Fake oder seriös? Wie Sie gute Coaches erkennen und was sie kosten dürfen

Zu sehen sind mehrere gezeichnete Personen in Sprechblasen, die im Gespräch sind und diskutieren
Was bringt gutes Coaching wirklich und wie unterscheidet man einen professionellen Coach von einem unseriösen?

„Ich habe alles und dennoch bin ich unzufrieden“: Ein Satz, den Jens Wolff oft hört. Er ist Karrierecoach und hat sich auf Männer mittleren Alters spezialisiert: „Meine Klienten haben häufig die gleichen Themen. Sie haben ein Unternehmen aufgebaut, eine Familie gegründet, alles im Außen erreicht und sind dennoch unglücklich oder wissen nicht, wie es weitergehen soll. Sie wissen aber, sie müssen bei sich selbst etwas ändern. 

Sie müssen ihre Persönlichkeit weiterentwickeln, damit sie wieder mehr Lebensqualität, Zeit oder Energie bekommen.“ Persönlichkeitsentwicklung ist das Stichwort. Diese boomt wie nie zuvor. Jährlich wächst allein der Coaching-Markt laut Schätzungen im deutschsprachigen Raum um zehn bis 15 Prozent – und das seit mehr als zehn Jahren.

Raum zum Reflektieren

Die stark gestiegene Nachfrage nach Coachings erklärt sich vor allem mit der schnelllebigen Zeit, wie Michael Tomaschek, Obmann des ACC, dem Österreichischen Dachverband für Coaching, weiß: „Wir sind so getrieben, dass wir kaum Zeit haben zu reflektieren. Wir werden betriebsblind, orientierungslos, verlieren den Sinn oder sind schlicht überfordert. Vor allem Top-Manager haben dann oft keinen Reflexions- oder Ansprechpartner.“ 

Ein guter Coach hingegen schafft einen vertrauensvollen Raum, in dem Probleme angesprochen und Ziele vereinbart werden. „Er stellt Fragen, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, die Perspektive zu ändern oder sich seiner Bedürfnisse wieder bewusst zu werden. Viele glauben: Der Coach ist der Experte und wird meine Probleme lösen. Dabei ist der Klient der Experte und der Coach hat nur die Aufgabe, gemeinsam mit dem Klienten die Antworten auf seine Fragen herauszuarbeiten und ihn in dem Prozess zu begleiten. Denn Coaching ist kein Kochrezept, das einfach ausgehändigt wird“, sagt Tomaschek. 

Wolff, der sowohl online als auch persönlich hunderte von Frauen und Männern zu ihren Zielen verholfen hat, sieht Coaching als einen zukunftsorientierten Prozess. „Ich schaue mir mit dem Klienten an, wo er steht, in welche Richtung er sich entwickeln möchte und welche Hindernisse er dazu bewältigen muss.“

Dranbleiben

„Ich will weniger leisten müssen und mehr Freizeit haben“, „Ich möchte wieder fokussierter arbeiten können“, „Ich weiß nicht, ob ich in der Firma noch zehn Jahre bleiben will“: Das sind alles Ziele, die, so sind sich beide Experten einig, etwa in zehn bis zwölf Einheiten erreichbar sind. „Länger sollte ein Coaching zu einem bestimmten Thema nicht dauern“, meint Tomaschek. Natürlich könne man danach an anderen Zielen weiterarbeiten. 

Bereits in der ersten Stunde werden neue Perspektiven aufgezeigt oder Ziele vereinbart. „Bei einem guten Coach gewinnt man bereits nach einer Stunde erste Aha-Effekte und beginnt zu reflektieren“, sagt Tomaschek. „Oft geht es den Klienten nach zwei, drei Sitzungen besser. Sie fallen aber schnell wieder in alte Routinen“, ergänzt Wolff. Er empfiehlt deshalb, dranzubleiben und Probleme in der vorgesehenen Anzahl an Sitzungen nachhaltig zu lösen.

Transparenz

Ein guter Coach ist gar nicht so einfach zu finden. Das Internet ist voll mit Coaching-Angeboten. „Der Kunde ist hier gefordert, ein wenig zu recherchieren und genau zu schauen, welchen Gewerbeschein bzw. welche Ausbildungen der Coach hat. Zudem müssen sämtliche Kosten und auch Methoden im Erstgespräch transparent gemacht werden. Hat man das Gefühl, man wird in eine Art Abhängigkeit gedrängt, handelt es sich um einen absolut unseriösen Coach“, erklärt Tomaschek.

Marktüblich sind Stundenhonorare von 150 bis 250 Euro pro Stunde, wobei es nach oben hin keine Grenzen gibt. Es gibt auch Coaches, die tausende Euro pro Stunde verlangen. Tomaschek: „Man muss sich selbst fragen, was kann so jemand tatsächlich mehr?“ Sein Tipp: Mehrere Erstgespräche führen und sich dann entscheiden.

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