So spektakulär haben die Österreicher im Lockdown renoviert

So spektakulär haben die Österreicher im Lockdown renoviert
Viele haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um ihr Zuhause herzurichten. Wir haben einige von ihnen besucht.

Aus zwei mach eins  

Ein zauberhafter Wintergarten verbindet nun die zwei Wohnungen von Familie Rogy. Martina Rogy lebt mit ihrem Freund Stefan  und ihren  Kindern auf zwei Etagen. Im Jahr 2019 haben sie zwei übereinander liegende Eigentumswohnungen zusammengelegt und nun 160 Quadratmeter zum Wohnen und Arbeiten zur Verfügung. Das Problem war: Wie verbindet man beide Wohnungen?  

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Eine Wendeltreppe, optisch wie jene im Wiener Palmenhaus, verbindet die beiden Etagen


Es entstand  die Idee, einen Wintergarten mit Wendeltreppe zu bauen.  Bis sie allerdings die Genehmigung von der Baubehörde dafür hatten, vergingen  sieben Monate. Dann konnte mit dem Bau der Metallkonstruktion und den großen Fenstern  begonnen werden. Gestrichen wurde der Wintergarten im typischen Otto-Wagner-Grün. Die Treppe wurde aus einem Turm in Graz ausgebaut. 


Entdeckt hat sie Rogy im Internet. „Sie gleicht der im Palmenhaus im Tiergarten Schönbrunn.“ Der Wintergarten hat 30 Quadratmeter und ist 7,50 Meter hoch. Eine Fußbodenheizung hält den Raum warm, im Sommer kühlt die Klimaanlage.  „Die Kinder lieben den Raum, weil er so hell ist. Aber bald kommt hier noch eine Couch hinein. Und im Sommer gehen wir das nächste Projekt an. Den Garten.“ 

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Claudia und Christian Bontus haben sich in Perchtoldsdorf einen Heurigen gekauft und ihn renoviert  

Verliebt in einen Winzerhof  

Wie aus einem Heurigen in Perchtoldsdorf fesche Räumlichkeiten für Veranstaltungen wurden: Es war Liebe auf den ersten Blick. Christian und Claudia Bontus entdeckten beim Spazierengehen mit dem Hund in Perchtoldsdorf einen alten Heurigen, der nicht mehr bewirtschaftet wurde. „Es war uns beiden sofort klar, dass wir ihn  kaufen wollen“, so Claudia Bontus. Die ehemalige Besitzerin war  bereits in Verhandlungen mit Firmen, die den Heurigen abreißen und  Wohnungen bauen wollten. Doch sie stellte klar, dass es ihr lieber wäre,  wenn jemand Haus und Hof erhält. Im Herbst 2019 begann der Umbau.

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Der frühere Gastraum wird nun für Veranstaltungen aller Art genützt

Wobei Familie Bontus dabei viel selbst gemacht hat.  Der 130 Quadratmeter große Dachboden war vollgeräumt mit  Weinfässern, Pferdetrensen, Weinpressen, leeren Flaschen und Möbeln, die jetzt  als Dekoration im Hof und Garten dienen. Farblich veränderte sich das Anwesen  vom  Braun-Grünen-Heurigenflair zu Grau, Petrol und Grün mit Besonderheiten wie dem WC, das einem Dschungel gleicht oder der Stube mit der Rosentapete und einem neu verlegten 100 Jahre alten Eichenboden. „Ich wollte keine neuen Verbundfenster, so haben wir die alten im selben Stil nachbauen lassen“, sagt Claudia Bontus. 

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Ein 100 Jahre alter Eichenboden wurde hier verlegt 


Während der Terrakotta-Boden acht Mal übermalt wurde, musste auch jeder einzelne Dachziegel auf seine Tragfähigkeit überprüft werden. Die Einrichtung wurde übernommen.  „Das waren unzählige Tische und Bänke, die abgeschliffen, gebürstet und neu gewachst wurden.“ Im Zuge des Umbaus, der  150.000 Euro gekostet hat, wurde  der Heurige zu einem Veranstaltungslokal. In ein paar Jahren wird der Dachboden umgebaut, Bad und Schlafzimmer errichtet, der Gastraum mit Schank zum Wohnzimmer. Claudia Bontus: „Denn irgendwann wollen wir hier wohnen und den  Winzerhof nur für uns haben.“

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Kate Prokop veränderte ihre Küche, ihr Arbeitszimmer, ihr Wohnzimmer und baute ein Kinderzimmer

Eine private Wohnung umgeplant  

Kate Prokop ändert gerne ihre Wohnung. Mit der letzten Änderung hat sie allerdings nicht gerechnet. Sie wohnt seit über 15 Jahren am  Wilhelminenberg in einer zweistöckigen Mietwohnung. Im Laufe der Jahre hat sie die 100 Quadratmeter  mit dem 13 Quadratmeter großen Balkon immer wieder  renoviert. „Ich ändere gerne meine vier Wände“, sagt Prokop. 

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So auch 2020. Mit einer Innenausstatterin plante sie ihr Vorhaben. Die Küche, das Wohnzimmer und das Arbeitszimmer brauchten eine Veränderung und ein begehbarer Kleiderschrank sollte her. Als im Mai die Arbeiter kamen, den Boden herausrissen und mit der Sanierung starteten, warf eine Nachricht  sämtliche Pläne über den Haufen. Sie wurde schwanger. „Und da wusste ich, das wird nichts mit dem begehbaren Kleiderschrank“, so Prokop.  „20.000 Euro, wie geplant, allein für die Küche auszugeben erschien mir  auf einmal unnötig.“ Und so wurde umgeplant und reduziert.

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Aus dem ehemaligen Arbeitszimmer wurde ein Vorzimmer, 
das auch als Wickelraum dient. Die neue Küche  (rechts) 

 
Am Ende entstand um die Summe von 25.000 Euro eine neue Küche mit mehr Stauraum, ein modernes Wohnzimmer, ein Kinderzimmer  und aus dem Arbeitszimmer wurde ein Vorraum. Bei den Renovierungsarbeiten gab es  eine Überraschung: Unter dem günstigen Laminat lag ein schöner Fischgrät-Parkett, der geschliffen und geölt wurde und nun in neuem Glanz erstrahlt. Heute ist Kate Prokop  zufrieden mit den Arbeiten. „Gebt mir zwei Jahre und ich mache wieder etwas Neues aus meiner Wohnung.“

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Mang hat das Lokal im 1. Bezirk in Wien binnen zwei Monaten renoviert, es wurde eine Infrarotheizung installiert, WC und Küche eingebaut 

In Windeseile ein Schuhgeschäft gestaltet und eingerichtet

Jeannette-Renée Mang hatte den Boden in ihrem neuen Geschäft schon entfernt, da war der Mietvertrag noch gar nicht unterschrieben. Denn alles musste schnell gehen. Die 40-Jährige ist Geschäftsführerin eines Online-Schuhhandels. Da ihre Kunden nach einem stationären Geschäft fragten, entschied sie sich im Sommer 2020, eine  Immobilie zu suchen. Fündig wurde Mang   in der Wiener Innenstadt – in einem Gebäude aus dem 14. Jahrhundert. Das 45 Quadratmeter große Lokal war alles andere als bezugsfertig. „Wir mussten alles neu machen. Dafür hat mir der Vermieter zwei Monate mietfrei geschenkt“, so Mang. Das war Ansporn für sie, die Renovierung in der Zeit durchzuziehen. „Es war eine Herausforderung, die Handwerker  so schnell und kostengünstig zu bekommen.

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Und der Denkmalschutz musste natürlich berücksichtigt werden. Es ist wichtig, dass man dem alten Gemäuer Rechnung trägt und der Stil nicht abweicht.“ Dem alten Fliesenboden wich ein neuer Vollholz-Parkett, die elektrischen Leitungen wurden erneuert, die Wände verputzt und gestrichen. Eine Infrarotheizung wurde installiert, ein neues WC und eine neue Küche eingebaut. Nach sechs Wochen war die Renovierung vollendet. 25.000 Euro hat der Umbau samt Interieur gekostet, darunter Antiquitäten, wie die Biedermeier-Vitrine. „Ein Erbstück meines Mannes.“ Am 1. Oktober war die Eröffnung des „Bellas“. „Alle Nachbarn sind zufrieden, dass  mein Geschäft so schön in die Sonnenfelsgasse passt. Und ich natürlich auch.“ 

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