Mittleres Management: Über Leiden und Freuden der Sandwich-Position

Mittleres Management: Über Leiden und Freuden der Sandwich-Position
Druck von oben, Erwartungen von unten: Zwei Führungskräfte des mittleren Managements erzählen, wie sie damit umgehen.

Ihre Rahmenbedingungen sind klar: Der Vorstand gibt das ehrgeizige Ziel vor, die Unternehmensstrategie den Weg dorthin, die Anweisungen der Vorgesetzten sind umzusetzen, die Mitarbeiter zu informieren, befähigen und motivieren, um die Abteilungen kompetent zu führen.

Als Team-, Projekt- oder Abteilungsleiter befinden sich die Führungskräfte im mittleren Management so gut wie immer in der Reibe zwischen oben und unten – sie sind Chefs und haben zugleich selbst welche. Und die erwarten viel. Jeden Tag.

Berichte über Erfolge, Erklärungen, Einblicke, Know-how und nicht zuletzt das Vorantreiben und Abschließen von Projekten. Wer das auf Dauer durchhalten will, braucht ein dickes Fell. Und eine möglichst verständnisvolle Familie.

Der KURIER hat Experten und Manager befragt, wie man die eigene Rolle als Führungskraft in beide Richtungen schärfen kann.

Sonja Buocz-Lamatsch, Regionalverantwortliche für Zentral- und Osteuropa bei Aviareps

Mittleres Management: Über Leiden und Freuden der Sandwich-Position

Bei Sonja Buocz-Lamatsch liegt der Einstieg ins mittlere Management schon länger zurück. Als Regionalverantwortliche für Zentral- und Osteuropa bei Aviareps, dem globalen Dienstleister für Fluggesellschaften und Tourismusunternehmen, ist sie seit zwei Jahren im Dauereinsatz.

Im Juni übernahm sie auch noch den Bereich Deutschland und Schweiz. Zudem ist sie Geschäftsführerin und leitet so mehrere internationale Büros. Doch auch sie hat Vorgesetzte – nicht zuletzt den Vorstand des Unternehmens, dem sie verpflichtet ist.

Hohe Erwartungen von dieser Seite beherrschen ebenso ihren Joballtag wie die Führung der zahlreichen Mitarbeiter. „Mit dem Druck von oben muss man umgehen lernen. Ideal ist hier eine Art gesunder Druck, der auch dem Arbeitsalltag entspricht“, sagt die 54-Jährige.

Es ist meine Aufgabe, den Druck von oben zu filtern. Dabei muss ich es meinen Mitarbeitern so transparent darstellen, dass sie den Druck, den ich bekomme, erkennen und verstehen.

von Sonja Buocz-Lamatsch

Aviareps

„Druck nach unten hingegen ist ein No-go. Da müsse es vielmehr „um Kommunikation und Führung“ gehen. „Es ist meine Aufgabe, den Druck von oben zu filtern. Dabei muss ich es meinen Mitarbeitern so transparent darstellen, dass sie den Druck, den ich bekomme, erkennen und verstehen. Nur dann tragen sie es im Sinne einer gemeinsamen Anstrengung mit.“

Die Wienerin hat einst als gefragte Fachkraft begonnen, ehe sie mit der ersten Führungsrolle betraut wurde. „Fachlich gut zu sein ist eine Voraussetzung, stetige Weiterbildung Pflicht. Der tägliche Job aber wird von Führungsaufgaben dominiert – und die dazu nötige Führungskompetenz musste ich mir erstmal durch Praxis erarbeiten.“

Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen

Ihren Erfolg führt Buocz-Lamatsch auf mehrere Faktoren zurück: „Ich habe immer versucht, authentisch zu bleiben, meine eigenen Wertehaltungen auch jobmäßig zu leben, sie für die Mitarbeiter nachvollziehbar zu machen und ihnen dabei immer auf Augenhöhe zu begegnen. „Nur, weil du eine Führungskraft bist, weißt du noch lange nicht alles besser. Und niemand ist eines anderen Menschen Marionette.“

Gerade in schwierigen Situationen, wie etwa bei Kündigungen, sei klare, wertschätzende Kommunikation das Um und Auf. „Ich lasse meine Mitarbeiter immer erkennen, wenn mir auf der menschlichen Seite etwas schwerfällt.“Kommunikation sei im mittleren Management ohnehin entscheidend.

Wie keine andere erfordert gerade diese Hierarchieebene eine klare und einfache, also keine schwulstige, Sprache.

von Sonja Buocz-Lamatsch

Aviareps

„Wie keine andere erfordert gerade diese Hierarchieebene eine klare und einfache, also keine schwulstige, Sprache. Ich habe mir angewöhnt, mich kurz und knapp zu halten und alles wegzulassen, was den Kern der Sache verwässert.“

Allerdings sei es wichtig, nicht nur klare Arbeitsanweisungen zu geben, sondern auch zu erklären, welche Faktoren dazu geführt haben bzw. dabei erforderlich sind. „Nur so haben Mitarbeiter die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.“

Claudia Buocz-Lamatschs Tipps für Kollegen in der Sandwich-Position:

1. Immer prüfen, macht mein Job noch Spaß?

2. Strukturiert sein, gutes Zeitmanagement haben

3. Offenheit, Transparenz und Authentizität an den Tag legen

4. Mut, Neues auszuprobieren und Entscheidungen zu treffen

5. Komfortzone des Fachlichen verlassen

Dimitar Todorov, IT-Bereichsleiter bei EVN

Mittleres Management: Über Leiden und Freuden der Sandwich-Position

Zumindest auf diesem Gebiet hat Dimitar Todorov keine Schwierigkeiten. Auch sonst habe er durchwegs Freude an der Arbeit in seiner Funktion als IT-Bereichsleiter bei EVN.

Den Druck von oben umschreibt der 41-Jährige so: „Es geht meiner Ansicht nach viel mehr um unterschiedliche Sichtweisen und Interessen, die es zu vereinbaren oder zu vermitteln gilt. Auch andere Kräfte, die beispielsweise von der Seite oder von den Kunden aus wirken, muss man immer mitdenken.“

70 internationale Mitarbeiter

Seine rund 70 Mitarbeiter in der Abteilung stammen aus unterschiedlichen Ländern, sind auch altersmäßig bunt gemischt und besitzen oft unterschiedliche Grundkenntnisse. All dies zu einem großen funktionierenden Ganzen zu vereinbaren, ist auch die Aufgabe des ambitionierten Sandwich-Managers.

Egal was oder wie man tut – man schafft es nicht, alles zu erledigen. Daher muss man früh lernen, auch ,Nein’ zu sagen und Prioritäten setzen.

von Dimitar Todorov

EVN

„Es geht darum, die unterschiedlichen Interessenslagen zu verstehen und dann zu versuchen, das Optimum zu finden“, sagt Todorov, dem dies seit fünf Jahren schon gelingt. „Zugleich muss einem klar sein, dass man es nie allen recht machen kann.“

Ähnlich sei es im Zeitmanagement: „Egal was oder wie man tut – man schafft es nicht, alles zu erledigen. Die Anzahl der Aufgaben übersteigt oft die Möglichkeiten. Daher muss man früh lernen, auch ,Nein’ zu sagen und Prioritäten setzen.“

Klare Position beziehen

Sein Erfolgsrezept in der Sandwich-Führungsrolle: „Klare Position beziehen, Orientierung von oben nach unten – aber auch umgekehrt– bieten, vernünftige und tragfähige Lösungen finden.“

Ganz allgemein geht es laut Todorov meist darum, die Unternehmensstrategie in konkrete taktische Ziele herunterzubrechen und machbare Schritte vorzugeben. Dabei sollte jeder Manager in der mittleren Führungsebene als Vertrauensfigur für beide Hierarchierichtungen fungieren.

Er muss glaubwürdig sein, in dem er das vorlebt, was er fordert und darstellt. Nur so erreiche man gemeinsam das jeweilige Ziel. „Dafür braucht es Geduld, Geschick und Ausdauer. Und ein bisschen Glück schadet nie.“

Dimitar Todorov Tipps für Kollegen in der Sandwich-Position:

Gelassenheit. Und manchmal auch eine Nacht über besonders widerstrebend erscheinende Interessen schlafen.

Orientierung mit Gelassenheit

Leider kommt im Joballtag der Spaß an der Arbeit oft zu kurz. Stattdessen macht sich im mittleren Management zunehmend Frust breit, stellt Businesstrainer Michael Steiner. Er kennt die Rolle des Sandwich-Managers aus eigener Erfahrung. Im Interview mit dem KURIER sprach er über die größten Hürden und Chancen:

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