ESG

Warum Fotos in der Cloud schlecht für die Umwelt sind

Peter  Hermann, Country Manager der Techfirma NetApp  Austria.
Wie Technik Nachhaltigkeit antreiben und zugleich auch ausbremsen kann, erklärt Peter Hermann vom IT-Unternehmen NetApp.

Unternehmen stehen unter Druck – regulatorisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Sie sollen stärker zur Nachhaltigkeit und einer besseren Welt beitragen. ESG-Regelungen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und CSRD-Berichte geben dabei die Richtung vor. Vorgaben, die nicht unbedingt leicht umzusetzen sind, wie Peter Hermann, Country Manager Österreich der Techfirma NetApp und Experte für intelligente Dateninfrastrukturen, im KURIER-Gespräch erklärt.

„Es ist ein Sammelsurium an unterschiedlichen Regulatorien, die für Unternehmen vereinfacht werden müssen.“ Diese Komplexität könne Unternehmen abschrecken. „Für große Konzerne wird das zwar kein Problem sein, aber kleinere Firmen haben oft weder die Zeit noch das Geld“ – was Hermann bedauert, denn der Wunsch, nachhaltiger zu wirtschaften und wirklich etwas zu verändern, komme nicht nur von außen.

Der nachhaltige Vorteil

„Jeder spürt, wie sich der Klimawandel auswirkt – ob Unwetter, extreme Temperaturen in Europa oder Hochwasser. Man will seinen Kindern eine lebenswerte Welt weitergeben. Diesen Gedanken teilt jeder, und er ist auch in den Unternehmen verankert.“ Wobei Hermann anmerkt, dass es auch weniger noble Motivationsgründe für die ESG-Affinität gibt: zum einen den klaren Wettbewerbsvorteil, der mit dem Einhalten der Regeln einhergeht, und zum anderen helfe es auch „beim Kampf um gute Mitarbeiter“. Das Thema Nachhaltigkeit soll laut Hermann speziell junge Leute anziehen.

NetApp selbst hat, um grüner zu werden, seit gut einem Jahr eine Chief Sustainability Officer, also eine Nachhaltigkeitsbeauftragte. „Unser Ziel ist es, bis 2030 in allen Bereichen unseren eigenen Energieverbrauch um 50 Prozent zu senken“, so Hermann. Dabei sollen unter anderem auch IT und Datenanalyse helfen können.

IT zwischen Gut und Böse

„Technologie kann sehr viel verändern“, meint Peter Hermann. Sie ermögliche nicht nur effizienteres Arbeiten und Energiesparen im Alltag, sondern trage auch zur Verkehrsentlastung durch Homeoffice bei. Er nennt Beispiele wie Pilotprojekte, bei denen Straßenbeleuchtungen nachts automatisch gedimmt werden, um Strom zu sparen. Auch bei Alltagsgeräten zeige sich der Fortschritt – etwa bei Smartphones, deren Akkus dank effizienterer Technologie deutlich länger halten.

Aber der technische Fortschritt hat auch Schattenseiten: „Die IT ist wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, erklärt Hermann. „Die IT ist gut und schlecht. Wenn wir nicht aufpassen, könnte sie zum Umweltsünder werden.“ Warum? Alle zwei Jahre würden sich die Datenmengen verdoppeln. Jedes Foto, jede Nachricht, jedes Dokument, das für die Arbeit erstellt wird, verbraucht – sofern man sie in einer Cloud speichert – Energie.

„Je besser die Fotoqualität der Handys, desto größer die Daten und somit auch der Verbrauch“, erklärt Hermann. Die Künstliche Intelligenz bringe da einen Riesenschub rein. Eine ungeheuer große Datenflut komme auf uns zu, so der NetApp-Manager. Umso wichtiger sei es, bewusster damit umzugehen.

„Im Schnitt werden 68 Prozent der hergestellten Daten nie wieder angeschaut.“ Und Energie somit verschwendet. „Es gibt Länder, wo es sehr viele Rechenzentren gibt – Irland zum Beispiel. Über 20 Prozent des dortigen Energieverbrauchs fällt auf diese Rechenzentren.“ Schon jetzt würde man, wenn man diese ungenutzten Daten eliminieren würde, mehr CO2-Ausstoß reduzieren als die gesamte Luftfahrtindustrie pro Jahr verursacht.

Eine Daten-Diät

Auch für Firmen ist diese Erkenntnis erschreckend, berichtet Peter Hermann: „Die Kosten für Datenspeicherung sind stark gestiegen. Das hat den Schub ausgelöst, sich damit bewusster auseinanderzusetzen. Immerhin sind 90 Prozent aller aktuellen Daten allein in den vergangenen zwei Jahren entstanden.“ Die Lösung liege wieder in der Technik. Laut Peter Hermann könne die IT helfen, diese Daten zu reduzieren – etwa mittels Datenanalyse. „Man kann Tools nutzen, um unnötige Daten zu erkennen und die wichtigen energiesparend zu speichern.“

Auch im Kleinen lässt sich viel bewirken: „Fotos regelmäßig aussortieren, Dokumente, die seit Jahren nicht geöffnet wurden, löschen und nur die relevante Daten speichern“, so Hermann. Ein bewusster Umgang mit Daten – ob in Firmen oder privat – sei ein oft unterschätzter Hebel.

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