Alis Ansichten: "Wenn man die Jungen nicht mehr erreicht"

Alis Ansichten: "Wenn man die Jungen nicht mehr erreicht"
Gastkommentar von Ali Mahlodji, whatchado-Co-Founder, Trendforscher und EU-Jugendbotschafter

In der politischen und in der zwischenmenschlichen Kommunikation scheint es, als würden wir nur mehr in Extrempositionen diskutieren. Sprechen wir von Haltung, dann meinen wir das Verteidigen einzementierter Meinungen. Zeitgleich scheint es auch, als würden wir durch die Zunahme der Informationen in unseren Social-Media-Timelines immer mehr denken, dass wir wirklich zu allem eine Meinung haben sollten.

Keine Diskussion, in der jemand bereitwillig zugibt, dass er oder sie keine Einblicke in das Thema hat oder sich hier noch nicht schlaugemacht hat. Egal ob Fußball, Bildung, Arbeitswelt oder wie man gute Beziehungen führt: zu allen Themen sind wir Experten und haben eine Meinung, wie andere es besser machen sollten. Wir vergessen hierbei, dass dies immer nur die Erfahrungen unserer Vergangenheit sind, aus denen wir unser Wissen ableiten.

Gerade im Umgang mit jungen Menschen merke ich allerdings, dass uns dies auf den Kopf fallen könnte. Ich begleite aktuell ein Unternehmen der Handelsbranche und eines aus dem Transportwesen – beide haben die Herausforderung, dass sie „die Jugend“ nicht mehr erreichen. Der Vorstand kann den Puls der Zukunft nicht mehr nachvollziehen.

Dieses Gefühl der Ohnmacht leitet sich aus dem Umstand ab, dass wir uns zumeist in unseren Kommunikationsblasen informieren. Und die Kommunikationsblase einer Führungskraft beinhaltet wohl weniger die Bandbreite junger Menschen mit ihren Träumen und Hoffnungen.

Das größte Potenzial, die Jugend und die Lebenswelt anderer zu verstehen, liegt immer noch darin, von der Diskussion „über die Jugend“ in den Dialog mit ihr zu gehen. Seitdem wir in diesen beiden Unternehmen „Generationengespräche“ eingeführt haben, an denen der Vorstand auch teilnimmt, weicht die Unwissenheit zunehmend dem echten Interesse für die Welt der Jugend. So einfach es sein kann, so schwer ist manchmal der erste Schritt, aufeinander zuzugehen.

Kontakt: karriere@kurier.at

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