Für die "Bildungskarenz" ansparen? Zutiefst unösterreichisch

Für die "Bildungskarenz" ansparen? Zutiefst unösterreichisch
Die Bildungskarenz als Beispiel für sozialen Unfug: 80 Prozent nehmen aus dem Sozialsystem raus, nur 20 Prozent zahlen ein. Ein Finanzierungsproblem.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Wieder einmal ist die Bildungskarenz Thema – und wieder einmal fordert der AMS-Chef, dass man das System überdenken muss. Zu oft werde die Bildungskarenz als Auszeit missbraucht, oder – im Kern sinnvoll, aber eben nicht sinngemäß – für Pflege, Kinderbetreuung oder eine persönliche Krise verwendet. Dafür müsse es andere Instrumente geben. Oder man spare zuvor etwas an.

Kopfs letzter Satz ist bemerkenswert. Ansparen für eine etwaige Sonderausgabe – das ist zutiefst unösterreichisch. Denn bevor das eigene Geld für Ausbildung (die eigene oder die der Kinder), für Betreuung oder Versorgung in die Hand genommen wird, wendet man sich im Sozialstaat an den Staat. Der richtet es zumeist dann auch.

Nur 20 Prozent zahlen ein

Womit wir beim Problem der Umverteilung sind. Das Wifo hat vergangenes Jahr errechnet, dass 80 Prozent der Österreicher unterm Strich mehr staatliche Leistungen bekommen, als sie selbst in das System einzahlen. Oder umgekehrt: 20 Prozent zahlen ins hochdotierte Sozialsystem ein, alle anderen nehmen raus. Das sind 130 Milliarden Euro oder ein Drittel des BIP, das in den sozialen Ausgleich fließt.

Die Aufgabe des Sozialstaats muss es sein, mehr Bürger zu befähigen, diesen Staat zu stützen. Höherqualifizierung ist der Urgedanke der Bildungskarenz. Alle anderen Auszeit-Spompanadeln gehören privatisiert.

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