Neuer Private Members Club in Wien: Kann das funktionieren?
Es ist kein Marketingschachzug, um die Hotellobby mit Leben zu befüllen. „Es ist eine ernst gemeinte Sache“, erklärt Myriel Walter dem KURIER. Sie ist Global Director der Sircle Collection, einer niederländischen Hotelkette, die in der Wiener Schottenfeldgasse mit einem Ableger und dem zugehörigen Restaurant „Seven North“ schon vor Jahren angekommen ist. Jetzt wurden 22 Hotelzimmer durchgebrochen, Investments getätigt und alle Bewilligungen eingeholt, um zwei Jahre später als geplant „The Cover“ zu eröffnen. Einen Private Members Club, der sich in Barcelona bereits bewährt haben soll und auch bald nach London und Amsterdam kommt.
Die Zielgruppe? Die Kreativen, die Entrepreneure und die, „die etwas schaffen wollen“, sagt Walter. Für rund 170 Euro im Monat (plus 550 Euro Anmeldegebühr) verschafft man sich Zugang zu Mitgliedsräumen, Co-Working-Spaces, Fitnessangeboten, Events und einem privaten Kinosaal, dessen Buchung extra zu bezahlen ist. Herzstück soll aber die neue Gemeinschaft sein, die dort entsteht. Diese aufzubauen, wird eine Herausforderung.
Kein Kulturgut in Österreich
Während sich in London die Club-Kultur schon seit Jahrhunderten etabliert hat, hält sich in Österreich bislang nur ein Konzept gut: Clubs, die sich aus einer bestehenden Seilschaft oder einem gemeinsamen Interesse heraus entwickelt haben. Die Orte, an denen man zusammenkommt, sind reine Nebensache, die Adressen dennoch exquisit. Bewährte Beispiele gibt es viele – vom Rotary Club über die WineBank bis zum Wiener Renn-Verein, der gemeinhin als exklusivster Herrenclub der Bundeshauptstadt gilt und bald 200-jähriges Bestehen feiert.
Das andere Clubkonzept, das auch „The Cover“ bedienen will, hat eine durchwachsene Erfolgsgeschichte in Wien. Hier wird mit einem exklusiven Ort und einem besonderen Angebot gelockt, immer mit betriebswirtschaftlichem Gedanken im Hintergrund. Es soll sich also rentieren, nicht immer klappt das.
Das Wiener Penthouse k47 wagte vor rund zwanzig Jahren den Versuch, Mitglieder für einen Members Club zu gewinnen und scheiterte. Die Preise waren zu hoch, hört man. Heute ist es eine Eventlocation. Jünger ist das Experiment des Restaurants Grand Ferdinand. Für 30 Euro Mitgliedsbeitrag sollte der „Grand Étage Club“ Gourmet-Interessierte auf das Dach des Hauses locken. Irgendwann wurde Mitgliedern der Beitrag nicht mehr abgebucht, es hat sich ausgeclubbt, bestätigt man dem KURIER. Und auch der X Club des umstrittenen Gastronomen Martin Ho hat sich mehrfach neu erfunden. Zuerst war er nur Besitzern von limitierten schwarzen Schlüsseln vorbehalten, nach einem Umbau 2024 durften plötzlich alle rein, um wenige Monate später zum strengen Schlüsselkonzept zurückzukehren.
Johannes Kattus ist mit seinem Private Members Club 2022 „Am Hof 8“ in der Innenstadt angekommen und hat vor, zu bleiben.
Das wichtigste Aushängeschild: Der Hausherr oder die Hausdame
Angesiedelt in einer Luxusimmobilie soll sein Privatclub ein „verlängertes Wohnzimmer“ für unterschiedlichste Mitglieder sein, ohne Raum für geheime Machenschaften zu bieten. Die kritische Masse, um operativ profitabel zu sein, habe man bereits erreicht, sagt der Betreiber.
Konkret sind das 600 bis 700 zahlende Mitglieder (150 Euro pro Monat plus 3.500 Euro Einschreibgebühr). Bis Jahresende ist vorerst ein Aufnahmestopp eingelegt. Das Konzept ist in Wien angekommen, sagt Johannes Kattus. „Der Erklärungsbedarf, den ich anfangs hatte, ist nicht mehr so gegeben.“ Mitglieder wüssten, worauf sie sich einlassen. Und auch die Frage: „Was kriege ich für mein Geld?“ habe sich mittlerweile erübrigt. Zusätzliche Club-Konzepte wie „The Cover“ begrüßt Kattus, weil er der Meinung ist, „dass das die Akzeptanz stärken wird und die Zielgruppe am Wiener Markt nur wachsen kann.“
Um langfristig erfolgreich zu sein, müssten jedoch mehrere Faktoren stimmen, ist er überzeugt: Wichtig ist die Lage und noch wichtiger das persönliche Engagement des Hausherrn oder der Hausdame. „Die Entwicklung des Clubs hängt sehr stark mit meinem persönlichen Commitment (Bekenntnis, Anm.) zusammen“, hat Johannes Kattus erkannt, der aus diesem Grund momentan nicht an Expansion denkt. Als Club-Betreiber müsse man präsent sein, bestenfalls ein eigenes Netzwerk mitbringen. „Der Club lebt von einer gewissen Nahbarkeit und Gastlichkeit. Was Familienhotels in Tourismusregionen sind, sind Members Clubs in der Innenstadt.“
Ob das „The Cover“ als Auskopplung einer internationalen Hotelkette gelingen kann? „Ich bin gespannt“, sagt Johannes Kattus. Wünschen würde er es den Kollegen, die sich vorgenommen haben, in den nächsten sechs Monaten 300 Mitglieder anzuheuern. Und das soll ja erst der Anfang sein.
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