Die Kryptoforensiker: Neue Ermittler überführen Cyber-Täter

Die Kryptoforensiker: Neue Ermittler überführen Cyber-Täter
Was sind Kryptoforensiker, Herr Quehenberger? Und warum brauchen wir diesen neuen Beruf?

Albert Quehenberger war nicht immer technikaffin. Er hat sich eher dorthin entwickelt, erklärt der Krypto-Experte dem KURIER. Es war ein Diebstahl, der ihm den entscheidenden Schubs verlieh. Denn als die Kryptowährung Bitcoin noch neu im Onlinemarkt war, kaufte er sich einige. Sechs von diesen Krypto-Münzen wurden ihm gestohlen. „Ich wollte den Fall anzeigen. Aber bei der Polizei wurde ich mit großen Augen angeschaut. Sie meinten, dass sie mir nicht helfen können.“ Also nahm er den Fall selbst in die Hand und suchte nach Ausbildungsmöglichkeiten - unter anderem in einem Cyber-Sicherheitsinstitut in den USA. Heute ist er der erste zertifizierte österreichische Kryptoforensiker. Seine sechs Bitcoins konnte er jedoch nicht mehr finden. Der Fall sei im Sand verlaufen, sagt er. 

Mit „Internet-Geld“ wie Bitcoin entstehen neue Verbrechen, die neue Jobs fordern. Albert Quehenberger hat dazu beigetragen, dass der „Blockchain- und Kryptoforensiker“ bundesweit offiziell in das Berufsbild der IT-Dienstleister aufgenommen wurde. Dem KURIER erklärt er, was genau man unter diesem Beruf versteht. 

Herr Quehenberger, was hat es mit diesem Job auf sich?

Albert Quehenberger: Wir sind Ermittler, die Datensätze und Transaktionen verständlich aufbereiten und interpretieren, um gestohlene Kryptowährungen aufzuspüren und an den rechtmäßigen Eigentümer zu überbringen. Das machen wir Hand in Hand mit Ermittlungsbehörden, die das Ganze staatlich durchsetzen können. In der Kriminalistik nennt man das Token- oder auch Asset-Recovery. 

Warum braucht es diesen Job?

Das Militär und die Polizei haben Krypto lange unterschätzt und es mehr als Spielerei für Computer-Nerds gesehen. Laut Berichten des Innenministeriums steht aktuell aber jede zweite Anzeige im Zusammenhang mit Cybercrime – oft auch mit Kryptowährung. Zum Beispiel Ransomware-Attacken, Geldwäsche, Phishing oder Love-Scams. 

Es geht also immer um Verbrechen. 

Oft, aber wir kümmern uns beispielsweise auch um Mittelherkunftsnachweise. Wenn etwa Banken bei großen Summen sicherstellen wollen, dass das Geld aus einer seriösen Quelle kommt. 

Die Kryptoforensiker: Neue Ermittler überführen Cyber-Täter

Albert Quehenberger ist ausgebildeter IT-Techniker und war 18 Jahre lang im Militär tätig. Sechs Jahre verbrachte er beim strategischen Auslandnachrichtendienst. Heute ist Quehenberger Geschäftsführer von AQ Forensics und der erste zertifizierte österreichische Kryptoforensiker, der als Anwärter zum Gerichtssachverständigen auf diesem Gebiet auch staatliche Aufträge entgegennehmen darf. 

Sie sind nicht Teil der Behörden, sondern ein Privatunternehmen. Was ist da der Vorteil?

Mit Krypto wird man um den Globus geschickt, man ist also schnell international unterwegs. Das macht die Strafverfolgung sehr komplex. Hier kommen wir Kryptoforensiker ins Spiel, weil wir mit den Behörden reden dürfen, ohne den offiziellen langwierigen Weg gehen zu müssen. Und wir sind entsprechend gut gebucht, haben in den vergangenen Jahren mehrere Tausend Fälle bearbeitet. 

Wie sehen internationale Fälle aus? 

Wir hatten vor Kurzem einen Fall mit einem deutschen Staatsbürger, der uns nach Miami führte. Er war Gründer einer Krypto-Firma in den USA und verdächtigte seinen Geschäftspartner, ihm Bitcoins gestohlen zu haben. Über mehrere Monate haben wir gemeinsam mit dem Miami PD und dem FBI gearbeitet, und haben zur Überführung beigetragen. 

Das ist wie im Film. 

(lacht) Jeden Tag. Nur ohne Privatjets und den Stränden in Miami.

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