Kampagne gegen KI: Polaroid will wieder Geschäft machen

Ein Kampagnen-Poster von Polaroid in New York.
Polaroid überrascht mit einer Kampagne gegen KI und Social Media – und will damit einen neuen Trend starten.

Polaroid sorgte in den vergangenen Tagen für Aufsehen auf Social Media. Der Sofortbildkamera-Anbieter startete eine kontroverse Kampagne – gegen künstliche Intelligenz und das digitale Leben

In den Vereinigten Staaten zieren derzeit Plakate (siehe rechts) die Wände, mit Aufschriften wie „AI can't generate sand between your toes“ (übersetzt: „KI kann keinen Sand zwischen deinen Zehen erzeugen“), „No one on their deathbed ever said: I wish I‘d spent more time on my phone“ (übersetzt: „Niemand hat auf dem Sterbebett je gesagt: Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit am Handy verbracht“) und „Real stories. Not stories & reels“ (übersetzt: „Echte Geschichten. Keine Stories und Reels“). 

Der analoge Trend

Ziel sei es, daran zu erinnern, im Moment zu leben – und zurück zum analogen Lifestyle zu finden. Dieser Trend lässt sich schon länger beobachten. Bereits im Vorjahr erzählte Gerhard Brischnik, Branchensprecher der Wirtschaftskammer für den Fotohandel, in einem KURIER-Gespräch, dass die Kundschaft wieder jünger wird und nach Vintage-Kameras Ausschau hält.

Auch Jo Geier, Vintage-Kamerageschäft-Betreiber auf der Wiener Westbahnstraße im 7. Bezirk, kann das bestätigen. Vor elf Jahren hat er sich selbstständig gemacht und kurze Zeit später ein Spezialgeschäft für Sofortbildfotografie eröffnet. „Die Jugendlichen entdecken die analoge Fotografie neu für sich“, berichtet er. „Sie wollen weg vom Handy und wieder etwas in der Hand halten – etwa ein Sofortbild.“ 

Aber auch alte digitale Kameras erfreuen sich gerade großer Beliebtheit. Besonders wenn die Qualität etwas schlechter ist – für einen authentischen Retro-Look. So habe der Trend wieder an Fahrt aufgenommen und durch die große Nachfrage nach Filmmaterial auch die Branche neu belebt. „Es sind seitdem auch neue Filme entwickelt worden – nicht mehr nur von den großen, bekannten Firmen. Man findet jetzt auch neue Namen am Markt.“

KI ist nicht der Feind

Dass KI und technischer Fortschritt in der Branche negativ seien, lehnt Branchensprecher Gerhard Brischnik ab. „Polaroid hat natürlich einen anderen Zugang zur Fotografie, und da ist es verständlich, dass sie KI weniger positiv sehen“, meint er. Aber: „KI gibt es bei uns in der Branche, seit es Photoshop und  Bildbearbeitung gibt – nur hat es damals niemand so genannt.“ Viele Dinge konnte man schon vor Jahren mit Photoshop oder ähnlicher Software bearbeiten, verschieben, ausschneiden, ersetzen und zusammenfügen. „Für mich persönlich ist das ganze Thema KI im Alltag überbordend geworden und ich frage mich, wo die Grenzen sein werden und wie uns KI in Zukunft bestimmen wird“, so Brischnik.

Dennoch müsse man lernen, damit umzugehen – und dabei auch mögliche Probleme und Fehler erkennen. „Bei Fotos wollen wir ja manchmal die kräftigen Farben, den schönen blauen Himmel, den wunderbaren Sonnenuntergang – auch wenn die Situationen vielleicht gar nicht so waren.“

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