Harmonisch: Wie ein Oberösterreicher alte Musikinstrumente in Möbelstücke umwandelt
Jedes der Designstücke spiegelt die Leidenschaft fürs Tischlerhandwerk wider, aber auch die Wertschätzung für scheinbar Ausgedientes. Wenn Samuel Karl an die Arbeit geht, zaubert er aus alten Musikinstrumenten einzigartige Möbelstücke, die sowohl Geschichte als auch Harmonie in die Wohnräume bringen.
In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und künstlerische Originalität an Bedeutung gewinnen, hat der ebenso kreative wie geschäftstüchtige Oberösterreicher eine innovative Nische gefunden, die die Schönheit vergangener Klänge mit funktionaler Kunst verbindet. Was an der HTBLA Hallstatt für Möbelbau und Innenraumgestaltung als ambitioniertes Schulprojekt begann, ist mittlerweile ein klingendes Geschäft geworden.
Der gebürtige Mühlviertler und selbst Hobby-Schlagzeuger beschäftigt sich seit Jahren mit dem Umbau von Musikinstrumenten in gebrauchsfähige Designermöbelstücke. Unter dem Namen „Ausgespielt – music furniture“ entstehen originelle Unikate in liebevoller Handwerkskunst. So werden in seiner Werkstatt in Nussdorf am Attersee aus Schlagzeugtrommeln glanzvolle Beistelltische, edle Mini-Bars oder gar kleine Aquarien, aus alten Gitarren Wandablagen oder Weinständer, ein Cello mutiert zum verschließbaren Schrank und ein Klavier entweder zum Bücherregal oder zur exklusiven Sitzbank.
„Mit Holz zu arbeiten, aber auch einzurichten, zu planen und zu entwerfen, hat mich schon immer interessiert“, erzählt Karl. Sein Leitmotto: „Jeder hat eine zweite Chance verdient – das sehe ich auch bei Musikinstrumenten und Möbelstücken so. Ich gebe den Gegenständen eine neue Bestimmung, schaffe etwas Überraschendes, das mich – und andere – begeistert“.
Oft sind es ausgespielte Instrumente, von denen sich die Besitzer nicht ganz trennen wollen, dann wieder Fundstücke von Flohmärkten, verstaubte Exemplare aus Kellern oder Familienerbstücke, die der 30-Jährige ihrer neuen Bestimmung zuführt. „Eine Kundin zum Beispiel musste nach dem Tod ihrer Mutter deren Wohnung auflösen, in der auch ein altes Klavier stand, auf dem die Dame bis zum Schluss noch gespielt hatte“, erzählt Karl, der gemeinsam mit der Tochter daraus dann eine exklusive Sitzbank kreiert hat.
Durch den charmanten Umbau und die professionelle Polsterung sitzt man in diesem Klavier nun besonders gut. „Jeder Klavierumbau ist ein Highlight für sich, da es mit einer sehr groben Arbeit beginnt und mit Feinstarbeit endet“, so der Handwerker und Designer.
Spektakulär sind seine Objekte allemal, doch ihr Verwendungszweck „sollte immer auch einen Sinn haben“, sagt Karl. „Einer der aufregendsten Umbauten war sicher das Aquarium aus einer Trommel, aber auch eine Garderobe aus vielen Blasmusikinstrumenten oder eine riesige Lampe aus drei E-Gitarren mit einem Durchmesser von drei Metern.“
Besonders gern baut der junge Tischler Drums zu Beistelltischen um, „da diese einfach praktisch und ein echter Blickfang sind.“ Herausfordernd sei manchmal, „den Ausschnitt wieder in die Form zu bekommen“, schildert Karl, „denn wenn ich ein Holzinstrument aufschneide, verliert es nicht selten die Spannung, und das Holz biegt sich in alle Richtungen. Man kann vorher nicht sagen, wie formstabil es bleibt.“
Stabil und steigend ist jedenfalls die Nachfrage nach den Möbelstücken von „Ausgespielt“. Das Geschäft floriert und Karls Meisterwerke werden nicht weniger. „Ich habe noch viele Umbau-Ideen und etliche Entwürfe im Kopf.“ - Susanna Sklenar
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