Wie ein österreichisches Ketchup in Tschechien weltberühmt wurde

Österreich hat eine Familie, die im Möbelhaus lebt. Tschechien hat die Spaks – ein Familienbetrieb, der Ketchup, Mayonnaise und Salatdressings herstellt und diese seit den 1990er-Jahren in zahlreichen Werbespots vermarktet. „Spak má šmak!“, übersetzt „Spak hat Geschmack“ lautet der Slogan, für den manchmal die ganze Familie vor die Kamera tritt.
Der Clou an der Sache: Weder die Eigentümer noch die Wurzeln des Familienbetriebs sind tschechisch. Denn Spak wurde vor 90 Jahren in Wien-Josefstadt gegründet. Von Kaufleuten, die Tag und Nacht arbeiteten, um nach der Zäsur des Zweiten Weltkriegs und der Zeit des Wiederaufbaus das Geschäft wieder in Schwung zu bringen. Dass die zweite und dritte Generation ausgerechnet in der Tschechischen Republik große Erfolge einfährt, hat einen Grund, den die Eigentümer Hans Peter Spak und Peter Spak im Interview verraten.
Eine Bauchentscheidung
Bis 1989 lag Tschechien bekanntlich hinter dem Eisernen Vorhang – als die Grenzen öffneten, hat die zweite Spak-Generation Hans Peter Spak das Land bereist und großes Potenzial für seine Soßen erkannt.
„Der Ketchup-Markt war nicht vorhanden. Es hat einen tschechischen Produzenten gegeben und einen internationalen Konzern, der importiert hat“, erinnert er sich. Also beschloss er aus dem Bauch heraus, einen zusätzlichen Standort in Tschechien zu errichten. Mit sehr viel Risiko, sagt er: „Das kann ein Manager in großen Unternehmen nur mit sehr vielen Rückfragen. Das ist die Stärke des Mittelstandes.“
In Tschechien angekommen, habe man „alle Chancen gehabt“, sagt Spak Senior. „Ich konnte Fernsehwerbung machen, das hat nichts gekostet. Ich habe 1991 für 30-Sekunden-Spots 10.000 Schilling bezahlt und 400 Einschaltungen gemacht. Ich konnte mir dort Dinge leisten, die ich in Österreich nicht schaffe.“ Das Resultat?
Spak wurde in der Tschechischen Republik laut eigenen Angaben zum zweitmeistverkauften Ketchup, trotzt internationalen Konzernen und produziert im Werk in Sušice aktuell hundert Flaschen Ketchup pro Minute. Jetzt ist das Ziel, in Tschechien die Nummer eins zu werden. „Wir setzen alles daran, dass das gelingt“, sagt Spak Senior. Doch auch in Österreich ist die Marke Spak stark, merken die Eigentümer an. Nur ist man da „ein bisschen unter dem Radar“, sagt Peter Spak.
Zum ausführlichen Business Gespräch mit Peter und Hans-Peter Spak
Fokus auf Innovation
In Österreich findet man Spak im Groß- und Einzelhandel, außerdem wird die Gastronomie großflächig beliefert. Etwa der Senf der Marke Albatros, die 1982 von der Spak-Familie übernommen wurde, soll an 70 Prozent der Wiener Würstelstände ausgegeben werden. Groß beworben wird das nicht, sagt Peter Spak. Einerseits weil Senf nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmacht (siehe Infokasten), andererseits, weil man hierzulande über Innovation punkten will.
- Gründung: 1935 von Fritz Spak. Heute wird in NÖ (Gallbrunn) und Tschechien (Sušice) produziert.
- Zu Spak gehören auch die Hink-Pasteten (Produktion Floridsdorf).
- Der Familienbetrieb: 1974 trat Hans Peter Spak in die Fußstapfen des Vaters, 2002 stieg Peter Spak ein.
- Heute zählt Spak 200 Mitarbeiter.
- 50 Millionen Euro setzt Spak pro Jahr um. 80 Prozent speisen sich aus Ketchup und Mayo.
Besonders stolz ist man dabei auf „Das Österreicher“ – ein Ketchup aus rein österreichischer Produktion, das seit ein paar Jahren am Markt ist. „Das ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Peter Spak. „Und so ein bisschen Nationalpatriotismus.“ Bei einer Ketchup-Blindverkostung des Gault-Millau konnte das Produkt kürzlich jedoch nicht abräumen. Vielleicht weil es gar nicht verkostet wurde, rätselt Spak Senior. Da wurde nämlich das Spak Master Ketchup aus sonnengereiften italienischen Tomaten als bestes Ketchup Österreichs gekürt. „Vielleicht weil die Tomaten dort fruchtiger sind“, freut sich Spak Junior trotzdem.

Dritte Generation Peter Spak und zweite Generation Hans Peter Spak im KURIER Business Gespräch.
Das ganze Interview mit Peter Spak und Hans Peter Spak sehen Sie am Samstag, 21. Juni, im KURIER Business Gespräch auf KURIER TV und KURIER.at
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