"Gönn dir!": Welche kleinen Luxus-Käufe schnell ins Geld gehen

Generation Z fühlt sich laut einer US-amerikanischen Studie finanziell nicht unbedingt sicher. Trotzdem gönnt sich mehr als die Hälfte der Jungen mindestens einmal pro Woche eine kleine Belohnung – ob zur Feier eines Erfolgs oder um einen schlechten Tag aufzuwerten, berichtet die New York Times. So wird für guten Kaffee oder besondere Snacks gerne tiefer in die Tasche gegriffen. Ob sich diese Tendenz auch in Österreich zeigt, erklärt Christian Neumayer, Geschäftsführer der FSW-Schuldenberatung.
KURIER: Herr Neumayer, sehnen sich junge Erwachsene trotz knapper Finanzen auch in Österreich nach dem Alltagsluxus?
Christian Neumayer: In unseren Workshops zum FSW-Finanzführerschein beobachten wir Impuls- und Belohnungskäufe – auch bei Jugendlichen mit weniger Geld. Es sind eben nicht nur die „großen Anschaffungen“, sondern der teure „Take-away“-Kaffee vom Bäcker oder der teure Energydrink, die das Budget belasten. Der Kick eines Impulskaufs, egal ob online oder stationär, flacht erfahrungsgemäß aber rasch wieder ab. Gleichzeitig sehen wir, dass Jugendliche – gerade aus ihrer Peer-Group – einen immensen Druck verspüren, mitzuhalten. Man kann sich zwar kein Auto leisten, aber vielleicht dann die gefälschte Luxus-Cap oder bestimmte Kosmetika.
Wann kippt dieses „Gönn“ dir“-Verhalten von einer kleinen Belohnung in ein finanziell riskantes Muster?
Wenn aus gelegentlichen Belohnungskäufen ein tägliches Ritual wird und damit verbunden auch regelmäßig das Konto überzogen wird. Dann kann es schwierig werden, die eigenen Fixkosten zu decken. Wenn die Fixkosten nicht gedeckt werden können, ist der Weg oft nicht weit, sich „Geld zu borgen“ oder das Konto zu überziehen. Der Kontoüberzug ist nichts anderes als die teuerste Form einen Kredit aufzunehmen, mit bis zu 13 Prozent Zinsen. Deshalb ist es wichtig, die monatlichen Fixkosten zu kennen und sich regelmäßig über seinen Kontostand zu informieren.
Wie groß ist das Bewusstsein junger Menschen dafür, wie stark sich viele kleine Ausgaben summieren können?
Nicht nur bei jungen, sondern auch bei erwachsenen Menschen sind die kleinen Ausgaben oft nicht im Blick. „Buy now pay later“ verleitet dazu, Impulskäufe zu tätigen. Und es bleibt nicht nur bei einem Impulskauf, sondern die Verlockung ist groß, mehrfach jeweils kleine Beträge auszugeben – und am Ende des Monats ist dann zu wenig Geld da.
Wo sehen Sie die Hauptursachen für fehlende Budgetkompetenz?
Das hat meist mehrere Ursachen: Häufig fehlt es aber an grundlegender Finanzbildung – etwa beim Verständnis von Einnahmen, Ausgaben, Krediten und dem Wirken von Werbung auf das eigene Konsumverhalten. Bei jungen Menschen prägen immer mehr Influencer Trends, Konsumwünsche und Selbstbilder.
Was raten Sie jungen Erwachsenen, die nicht auf den kleinen Luxus verzichten möchten?
Es ist ja nichts gegen kleine Belohnungen einzuwenden. Wer plant und das Budget einteilt, kann einen Betrag fürs „Gönnen“ zur Seite legen. Am besten dafür ein eigenes kleines Budget festlegen und bewusst auswählen, was wirklich Freude macht. Damit hat man immer den Überblick über die eigenen Finanzen. Dann müssen sich junge Menschen nicht unsicher fühlen, sondern können selbstbewusst und reflektiert Kaufentscheidungen treffen. Es geht darum, das eigene Kaufverhalten zu reflektieren und sich bewusst zu überlegen, ob dieser Kauf jetzt wirklich notwendig ist.
Gibt es einfache Methoden, mit denen junge Erwachsene ihr Konsumverhalten besser im Blick behalten können?
Der regelmäßige Blick aufs Konto in der Bank-App ist wichtig. Das vorhandene Budget einteilen, ein Haushaltsbuch über Einnahmen und Ausgaben führen und ganz wichtig: Prioritäten setzen. Damit mache ich mir klar, was möchte ich und was brauche ich. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, auf Konsumschulden möglichst zu verzichten und für größere Anschaffungen oder für Notfälle Geld anzusparen.
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