IWF: Wirtschaftlich gute Zeiten halten nicht ewig

Der gegenwärtige Handelsstreit sei ein großes Risiko und könne Wachstum früher als nötig abwürgen.

Ungeachtet eines weiterhin strammen weltweiten Wirtschaftswachstums warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) vor erheblichen Risiken für die globale Konjunktur. "Die im Moment guten Zeiten werden nicht lange halten", sagte der Chefvolkswirt des IWF, Maurice Obstfeld, am Dienstag in Washington.

Der gegenwärtige Handelsstreit, vor allem zwischen den beiden größten Volkswirtschaften USA und China, sei ein großes Risiko und könne Wachstum früher als nötig abwürgen.

In Industrieländern seien alterndes Personal, Fachkräftemangel und nur langsam wachsende Produktivität ein weiteres Problem. Obstfeld forderte die Regierungen auf, finanzielle Puffer zu bilden. Mit vernünftiger Politik könne die Wachstumsperiode in die Länge gestreckt werden.

Mit Blick auf die USA bezeichnete Obstfeld den Flirt von Präsident Donald Trump mit Handelskriegen als auf den ersten Blick paradox - besonders in einer Zeit wirtschaftlicher Expansion. Der Grund liege in der Tatsache, dass das Wachstum der Wirtschaft bisher bei unteren bis mittleren Einkommensschichten nicht in ausreichendem Maße angekommen sei. "Viele Haushalte haben wenig oder gar nicht vom Wachstum profitiert", sagte Obstfeld. Die Zahl der Nutznießer des Wirtschaftswachstums müsse vergrößert werden.

Historisch hohe Schuldenlast

Neben der aktuellen Debatte um die Abkehr von einem freien Handelssystem sei besonders die historisch hohe Schuldenlast, gerade in den USA und China bedenklich. Hohe Schulden verbunden mit einer Normalisierung der Zinsen auf höherem Niveau und aber immer noch lockerer Geldpolitik bedeuteten eine Gefahr. "Trotz auf kürzerer Sicht guter Nachrichten gibt es eher ernüchternde Neuigkeiten auf mittlere Sicht", sagte Obstfeld bei der Vorstellung des IWF-Weltwirtschaftsberichtes.

So sei etwa das Wachstum in den USA, vom IWF bei 2,9 Prozent für dieses und nächstes Jahr prognostiziert, durch einen enormen Stimulus in Form der jüngsten Steuerreform begünstigt. "Dieser erklärt mehr als ein Drittel der Anhebung unserer Prognose vom Oktober 2017", sagte Obstfeld. Insgesamt wird die Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr der IWF-Vorhersage zufolge um 3,9 Prozent wachsen, getragen von den USA, der Eurozone und Japan. Dies bedeutet keine Änderung im Vergleich zur Prognose im Jänner.

Für die Eurozone liegt die Projektion für dieses Jahr um 0,2 Punkte höher bei 2,4 Prozent. Die Erwartung für die österreichische Wirtschaft wurde von 1,9 auf 2,6 Prozent hochgeschraubt. Für 2019 geht der IWF für Österreich von nur noch 1,9 Prozent BIP-Zuwachs aus.

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