Hohe Erwartung, hoher Verlust: Bringt's Uber an der Börse?

Logo of the Uber is seen on a smartphone screen as a picture of stock exchange graph is displayed on a computer screen in this illustration picture
Der Börsegang der Superlative ist ein hochriskantes Wetten auf den Erfolg eines umstrittenen Geschäftsmodells.

Der Start holperte etwas. Der US-Fahrdienstvermittler Uber konnte bei seinem Börsegang in New York die Aktien nicht so erfolgreich platzieren wie erhofft. Das Unternehmen setzte den Ausgabepreis auf 45 Dollar je Aktie fest, am unteren Ende der Preisspanne. Uber erlöst rund 8,1 Milliarden Dollar (7,2 Mrd Euro. Das Umfeld ist nicht ideal. Der Zoll-Streit zwischen den USA und China sorgt für schlechte Stimmung. Mit Spannung wird der erste Handelstag, heute, Freitag, erwartet.

Aber was ist Uber an der Börse zuzutrauen? Das Unternehmen ist  einer der am höchsten bewerteten, aber auch umstrittensten Börsenneulinge der Finanzgeschichte. Die rasante Expansion des 2009 in San Francisco gegründeten Unternehmens ist aber von Konflikten geprägt - mit Behörden, Wettbewerbern, intern und Gewerkschaften. Noch kurz vor dem Börsengang gab es weltweite Proteste und Streiks von frustrierten Uber-Fahrern.

US-transport-demonstration-Uber

Demo beim Börsestart von Uber

Trotz dieses Gegenwinds wird die kalifornische Firma von Investoren hoch bewertet. Sehr hoch sogar. Das Unternehmen stemmt den größten Börsengang seit dem des chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba im Jahr 2014. Investoren bewerteten Uber insgesamt mit 82 Mrd. Dollar (73 Mrd. Euro), was angesichts zwischenzeitlich kursierender Summen von bis zu 120 Milliarden aber durchaus als Enttäuschung betrachtet werden kann. Zum Vergleich: Die beiden größten US-Autobauer General Motors und Ford waren zuletzt gut 90 Mrd. Dollar an der Börse wert - zusammen wohlgemerkt. Uber sammelte beim Debüt an der New York Stock Exchange 8,1 Mrd. Dollar ein, da zunächst nur ein kleiner Teil des Unternehmens an die Börse gebracht wurde.

Tiefrote Zahlen

Das Unternehmen selbst schreibt tiefrote Zahlen und verfolgt ein Geschäftsmodell, bei dem das Erreichen der Gewinnzone getrost als ungewisse Wette bezeichnet werden darf. Uber-Chef Dara Khosrowshahi gibt sich keine große Mühe, dies zu kaschieren. Im Gegenteil: Wer eine absehbar profitable Firma wolle, solle lieber eine Bank kaufen, riet er im Dezember. "Kommt nicht zu uns - ganz einfach". Auch im Börsenprospekt warnt Uber, möglicherweise nie Gewinne zu machen. Im Vorjahr schrieb das Unternehmen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen einen Verlust von fast 1,9 Mrd. Dollar.

Neue Geschäftsfelder

Uber dominiert den "Ride Sharing"-Markt für Fahrtenermittlungen über Smartphone-Apps. Geld zu verdienen, gibt es hier jedoch noch nicht - auch Rivale Lyft ist tief in den roten Zahlen. Daher versucht das Unternehmen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Palette reicht von Essenslieferungen, Frachtvermittlung für Lkw-Fahrer sowie E-Bikes und Scooter. Irgendwann sollen dann selbstfahrende Autos rollen - Zukunftsmusik.

Chef musste gehen

Zumindest was den ramponierten Ruf angeht, hat es - trotz der jüngsten Streiks - schon Fortschritte gegeben. Seitdem der umstrittene Mitgründer Travis Kalanick nach einer Skandalserie den Chefposten räumen musste, bringt Dara Khosrowshahi Stabilität in die Firma. Der vom Tourismus-Riesen Expedia abgeworbene Top-Manager bemüht sich durchaus erfolgreich, Uber nach Vorwürfen wegen Diskriminierung, Sexismus, Machokultur und zahlreicher Regelverstöße ein freundlicheres Image zu geben. Auch den Fahrern kam Uber mit einer Trinkgeld-Option in der App immerhin ein Stück weit entgegen.

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