„Es liegt am Chef, Spaß zu vermitteln“

„Es liegt am Chef, Spaß zu vermitteln“
Was trinken Firmenchefs? Leitungswasser. Spaß im Büro kann große Erfolge bringen, meint TEDx-Speaker Paul Osincup.

Spaß im Büro? Laut Paul Osincup ein Muss. Als Unternehmensberater hilft der US-Amerikaner Managern, ein dynamisches und fesselndes Arbeitsklima zu schaffen und so bessere Leistungen zu sichern. Nebenbei tritt der humorvolle Arbeitsstratege auf internationalen Bühnen, unter anderem für TEDx oder beim kommenden HR Inside Summit in Wien auf und zeigt, warum Humor am Arbeitsplatz allen etwas bringt.

KURIER: Warum eigentlich finden Sie, dass Humor am Arbeitsplatz so wichtig ist?

Paul Osincup: Wir verbringen so viel Zeit in der Arbeit – wieso sollten wir unseren Sinn für Humor vor der Tür lassen? Fragt man Menschen, was sie bei anderen attraktiv finden, ist die häufigste oder zweithäufigste Antwort Humor. So mögen wir auch Kollegen mit Sinn für Humor, aber auch Arbeitgeber stellen gerne humorvolle Leute ein.

Humor beim Bewerbungsgespräch ist also ratsam?

Man kann sich beim Bewerbungsgespräch über sich selbst, Erlebnisse oder die eigene Frisur lustig machen, aber nie über die eigenen Fähigkeiten.

Es ist bewiesen, dass Lachen glücklich macht, weil Hormone wie Oxytocin freigesetzt werden. Macht uns Humor auch produktiver?

In erster Linie bringt Humor Menschen zusammen. Wir lachen um 30 Mal mehr in Gruppen, als alleine. Glückshormone erzeugen ein Gefühl der Verbundenheit – wenn wir uns in der Arbeit gegenseitig zum Lachen bringen, baut man dieses Gefühl auf. Das wiederum führt zu höherer Produktivität, wir können besser miteinander arbeiten, haben weniger Konflikte. Das Gehirn reduziert gleichzeitig Stresshormone wie Cortisol, die unsere Leistungsfähigkeit senken. Auch Absentismus und Fluktuation werden verringert.

Sogar schlechte Witze können Erfolg begünstigen, meinen Forscher der University of Pennsylvania. Gibt es auch Grenzen?

Ja. Mein Job auf der Uni war sehr ernst. Dabei ging es oft um Gewalt oder sexuelle Übergriffe am Campus. Bei hoher Spannung oder Konflikten sollte man nicht allzu viel Humor hineinbringen. Wegen eines schlechten Witzes wird aber generell niemand gekündigt.

Und wie bringen wir Humor in die Arbeit?

Es gibt viele strategische Möglichkeiten. Viele Unternehmen geben viel Geld aus, um den Mitarbeitern Spaß zu bescheren, aber das passiert einmal im Jahr – bei der Weihnachtsfeier oder der Sommer-Grillerei. Das ist toll, aber diese Events verändern die Unternehmenskultur nicht. Man kann beispielsweise Meetings mit einem schnellen Spiel oder einem kurzen lustigen Video starten. Spaß kann kurz sein. Ich empfehle Unternehmen, mindestens ein lustiges Event im Monat zu veranstalten, auch wenn es nur 15 Minuten dauert.

Gibt es einen Unterschied zwischen Humor mit dem Chef und Humor mit den Kollegen?

Idealerweise, finde ich, sollte es keinen Unterschied geben. Es liegt an der Führungskraft, das zu vermitteln. Mein TED-Talk behandelt Spaß auf der Führungsebene. Man weiß, dass Chefs, die Humor anwenden, als selbstbewusster, vertrauenswürdiger und intelligenter wahrgenommen werden. Es ist wichtig, Humor zu zeigen.

Können Menschen lernen, lustig zu sein?

Ja, man kann seinen Sinn für Humor kultivieren. Absichtlich und strategisch. Auf dem Weg zur Arbeit kann man entweder einen ernsten News-Podcast anhören, der die restliche Stimmung des Tages bestimmt oder man hört einen Comedy-Podcast und hält an dieser Laune fest. Man kann auf Humor im Leben hoffen oder ihn bewusst einbauen.

Was braucht ein positiver Arbeitsplatz noch?

Für eine Studie zur Führungsetage aus 2012 wurden Menschen gebeten, die wichtigsten Merkmale von guten Führungskräfte in Organisationen zu beschreiben. Zwei Merkmale wurden doppelt so häufig genannt als andere: Sinn für Humor und Arbeitsethik. Neben Spaß ist demnach harte Arbeit, Verlässlichkeit und ein respektvoller Umgang mit anderen bedeutsam. Wer andere herabsetzt und danach lustig sein will, scheitert.

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