Topf-fit: Zu Besuch bei Riess

Topf-fit: Zu Besuch bei Riess
Seit vielen Generationen stellt Riess Geschirr aus Emaille her. Wir haben das erfolgreiche Familienunternehmen im niederösterreichischen Ybbsitz besucht.
Topf-fit: Zu Besuch bei Riess
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Der Gang durch die Produktionshalle gehört für Friedrich Riess zur täglichen Routine. Er plaudert mit Mitarbeitern, wirft einen Blick in den Brennofen und kontrolliert die noch warmen Rührschüsseln, bevor sie verpackt und im Lager verstaut werden. Das haben schon sein Vater, sein Urgroßvater und sein Ururgroßvater so gemacht.Unternehmen, die ein halbes Jahrtausend – ohne Investoren – bestehen, sind selten. Vor allem wenn sie von jenen Menschen geführt werden, deren Namen sie tragen. Im Fall der Firma Riess trifft beides zu: Der fast 500 Jahre alte Betrieb zählt zu den ältesten Österreichs und die Leitung liegt bis heute in Familienhand.
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Heute managenzwei Cousins und eine Cousine das Geschäft: Julian Riess betreut das Marketing und den Verkauf. Susanne Rieß kümmert sich um Verwaltung und Personal. Und Friedrich Riess leitet die Produktion. Mitten auf dem niederösterreichischen Land, etwa 25 Kilometer von Amstetten entfernt, befindet sich der Standort in der kleinen Gemeinde Ybbsitz. Haus und Hof wurden im Jahr 1350 erstmals urkundlich erwähnt. 200 Jahre später, 1550, wurde das Hammerwerk gegründet. Damals produzierte man einfache Eisenpfannen und Wasserkessel für die Donaumonarchie. Der Name „Riess“ kam aber erst später: Der aus Steyr stammende Johann Riess heiratete 1801 in das bestehende Hammerwerk ein und modernisierte die Pfannenschmiede. Wasserräder wichen Turbinen und Blechbearbeitungsmaschinen ersetzten Pfannenhämmer.
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Nach dem erstenWeltkrieg sattelte das Unternehmen von Eisen- auf Emaille-Geschirr und später auch auf Schilder und Werbetafeln um. Die Technik, bei der vereinfacht gesagt Glas auf Stahl geschmolzen wird, wurde weiter ausgefeilt.

Das robuste, erschwingliche und kratzfeste Material führte zum Erfolg. Als einziger verbleibender Produzent in Österreich stattet Riess Haushalte wie Großküchen mit Töpfen und Tassen aus. Pfannen und Weitlinge treten von Ybbsitz eine Reise in viele Länder an – von Neuseeland über Korea bis in die USA. „Der Export-Anteil bei Emaille liegt bei fast 70 Prozent. Die Marke „KELOmat“, die seit dem Jahr 2001 unsere zweite Sparte ist, wird hingegen hauptsächlich im Inland vertrieben“, sagt Julian Riess.

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Nachhaltigkeitspielt seit jeher eine große Rolle. Schon die Vorfahren hatten ökologisch gedacht und ein Wasserkraftwerk errichtet, um das Werk mit Strom zu versorgen. Bis heute produziert das Unternehmen die benötigte Energie auf diese Weise selbst. Auch soziales Engagement wird seit Anbeginn großgeschrieben. Während des ersten Weltkrieges etwa wurden für Mitarbeiter eigene Häuser gebaut und mit der Wärme aus den Brennöfen beheizt. Elf betriebseigene Wohnhäuser stehen noch heute als Starthilfe für Mitarbeiter für eine gewisse Zeit kostenlos zur Verfügung.Wie Das Umweltbewusstsein hat auch Design beim Emaille-Spezialist eine lange Tradition. Jüngstes Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem Designbüro Dottings. Unter der Marke truehomeware haben Sofia Podreka und Katrin Radanitsch im Jahr 2009 die stapelbaren „Aromapots“ kreiert. Nun verpassten sie den Lieblingsformen der Köchin Sarah Wiener die Farben von Backzutaten. Muffinbecher und Küchenmaße werden erst in Obers oder Schokolade getaucht und mit Pfirsich, Vanille, Pflaume oder Pistazie glasiert.

Riess zeigt, dass man sich nicht neu erfinden muss, um mit der Zeit zu gehen. Mit durchdachtem Design gelingt es, alte Schätze in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Dieses Wissen wird an die Nachkommen weitergegeben: Auch in der zehnten Generation wird Riess in Familienhand bleiben.

www.riess.at
www.truehomeware.com

Sofia Podreka und Katrin Radanitsch entwerfen für den Emaille-Hersteller

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Mit der Topf-Serie „Aromapots“ und dem Aufbewahrungssystem „Kitchenmanagement“ ist Riess der Sprung in die Lifestyleszene gelungen. Entworfen wurden die Kollektionen von Sofia Podreka (links) und Katrin Radanitsch. Während die klassischen Töpfe und Pfannen in fast jedem Eisenwarenladen zu kaufen sind, findet man ihre Entwürfe in Museums- und Designshops. Gemeinsam mit Sarah Wiener präsentieren Dottings nun rechtzeitig vor Weihnachten eine Backformen-Serie, bei der sie für alte Formen ein neues, zweifärbiges Farbkonzept entwickelten. Obwohl die Serie erst 2013 in den Handel kommt, sind erste Stücke bereits erhältlich: im MAK Design Shop oder bei Cuisinarum (beides in Wien) sowie bei Kastner & Öhler in Graz und im Online-Shop von Sarah Wiener unter www.sarahwiener.de

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