Studieren & Arbeiten: Welche Jobs neben einer FH wirklich machbar sind

Studierende sitzen in einem Vorlesungssaal vor ihren Laptops
Warum FH-Studierende Nebenjobs brauchen – und wie sich das auf ihr Studium auswirkt.

Die Zeiten, in denen es reicht, nur zu studieren, sind vorbei – davon ist Hochschulabsolvent Florian B. überzeugt. Man müsse heutzutage mehr Berufserfahrung vorweisen, um am Arbeitsmarkt zu punkten. Also arbeitete der Wirtschaftsinformatiker zunächst nebenbei 25 Stunden die Woche im technischen Customer Support, dann Vollzeit als Developer und in der IT-Security. Sein Studium absolvierte er an einer Fachhochschule (FH), die für fixe Stundenpläne und strenge Anwesenheitspflicht bekannt ist. Wie sich da ein Job ausgeht?

„Locker“, meint Florian B. „Ich habe erst im zweiten Jahr des Studiums begonnen, Teilzeit zu arbeiten – davor nur geringfügig.“ Außergewöhnlich sei sein Engagement nicht, sagt er. Bei Studierenden an FHs komme das sogar häufig vor.

Die passenden Nebenjobs

Die Hochschule Campus Wien hat einen hohen Anteil an berufsbegleitend Studierenden, so Rektor Heimo Sandtner. „Wie viele unserer Studierenden nebenher arbeiten, können wir nicht genau beziffern.“ Einen genaueren Einblick bietet Thomas Gaar, Karriereberater bei Coachfident: Seiner Erfahrung nach arbeitet in Vollzeit-Bachelorprogrammen an FHs rund die Hälfte der Studierenden nebenbei, „im Vollzeit-Master sind es etwa 70 Prozent“.

Die Gründe sind wenig überraschend, wie der KURIER bei einer kleinen Umfrage erfährt: Man möchte eigenes Geld verdienen und dabei auch gleich einschlägige Berufserfahrung sammeln. Außerdem könne man, wie Florian B. anmerkt, schauen, „ob das, was man studiert, in der Praxis auch Spaß macht“.

„Beliebt sind vor allem jene Jobs und Positionen, die praxisnah sind und den Lebenslauf aufwerten“, beobachtet Heimo Sandtner. „Außerdem finden sich auch viele Studierende in klassischen Nebenjobs wie Gastronomie, Handel oder Eventorganisation, weil sie kurzfristige und flexible Einsätze erlauben.“ Unabhängig von der Branche seien ein klarer Einsatzplan, Gleitzeit und die Möglichkeit zu Homeoffice in intensiven Studienphasen besonders wertvoll, stimmt Thomas Gaar zu. „Am besten funktionieren planbare, teils remote Tätigkeiten wie Office-Aufgaben, Research- und Telefonarbeit oder Kundenservice.“

Trotz dichtem Stundenplan

Um Studierende beim Spagat zwischen Studium und Job zu unterstützen, bietet die Hochschule Campus Wien sogar Beratung für flexibles Studieren an: „Wir achten sehr darauf, den Stundenplan so zu strukturieren, dass unsere Studierenden eine gewisse Planungssicherheit haben. Viele Studiengänge bündeln Präsenzzeiten an bestimmten Tagen“, so der Rektor. Dennoch betont er, dass die Anwesenheit in Lehrveranstaltungen wichtig ist. „Daher ist Flexibilität seitens der Arbeitgeber ein entscheidender Faktor.“

Das bemerkte auch Julia B. während ihres Studiums der Sozialen Arbeit. Anfänglich arbeitete sie projektweise und sehr unregelmäßig – etwa als Statistin, Babysitterin oder Aushilfe. „Ich wollte ein regelmäßiges Einkommen, weswegen ich mich später für die Arbeit als Assistenz im Journaldienst eines Instituts entschieden habe.“ Dort arbeitete sie sieben Stunden pro Woche. „Ich hatte aber ein paar Kollegen, die bis zu 20 Stunden gearbeitet haben“, erinnert sie sich. „Es gab Wochen, in denen wir fast jeden Tag von acht Uhr Früh bis sieben am Abend Unterricht hatten. In so einer Woche hätte ich mir keinen Job vorstellen können.“

Grundsätzlich hält Thomas Gaar in einem Vollzeit-Bachelorstudium zehn bis 15 Stunden pro Woche für gut machbar. Bei einem Master könnten es sogar rund 15 bis 20 Stunden sein. Ähnlich sieht es Verena S., die aktuell mitten im FH-Job-Geschehen steht. Sie arbeitet als persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen und studiert ebenfalls Soziale Arbeit, allerdings berufsbegleitend. „Selbst dann gehen sich eigentlich nur 20 Stunden gut aus“, sagt sie. Alles darüber sei für sie und die meisten ihrer Studienkollegen nicht machbar. Trotzdem ziehen sie es durch, wollen diese Erfahrung nicht missen. Wer die Doppelbelastung nicht unterschätzt, kann daraus einen großen Mehrwert ziehen – fachlich wie persönlich, so Heimo Sandtner.

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