Harmonisch: Wie ein Oberösterreicher alte Musikinstrumente in Möbelstücke umwandelt

Ein schwarzes Bücherregal in Form eines Klaviers steht in einem Wohnzimmer.
Eine Sitzbank aus dem Klavier, eine Lampe, die in Konzerten die erste Geige spielte oder eine Trommel, die sich als Mini-Bar entpuppt. Der Tischler Samuel Karl aus Oberösterreich verwandelt alte Musikinstrumente in neue Möbel.

Jedes der Designstücke spiegelt die Leidenschaft fürs Tischlerhandwerk wider, aber auch die Wertschätzung für scheinbar Ausgedientes. Wenn Samuel Karl an die Arbeit geht, zaubert er aus alten Musikinstrumenten einzigartige Möbelstücke, die sowohl Geschichte als auch Harmonie in die Wohnräume bringen.

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und künstlerische Originalität an Bedeutung gewinnen, hat der ebenso kreative wie geschäftstüchtige Oberösterreicher eine innovative Nische gefunden, die die Schönheit vergangener Klänge mit funktionaler Kunst verbindet. Was an der HTBLA Hallstatt für Möbelbau und Innenraumgestaltung als ambitioniertes Schulprojekt begann, ist mittlerweile ein klingendes Geschäft geworden.

Ein Sofa mit blau-weißem Rosenmuster steht auf einem Holzboden.

Lifestyle-Möbel aus Klavieren sind für den Tischler stets „ein Highlight“, denn der Umbau sei sehr aufwendig. Danach aber glänzen die Objekte  als Sitzbänke, Regale oder Schränke 

Der gebürtige Mühlviertler und selbst Hobby-Schlagzeuger beschäftigt sich seit Jahren mit dem Umbau von Musikinstrumenten in gebrauchsfähige Designermöbelstücke. Unter dem Namen „Ausgespielt – music furniture“ entstehen originelle Unikate in liebevoller Handwerkskunst. So werden in seiner Werkstatt in Nussdorf am Attersee aus Schlagzeugtrommeln glanzvolle Beistelltische, edle Mini-Bars oder gar kleine Aquarien, aus alten Gitarren Wandablagen oder Weinständer, ein Cello mutiert zum verschließbaren Schrank und ein Klavier entweder zum Bücherregal oder zur exklusiven Sitzbank.

Ein Mann sägt den Hals einer alten Gitarre ab.

Die Bearbeitung der alten Musikinstrumente erfordert viel Fingerspitzengefühl und fachliches Know-how, sagt der Tischler

„Mit Holz zu arbeiten, aber auch einzurichten, zu planen und zu entwerfen, hat mich schon immer interessiert“, erzählt Karl. Sein Leitmotto: „Jeder hat eine zweite Chance verdient – das sehe ich auch bei Musikinstrumenten und Möbelstücken so. Ich gebe den Gegenständen eine neue Bestimmung, schaffe etwas Überraschendes, das mich – und andere – begeistert“.

Eine Gitarre wurde zu einem Wandregal mit einer Schublade umgebaut.

Aus Gitarren entstehen coole Wandablagen, originelle Weinständer oder große Steh- und Deckenleuchten

Oft sind es ausgespielte Instrumente, von denen sich die Besitzer nicht ganz trennen wollen, dann wieder Fundstücke von Flohmärkten, verstaubte Exemplare aus Kellern oder Familienerbstücke, die der 30-Jährige ihrer neuen Bestimmung zuführt. „Eine Kundin zum Beispiel musste nach dem Tod ihrer Mutter deren Wohnung auflösen, in der auch ein altes Klavier stand, auf dem die Dame bis zum Schluss noch gespielt hatte“, erzählt Karl, der gemeinsam mit der Tochter daraus dann eine exklusive Sitzbank kreiert hat.

Ein Nachttisch, gefertigt aus einer Trommel mit zwei Schubladen.

Aus Drums kreiert Karl edle Beistelltische sowie Mini-Bars in vielen verschiedenen Farben 

Durch den charmanten Umbau und die professionelle Polsterung sitzt man in diesem Klavier nun besonders gut. „Jeder Klavierumbau ist ein Highlight für sich, da es mit einer sehr groben Arbeit beginnt und mit Feinstarbeit endet“, so der Handwerker und Designer.

Spektakulär sind seine Objekte allemal, doch ihr Verwendungszweck „sollte immer auch einen Sinn haben“, sagt Karl. „Einer der aufregendsten Umbauten war sicher das Aquarium aus einer Trommel, aber auch eine Garderobe aus vielen Blasmusikinstrumenten oder eine riesige Lampe aus drei E-Gitarren mit einem Durchmesser von drei Metern.“

Ein Schlagzeug dient als ungewöhnliches Aquarium mit Fischen und Pflanzen.

Neuer Auftritt für alte Instrumente, die oft einen ideellen Wert haben: z. B. Schlagzeugtrommel als
Aquarium, Tuba als Lampenunikat.  www.ausgespielt.at

Besonders gern baut der junge Tischler Drums zu Beistelltischen um, „da diese einfach praktisch und ein echter Blickfang sind.“ Herausfordernd sei manchmal, „den Ausschnitt wieder in die Form zu bekommen“, schildert Karl, „denn wenn ich ein Holzinstrument aufschneide, verliert es nicht selten die Spannung, und das Holz biegt sich in alle Richtungen. Man kann vorher nicht sagen, wie formstabil es bleibt.“

Stabil und steigend ist jedenfalls die Nachfrage nach den Möbelstücken von „Ausgespielt“. Das Geschäft floriert und Karls Meisterwerke werden nicht weniger. „Ich habe noch viele Umbau-Ideen und etliche Entwürfe im Kopf.“ - Susanna Sklenar

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