Bestseller-Autorin Annahita Esmailzadeh: Schluss mit der Quotenfrau
Die Quotenfrau, die nur wegen ihres Geschlechts eingestellt wurde. Der alte weiße Mann, der um jeden Preis das Patriarchat aufrechterhalten möchte: Gängige Vorurteile in der Arbeitswelt gibt es viele und einige sind auch Annahita Esmailzadeh begegnet. Sie ist Führungskraft bei Microsoft, zählt zu den einflussreichsten deutschen Stimmen auf LinkedIn. Trotzdem wird auch sie in Schubladen gesteckt – für ihr Äußeres, ihren Mut, die Meinung zu vertreten oder ihren Migrationshintergrund.
In ihrem neuen Buch „Von Quotenfrauen und alten weißen Männern“, das jetzt schon ein Spiegel-Bestseller ist, räumt die Tech-Leaderin jetzt mit tief verankerten Vorurteilen auf – über die Jungen, die Schönen, die Arbeiterkinder, die Integrationsverweigerer und die Rabenmütter. Esmailzadeh erklärt, warum niemand vor ihnen gefeit ist, welche gefährliche Dynamik Vorverurteilungen mit sich bringen und warum sich das die heutige Arbeitswelt einfach nicht mehr leisten kann.
Was Vorurteile in der Arbeitswelt bewirken
Denn "Vorurteile gehen in der Arbeitswelt mit einer breiten Palette von schädlichen Auswirkungen einher", schreibt Annahita Esmailzadeh. Sie würden dafür sorgen, dass manche Menschen Jobs gar nicht erst bekommen - obwohl sie durchaus fähig wären. Oder dass Mitarbeiter weniger Verantwortung übertragen bekommen, dadurch unzufrieden werden und das Unternehmen wieder verlassen. In Zeiten des Arbeitskräftemangels ein klarer wirtschaftlicher Nachteil.
Ein Arbeitsumfeld, in dem vorurteilsbehaftetes Denken und Handeln dominiert, vergiftet das Betriebsklima.
Fatal sollen auch die Auswirkungen auf das Betriebsklima sein. So würde Schubladen-Denken die Ellenbogenmentalität sowie eine intransparente Kommunikation fördern. Konflikte nehmen zu, während das Zusammengehörigkeitsgefühl sowie die Motivation und Produktivität sinken.
Wie sich Vorurteile vermeiden lassen
Wege aus der Schubladen-Falle gibt es. Jedoch gibt Annahita Esmailzadeh zu, dass es nicht einfach ist, Vorurteile zu bekämpfen oder gar komplett zu vermeiden. Ein wichtiger Schritt sei, zunächst anzuerkennen, dass jeder Vorurteile hat - ob bewusst oder unbewusst. "Ich merke immer daran, dass ich Menschen unbewusst in eine Schublade gesteckt habe, wenn ich plötzlich im positiven oder auch im negativen Sinne 'überrascht' von ihnen bin, weil sie meiner Erwartungshaltung und damit offensichtlich der Zuschreibung meiner Denkschublade nicht mehr entsprechen", erklärt die Autorin.
Passiert ihr das, konfrontiert sie sich mit diesem Vorurteil und versucht, ein differenziertes Bild zu erlangen. Arbeitgeber, die ohne Vorurteile auskommen wollen, hätten wiederum die Möglichkeit, auf anonymisierte Bewerbungsunterlagen zu setzen oder Stellenausschreibungen inklusiv zu gestalten. Etwa indem Passagen wie "junges Team" oder "Deutsch als Muttersprache" bewusst vermieden werden.
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