Kapsch und der Streit um die deutsche PKW-Maut: Ende gut, Ergebnis gut
Es war seit längerer Zeit wieder einmal ein öffentlicher Auftritt vor Journalisten. Doch (zunächst) referierte Georg Kapsch, ehemaliger Präsident der Industriellenvereinigung, nicht über die volkswirtschaftliche Lage, sondern über sein Unternehmen – die Kapsch TrafficCom. Das Wiener Unternehmen ist auf Mautsysteme und Verkehrsmanagement spezialisiert und ist mit rund 4.000 Beschäftigten in nicht weniger als 50 Ländern aktiv.
Für das erste Halbjahr hatte Kapsch gute Nachrichten zur Hand. Der Umsatz stieg leicht auf 266, 4 Millionen (plus 0,6 Prozent), das Ergebnis vor Zinsen und Steuern allerdings um auffällige 500 Prozent auf 73,1 Millionen. Das hat aber fast ausschließlich mit der Einigung im Rechtsstreit um die abgesagte deutsche Pkw-Maut zu tun.
Zur Erinnerung: Die vergangene deutsche Regierung wollte eine Pkw-Maut für Autofahrer aus dem Ausland einführen. Kapsch und eine Partnerfirma hatten bereits den Auftrag für die Abwicklung in der Tasche. Dann kippte der Europäische Gerichtshof die von der CSU forcierten Pläne.
Kapsch und Partner verlangten Schadenersatz und hatten damit teilweise Erfolg. Der zeigt sich jetzt eben im Ergebnis mit 72 Millionen. Ohne die Effekte aus der Einigung in Deutschland hätte Kapsch TrafficCom im ersten Halbjahr ein Ebit von einer Million Euro verzeichnet. „Die Einigung in Deutschland ist höchst erfreulich", sagt Georg Kapsch. Sie verbessere die Finanzkennzahlen und reduziere die Verschuldung deutlich.
Erfreuliche Auftragslage
Erfreulich ist auch die Auftragslage. Der Auftragseingang hat sich mit 480 Millionen Euro fast verdoppelt. Der Auftragsstand beträgt somit 1,4 Milliarden Euro. Kernmarkt ist Europa, dann folgen Nord- und Südamerika, Afrika und Australien. Die Aufträge, die Kapsch TrafficCom zuletzt gewonnen hat und noch erwartet, würden das Geschäft in den kommenden Jahren stärken, so der Firmenchef.
Und sonst? Für Zahlenfreaks: Das Eigenkapital stieg im ersten Halbjahr von 11 Prozent auf 19 Prozent, die Bankverbindlichkeiten wurden um 63 Millionen reduziert und die Bilanzsumme stieg um 0,5 Prozent auf 482,5 Millionen.
Abschließend sagte Kapsch dann als Industrieller doch noch etwas zur volkswirtschaftlichen Lage. Die Streiks bei den Metallern könne er nicht nachvollziehen. Die Industrie habe die Inflation nicht gemacht. Sondern unter anderem der Staat mit seiner „Gießkannenpolitik“.
Österreich müsse auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. So habe auch Kapsch zum Beispiel die höheren Materialkosten von zuletzt zehn Prozent nicht völlig auf die Kunden übertragen können. Fazit für Kapsch: „Wir brauchen jetzt Konsens und Schulterschluss statt Arbeitskampf.“
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