Bitte gedulden Sie sich
Spätestens innerhalb einer Woche sollte man irgendeine Form der Rückmeldung erhalten, sind sich die Experten einig. „Alles andere wirkt unprofessionell“, betont Birgit Meyer von BDO Consulting. Zumindest ein (automatisiertes) Geduldsschreiben gehöre zu einem anständigen Recruiting-Prozess dazu. „Man trifft sich immer zweimal und schlechte Erfahrungen sprechen sich herum. Da hilft auch der „perfekte“ Außenauftritt bzw. das Employer-Branding nicht“, sagt sie. „Das wirkt jedenfalls nicht authentisch“, sagt sie.
Wenn man schon zu Beginn so lieblos behandelt wird, sage das außerdem viel über den weiteren Onboarding-Prozess aus. „Bewerber kommen zu dem Schluss, dass der Arbeitgeber im Recruiting entweder völlig überfordert oder es ihm schlicht egal ist.“
Obwohl Fari Ahmadian, Recruiting-Expertin bei der REWE, es sehr ähnlich sieht, rät sie Bewerbern „sobald man, dass Gefühl hat, dass es zu lange dauert“ proaktiv nachzufragen. Warum? Bei REWE wird der Prozess von Menschenhand durchgeführt, sagt sie. „Da kann es schon mal vorkommen, dass der eine oder andere Kandidat unbeabsichtigt durchrutscht."
"Aber das versuchen wir tunlichst zu vermeiden.“ Immerhin sei es ein Zeichen der Wertschätzung Bewerbern so rasch wie möglich zu antworten. Im Fall von REWE sind es selten mehr als zwei bis fünf Tage. „Aber sobald mehr Menschen im Prozess involviert sind, kann es sich verzögern“, fügt Ahmadian hinzu.
Wenn Tausende sich bewerben
Robert Koenes von Iventa kann davon ein Lied singen. Als Recruiter hat er ständig mit Wartezeiten zu tun: „Wir sind Vermittler und geben Bewerbungen stufenweise weiter. Eine Rückmeldung kann da dauern.“ Um den Prozess zu beschleunigen, schreibt Iventa mittlerweile in ihren Angeboten dazu, dass sie von ihren Kunden bestimmte Reaktionszeiten erwarten.
Umso ärgerlicher findet Koenes die „Glücksritter, die wild Bewerbungen ausschicken“, ohne sich mit der Stelle auseinandergesetzt zu haben. „Die müssen wir natürlich aussortieren und je nach Bewerbermenge kann es zu Verzögerungen kommen.“
Und Bewerber gibt es viele. Besonders wenn es sich um eine Geschäftsführer-Position handelt. „Es reicht der Titel ‘Head Of‘ und sofort strömen die Bewerbungen ein“, bestätigt Koenes. REWE erhielt allein vergangenes Jahr über 60.000 Bewerbungen in der Zentrale und 190.000 in den Filialen.
Wie man trotzdem punktet
Bei einer solchen Menge stechen Robert Koenes Meinung nach, jene Bewerber hervor, die bemüht sind und Motivationsschreiben mitschicken: „Das sind die Leuchttürme unter den Bewerbungen. Das macht Eindruck.“ Für Fari Ahmadian ist so ein Scheiben wiederum kein K.-O.-Kriterium. Ihr fallen stattdessen Lebensläufe ins Auge, „bei denen man merkt, dass der Kandidat sich mit der Ausschreibung beschäftigt hat“.
Birgit Meyer von BDO Consulting hat hier einen Tipp: Die Webseiten der Firmen (vor allem die Karriereseiten). „Dort erfährt man meist, was gewünscht ist. Ausführliche Bewerbungspakete oder ein knackiges dynamisches CV.“
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