Präsentation Feuerwehrkalender 2026: Zu heiß für diese Welt?
Wenn Mobilitätsminister Peter Hanke zur Moderatorin sagt, dass sie heute „heiß aussieht“ und es nicht komisch rüberkommt, sondern die Menge applaudiert, ist klar: die Political Correctness hat für einen Abend Sendepause. Wer mit erhobenem Zeigefinger zur Präsentation des neuen Feuerwehrkalenders geht, hätte sowieso schnell wieder kehrtgemacht – spätestens beim Einzug der Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr Wien. Oberkörperfrei und mit nur dem nötigsten an Uniform werden sie auf einem Einsatzfahrzeug klatschend und tanzend zu Technomusik zur Bühne chauffiert. Die (wenig überraschend) überwiegend weibliche Menge tobt, kreischt, filmt mit. Nicht auszudenken, wie das Szenario in den umgekehrten Geschlechterrollen wäre.
„Wo sind die Single Ladys hier im Raum“, ruft Moderatorin Bianca Ambros gestern Abend durch die Eventhalle Stage 3 im dritten Bezirk und ungezählt viele Frauenhände schnellen begleitet von ohrenbetäubenden „Woos“ in die Höhe. Auch Ambros geht an diesen Abend mit dem nötigen Augenzwinkern ran. Sie lässt sich „I need a Hero“ singend aus einem verschrotteten Auto retten, verkneift sich nicht, wie „f* hot“ die Models sind, verkündet von jedem alleinstehenden Feuerwehrmann den Beziehungsstatus, bevor dieser zu einem Lied seiner Wahl performen darf (tanzen, Sekt aus der Flasche versprühen, strippen). Sie schafft es trotzdem, Seriosität zu verbreiten als u. a. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl dankende Worte ans Publikum und an die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr richtet.
Denn eigentlich hat das alles einen ernsten Hintergrund hier, auch wenn sich dieser schnell vergessen lässt, wenn drei Halbnackte auf der Bühne synchron Klimmzüge machen. Die Einnahmen der Veranstaltung und natürlich der Reinerlös des Kalenders kommen dem Mannschafts-Spenden-Fonds zugute. Dieser wurde eingerichtet, um Familien der Berufsfeuerwehr schnell und unkompliziert zu unterstützen, wenn sie in Not geraten. Etwa bei gesundheitlichen Problemen oder wenn ein Familienvater aus einem Einsatz nicht mehr zurückkommt. 29 Euro kostet der Kalender (hier zu erwerben). 1.000 Stück werden aufgelegt, vergangenes Jahr war er restlos ausverkauft, sagt Florian Böhm, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft FSG younion, die vor zwei Jahren die Organisation des Kalenders übernommen hat.
Der Wiener Feuerwehrkalender hat eine lange Tradition – seit zwei Jahren liegt er in den Händen des Vereins zur Förderung der Bediensteten der Berufsfeuerwehr Wien. Feuerwehrleute, die Lust haben, dabei zu sein, können sich bewerben, dann wird gecastet und schließlich professionell geshootet. Davor haben einige das Training intensiviert, die Ernährung umgestellt, um auch jeden Muskel in Szene zu setzen. "Es hat sich ausgezahlt", sagt David Bohmann zum KURIER. Er fotografierte heuer zum zweiten Mal gemeinsam mit Oliver John Perry den Kalender. An drei Tagen wurde im Sommer am Übungsgelände der Berufsfeuerwehr Wien und am Flughafen Schwechat fotografiert. "Wir haben uns sofort zugehörig gefühlt", sagt Bohmann. "Die Feuerwehr ist ja wie eine Familie. Es war eine super gemeinsame Arbeit, richtiges Teamwork."
„Der Job ist eh schwer genug, da muss man sich eine Gaudi machen“, sagt Böhm. Und die Gaudi steht auch bei den Kalendermodels klar im Fokus, die nach der feurigen Bühnenshow gar nicht erst auf die Idee kommen, wieder ein Oberteil anzuziehen. Stattdessen posieren sie strahlend mit den Besucherinnen, wie damals schon die Mitarbeiter von Abercrombie & Fitch, signieren Kalender und lassen immer wieder die Muskeln tanzen, bevor es am nächsten Tag wieder bitterernst werden kann.
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