Felix-Austria-Chef: "Es wird mit Halbwahrheiten Stimmung gemacht"

Peter Buchauer
Der Felix-Geschäftsführer über hohe Lebensmittelpreise, Lohnkosten und die Vorteile, einen internationalen Konzern im Rücken zu haben.

Als die Marke Felix 1958 gegründet wurde, waren haltbare Lebensmittel eine Sensation. Die Euphorie ist geblieben – die Soßen, insbesondere das Ketchup, sind Marktführer in Österreich. Auch bei der zugehörigen Müsli-Marke Knusperli beansprucht man den Titel für sich. Wie das burgenländische Unternehmen Felix Austria, das fünf Lebensmittelmarken unter sich vereint, zu gestiegenen Lebensmittelpreisen steht und wie groß die Verantwortung als regionaler Arbeitgeber ist, verrät Geschäftsführer Peter Buchauer.

KURIER: Ist Ihren Kunden eigentlich bewusst, dass Felix eine österreichische Marke ist, oder vermutet man bei Ketchup immer einen US-Konzern?

Peter Buchauer: Ich bin vor fast 14 Jahren gefragt worden, ob ich die Position übernehmen möchte, und war immer der Meinung, dass Felix eine urösterreichische Marke ist. Ich glaube, so geht es auch den meisten Menschen in Österreich, weil wir am Standort in Mattersburg die Produkte produzieren und entwickeln. Wir sind zwar Teil einer norwegischen Gruppe, aber wir sind wirklich zu 98 Prozent Österreich-gesteuert.

Seit 30 Jahren ist Felix Austria Teil des norwegischen Konzerns Orkla ASA, da wird nicht mitgemischt? 

Ich habe in meinem Berufsleben das Glück gehabt, dass ich in verschiedensten Unternehmen arbeiten durfte, auch in sehr vielen Konzernen. Bei Konzernen gibt es eine große Abstufung. Es gibt jene, ich möchte jetzt keine Namen nennen, wo wirklich eine zentrale Produktentwicklung ist und europaweit oder weltweit dieselben Produkte verkauft werden. Und es gibt unsere Gruppe – deshalb sage ich auch nie Konzern dazu – wo das Dezentrale das Kernstück der Strategie ist. Das heißt, unsere Marken gibt es in der Regel in den anderen Ländern nicht. Nur die Marke Felix ist eine kleine Ausnahme, weil der Gründer Herbert Felix auch in Schweden gearbeitet hat, jetzt gibt es in beiden Ländern die Marke.

Welche Vorteile entstehen als Teil einer internationalen Gruppe? 

Wir genießen als Firma ein unglaubliches Privileg und haben eine relativ große Gruppe im Hintergrund, die finanzstark ist. Wenn wir investieren wollen, müssen wir unsere Eigentümer überzeugen. Was wir kaufen, kriegen wir somit zu guten Konditionen. Und – das darf man nicht unterschätzen – bei den großen Themen wie EU-Rechtssachen oder Nachhaltigkeit gibt es eine Zusammenarbeit. Obwohl wir ein mittelständisches Unternehmen sind, können wir uns also relativ große Tools leisten, weil wir sie mit dem Konzern teilen.

Business Gespräch mit Peter Buchauer

Über Lebensmittelpreise wird aktuell stark diskutiert. Wie lautet Ihr Zugang? 

Das ist ein sehr heikles Thema, weil es so emotional geführt ist und von vielen Personen benutzt wird, um mit Halbwahrheiten Stimmung zu machen. Die Preise der Lebensmittel sind stark gestiegen, weil die Rohstoffpreise stark gestiegen sind. Auch die Löhne und Gehälter sind stark gestiegen, das wird halt leider immer wieder vergessen.

Sollte man hier zurückhaltender sein? 

Ich persönlich finde es eigentlich toll, dass wir diese starken Lohnerhöhungen hatten. Was ich etwas schade finde, ist, dass das so wenig wertgeschätzt wird. Und dass es den Damen und Herren in der Politik auch nicht gelingt, das rüberzubringen. Meine Eigentümer waren sehr erstaunt, als ich gesagt habe, dass die Lohnerhöhung acht Prozent beträgt. Dann habe ich das System erklärt. Aber es ist ein zweischneidiges Schwert. Wir müssen aufpassen, dass diese permanenten Erhöhungen nicht ständig die Inflation befeuern. Im Endeffekt muss man dagegen arbeiten, indem man möglichst automatisiert, schaut, dass man am modernen Stand bleibt, was den Maschinenpark betrifft und das widerspricht auch nicht der Vollbeschäftigung.

Wie meinen Sie das? 

Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren unglaublich viele Leute haben, die in Pension gehen. Um überhaupt Standorte in Österreich halten zu können, müssen wir sehr stark maschinell aufrüsten, automatisieren, damit wir mit den Personen, die hier sind, noch produzieren können.

Tragen Sie als großer, regionaler Arbeitgeber hier eine besondere Verantwortung? 

Die ist sehr groß, es ist auch eine Verantwortung, die man als Geschäftsführer hat. Aber es macht gleichzeitig unglaublich viel Spaß, weil man die Möglichkeit hat, etwas zu schaffen. Wir können die Produktion nicht nur langfristig absichern, sondern stärken. Und das ist etwas, was wir in den letzten Jahren sehr erfolgreich gemacht haben. Wir haben seit 2016 über 30 Millionen Euro investiert. Ein Teil ist Erneuerung und Instandhaltung, aber ein großer Teil waren Investitionen in neue Maschinen. Auch um, und das ist die Strategie vom Konzern, bei uns die Produktion von anderen Firmen zu übernehmen. Das heißt, man setzt langfristig auf den Standort, weil wir gut arbeiten.

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