Gästen geehrt. „Es wurden alle Besucherrekorde gebrochen.“

Der Weg zum Gold

Unter den Gewinnern waren auch einige Teilnehmer der EuroSkills 2025 in Dänemark, die sich nur wenige Monate nach den Europameisterschaften erneut in die Berufsbewerbe stürzten. Rezeptionistin, Europameisterin und nun Staatsmeisterin Elena Mathis gehört dazu: „Man ist  nervöser als bei den EuroSkills.“ Die Erwartungen an sich selbst seien höher, vor allem, wenn man bereits Europameisterin ist. „Aber ich bin stolz und strebe auch in China wieder den ersten Platz an“, sagt sie. 

Ähnlich selbstbewusst zeigt sich Jonas Danninger, ebenfalls Europameister und nun Staatsmeister: „Ich habe nur mitgemacht, weil ich nach Schanghai will.“ Sein Ziel dort: der erste Platz. Trainiert wird der Klima- und Kältetechniker von seinem Vater Rupert Danninger. „Er ist damit aufgewachsen und der Ehrgeiz steigt immer weiter.“ 

Trotz der bisherigen Erfolge sei jeder Bewerb fordernd: „Es werden nach wie vor die Leiberl durchgeschwitzt, aber das ist gut so, weil es zeigt, dass man das ernst nimmt.“ Sein Rat an junge Fachkräfte: „Fehler akzeptieren und weitermachen. Ich beobachte immer wieder, dass Handschuhe und Brillen geschmissen werden und die Teilnehmer eine Weile brauchen, bis sie sich wieder fangen. Diese Zeit haben sie aber nicht.“ Und: „Der Beruf muss dir taugen. Was dir taugt, machst du mit Freude und dann auch mit Leichtigkeit.“

Die Erwartungen an die WorldSkills in Schanghai sind also hoch – sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Trainern. Doch wie bereit ist Team Austria für den internationalen Wettbewerb? Für ein Antreten im wettbewerbsstarken China, gegen die Welt? 

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Gartengestalter Simon Berner und Noah Knapp sind Best of Austria. 

Die WM in China

Jürgen Kraft hat das chinesische Team schon öfter in Aktion gesehen – zuletzt bei den WorldSkills in Lyon, als sie 36 Goldmedaillen abräumten. „Deren Ansatz ist ein anderer. Sie haben keine duale Ausbildung. Die Teilnehmer kommen oft aus Schulen und werden anschließend in Trainingsakademien ausgebildet.“  Team Austria geht das anders an: Hier findet rund 70 Prozent des Trainings während der regulären Arbeitszeit statt, der Rest in der Freizeit, meist am Wochenende. „Je nach Beruf werden zusätzlich bis zu 1.200 Stunden trainiert.“ 

Thomas Prigl, Vizedirektor an der Berufsschule für Baugewerbe BS Bau in Wien, trainiert seit 2015 Betonbau-Teams und weiß: Die heimischen Handwerkerinnen und Handwerker haben mit der dualen Ausbildung ein Ass im Ärmel. „Sie können sich flexibel an neue Vorgaben anpassen, weil sie die Berufserfahrung haben. Es geht nicht nur ums Auswendiglernen, sondern ums Verständnis.“ Genau darin sieht er die Stärke von Team Austria. 

Optimistisch zeigt sich auch Kraft: „Neues Team, neue Möglichkeiten.“ Die Zahlen sprechen für sich: Seit 1961 liegt Österreich im WorldSkills-Länderranking konstant unter den Top Ten.

Wer die Gewinnerinnen und Gewinner sind? Das finden Sie hier heraus.

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