Was 1.630 Fallschirmsprünge über die Business-Welt verraten

Lisa Buchner Wingsuit
Lisa Buchner ist schon 1.630 Mal aus Flugzeugen gesprungen. Und hat dabei Erfahrungen gesammelt, von denen die Businesswelt profitiert.

Eigentlich will Lisa Buchner mit dem Fallschirm landen. Freiflächen gibt es im Schlosspark Laxenburg genug. Doch der Luftverkehr rund um den Flughafen Wien Schwechat lässt es nicht zu. Also steigt sie in Anzug und Sneakers auf die Bühne, statt mit Helm und Wingsuit.

Lisa Buchner ist seit ihrem 19. Geburtstag bereits 1.630 Mal aus Flugzeugen, Gleitschirmen oder Heißluftballons gesprungen. Heute ist sie „die erste und einzige Wingsuit-Trainerin in Österreich und Deutschland“, wird sie bei der Sommer-Edition des HR Inside Summits vorgestellt. Dieser begrüßt vergangenen Mittwoch 600 Gäste aus Business und HR. Buchner ist hier, um eine Keynote zu halten, denn Fallschirmspringen und die Arbeitswelt haben mehr gemeinsam, als man denkt.

Wie man trotz hohen Drucks funktioniert

„Ich war selbst 15 Jahre Marketing-Managerin und kenne die Parallelen“, erzählt Buchner nach ihrer Keynote dem KURIER. Die wohl wichtigste Gemeinsamkeit? Dass Entscheidungen da wie dort unter Druck gefällt werden müssen. „Wenn du aus dem Flieger springst, hast du nur eine gewisse Zeit, bis du auf dem Boden ankommst“, sagt sie. Unvorhersehbares könne immer passieren, egal, wie routiniert man ist. Doch auch in diesen Momenten müsse man handlungsfähig bleiben und nicht die Nerven verlieren.

Buchner spricht aus Erfahrung. Einmal ist sie in einer Gruppe von Profis über Kufstein aus dem Flugzeug gesprungen – und verlor plötzlich die Kontrolle. „Ich bin mit 300 km/h quer durch die anderen durchgeschossen“, erzählt sie. Verletzt hat sie niemanden aber durch die ruckartige Öffnung des Fallschirms wurde sie fast bewusstlos. Was sie gemacht hat? Tief durchgeatmet. „Mit jedem Atemzug konnte ich klarer sehen und letztlich sicher landen.“

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Wingsuit-Trainerin Lisa Buchner

Seit zehn Jahren liebt Buchner ihren Wingsuit: Einen speziellen Anzug zum Fallschirmspringen mit Stoffflächen 
zwischen Armen und Beinen, die nicht nur vertikal, sondern horizontal fliegen lassen. Und mit ordentlichem Tempo.

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Wingsuit-Trainerin Lisa Buchner

Buchners Sprünge sind „relativ sicher“ – Basejumping von Klippen oder Bergen macht sie nicht.

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Wingsuit-Trainerin Lisa Buchner

Um Wingsuit-Fliegen zu dürfen, braucht es vorab 200 Fallschirmsprünge plus Lizenz.

Aus gesundheitlichen Gründen musste sie das Fliegen ein paar Monate lang pausieren. Ein Rückschlag, aus dem sie viel lernte. „Ich bin auf jeden Fall deutlich stärker, als ich es damals war, habe meine Sprungzahl mehr als verdoppelt, darf anderen das Wingsuiten beibringen und war letztes Jahr bei den Weltmeisterschaften in den USA beim Speed-Skydiving. Damit hätte ich im Leben nie gerechnet.“

Für den Erfolg muss man Ängste überwinden

Leicht ist ihr das nach der erzwungenen Pause nicht gefallen. „Es hat mir Mut gekostet, wieder in den Flieger zu steigen und den Traum weiterzuverfolgen“, erinnert sich die Wingsuit-Trainerin zurück. Aber sie weiß: Die schönsten Erlebnisse liegen auf der anderen Seite der Angst. „Oft müssen wir durch Momente der Angst und des Zweifels durch, um Großartiges zu erfahren“, sagt sie. Das kann das Glücksgefühl während eines Fallschirmsprungs sein oder das Erfolgserlebnis nach einer geglückten Gehaltsverhandlung. „Vielleicht hat man zuerst Bammel, keine zu bekommen. Aber es wartet ein potenzieller Erfolg dahinter“, ermutigt sie.

Was dabei hilft, Träume in die Tat umzusetzen?

Buchners Ziel: Ein gutes Vorbild sein

Vorbilder, ist Lisa Buchner überzeugt. „Es geht darum, sichtbar zu sein und andere zu inspirieren“, sagt sie. Bis heute passiert es Buchner, dass Menschen sie verdutzt ansehen, weil sie nicht glauben können, dass auch Frauen Fallschirmspringen. Das will Lisa Buchner ändern und hat sich auch deshalb als Keynote-Speakerin ein zweites Standbein aufgebaut.

Außerdem geht es ihr darum, andere zu motivieren und zu fördern. So wie es Robert Pečnik, ein maßgeblicher Entwickler des Wingsuits, bei ihr gemacht hat. Denn als dieser einmal unabsichtlich mit seinem fledermausartigen Anzug Lisa Buchners Fallschirmsprung durchkreuzte, entschädigte er sie. Und lud sie auf einen weiteren Sprung ein. „Das ist eine kleine Geste“, sagt Buchner, die aber viel bei ihr bewirkt hat. Also versucht sie, ihren Trainees vor jedem Sprung ein gutes Gefühl zu vermitteln. „Ich lächle sie an, gebe High-Fives und zeige ihnen, dass ich an sie glaube. Dass ich sicher bin, dass sie gut ausgebildet sind.“ Ein Ratschlag, der sich auch in der Business-Welt gut anwenden lässt.

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