Studieren im Gärtnerhaus: So nachhaltig ist der Neubau der Agraruni Wien
Das Gärtnerhaus an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik hat Zuwachs bekommen: Das Herzstück des 560 Quadratmeter großen Neubaus in Wien-Hietzing ist ein 120 Quadratmeter großer Seminar- und Besprechungsraum, ergänzt durch eine kleine Lehrküche und Büros.
Prinzip der Kreislaufwirtschaft
Das Gebäude wurde nach dem „klimaaktiv Gold Standard“ errichtet und entspricht konsequent dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Dabei steht der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes im Fokus. Am Ende seiner Nutzungsdauer ist ein vollständiger Rückbau möglich. Die Pläne für das Gebäude stammen vom Team MAGK Architekten Aichholzer/Klein. Das Büro hat sich dem Thema Kreislaufwirtschaft verschrieben. Das spiegelt sich auch in diesem Projekt wider: Der oberirdische Neubau wurde in Holz-Hybridbauweise aus regionalem Fichtenholz auf den vorhandenen Stahlbetonkeller aufgesetzt.
Viel Holz und Stroh im Lehrsaal schaffen ein gutes Raumklima für die Studierenden.
Beim Bau fanden fast ausschließlich biobasierte und regenerative Naturmaterialien Verwendung: Zur Dämmung wurden Stroh und Schafwolle genutzt sowie Hanfauflagen für Strohbau-Akustikplatten, mit Lehm wurde verputzt. „Diese warmen Oberflächen sorgen für ein angenehmes Raumgefühl“, erklärt Architekt Martin Aichholzer. „Zudem wurden ausschließlich Naturfarben aus Ton, Lehm und Kalk verwendet. Sie sind also theoretisch essbar.“ Die Fassade ist mit gespaltenen Hölzern verkleidet. Sie sind ein Abfallprodukt von anderen Baustellen und wurden ein Jahr vom Zimmerer gesammelt.
Ressourcen schonen
Für die Innenausstattung wurden Fliesen aus Restposten sowie alte Spiegel verwendet.„Mit dem Einsatz natürlicher sowie wieder verwendeter Baumaterialien kann ressourcenschonendes Bauen funktionieren“, betont der Architekt.
Das neue Gärtnerhaus wurde an das alte Gärtnerhaus (re.) angebaut.
Auf dem Dach befindet sich eine PV-Anlage mit 11,2 KWp, Heizung und Kühlung erfolgen mit Erdwärme. Begrünte Dachflächen sorgen dafür, dass sauberes Regenwasser in einem 10.000 Liter-Speicher für die Garten- und Pflanzenbewässerung gesammelt werden kann.
Wegweisendes Pilotprojekt
Das BMLUK und die BIG investierten gemeinsam 3,5 Millionen Euro in dieses Vorzeigeprojekt. „Die Planung und Errichtung des Gärtnerhauses war für uns ein wegweisendes Pilotprojekt zum Thema Bauen mit nachwachsenden Materialien aus der Natur. Wir konnten wertvolle Erkenntnisse für künftige, größer dimensionierte Bauprojekte gewinnen“, so Gerald Beck, Geschäftsführer der BIG. „Wir haben erprobt, wie wir verloren gegangene Kulturtechniken in Kombination mit moderner Forschung für nachhaltiges Bauen fit machen können.“
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