Wo Perfektion gebrochen wird: Wiener Designer über die Schönheit von Fehlern

Thomas Waidhofer liebt das Unperfekte. In seinen Lichtskulpturen, kuratorischen Projekten oder als Kreativdirektor verleiht der Wiener Künstler und Designer Dingen Charakter, bringt Leuchten zum Sprechen und Möbel zum Stolpern – immer mit handwerklicher Präzision und konzeptueller Tiefe. Nach einer Lehre zum Starkstrommonteur studierte er „Digitale Kunst“ an der Universität für Angewandte Kunst – seither kreist seine Arbeit weniger um Algorithmen als um Geschichten. „Oft entstehen Entwürfe ganz intuitiv. Die Technik folgt erst danach – und fordert mich umso mehr“, erzählt Waidhofer, der seit 2015 mit eklektischem Stil Räume, Objekte und Installationen gestaltet.

Designer Thomas Waidhofer
Gesucht: Schönheit von Fehlern
Seine Handschrift: radikale Reduktion, handwerkliches Raffinement und ein Hauch Ironie. Mit der Akropolis-Bank oder der Serie „Quetschi“ hinterfragt er Gestaltungshierarchien – oft augenzwinkernd, nie zufällig. „Hinter der lustigen Fassade steckt eine klare Haltung“, so Waidhofer. Sein Markenzeichen ist der Bruch mit Perfektion. „Ich suche die Schönheit von Fehlern.“ Materialien wie recyceltes Aluminium oder ausrangierte Möbelstücke verwandelt er in „Future Classics“.

Die bekannte Quetschi-Vase ist aus einem quetschgeformten Aluminiumrohr gefertigt.
Seit 2025 ist Waidhofer Creative Director der Wiener Galerie Zippenfenig. Hier kuratiert er nicht nur, sondern denkt Ausstellung neu. Formate wie „Vienna Vibes“ – zuletzt im Rahmen der Mailänder Designwoche – zeigen seine Lust am Experiment und an einem selbstbewussten Wiener Design jenseits der Norm. „Ich folge keiner Checkliste. Mich interessiert die Balance zwischen Präsenz und Kontext.“
Auch das Designverständnis wandelt sich, sagt er – weg von industrieller Produktion, hin zur Autonomie. „Design wird wieder mehr zur Kunstform.“ Seine Vision? „Etwas zu schaffen, das bleibt – weil es eine Diskussion auslöst.“
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