Hightech-Investor: "Österreich fehlt die Infrastruktur"

Hermann Hauser gründete mehr als 100 Firmen.
Österreich hinkt bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte hinterher.

Rein wissenschaftlich steht Österreich recht gut da, in manchen Bereichen wie der Atomphysik ist es ganz vorne dabei. Der wichtigste Punkt ist aber, wie wandle ich ein Forschungsergebnis in ein Produkt um. Diese Infrastruktur fehlt in Mitteleuropa und ganz stark auch in Österreich." Der Physiker Hermann Hauser, der mit seiner Firma Amadeus Capital Partners am britischen Universitätsstandort Cambridge als Basis einer der größten europäischen Risikokapitalgeber im Hightech-Bereich ist, ortet auf diesem Gebiet gewaltigen Nachholbedarf in Österreich.

Eine Hürde sieht Hauser, der selbst an der Gründung von mehr als 100 Unternehmen beteiligt war, bei Firmengründungen: "Die Ausgründung von Unternehmen aus einer Universität spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte." Daher müssten diese Firmengründungen einfach und billig sein. Als Beispiel nennt Hauser seinen eigenen Start mit der Gründung des Computerherstellers Acorn gemeinsam mit einem Studienfreund: "Das hat damals 100 Pfund gekostet. Wären es 1000 Pfund gewesen, hätte ich mir das nicht leisten können und es wäre nicht passiert."

Risikokapital

Die zweite Hürde ist für Hauser fehlendes Risikokapital. Private Investoren seien vor allem in Österreich – aber auch in anderen europäischen Ländern – nicht bereit, Kapital in riskante Projekte zu stecken: "Österreich war lange Schlusslicht in Europa, das ist jetzt aber etwas besser geworden." England habe in diesem Punkt in den vergangenen Jahren einige Initiativen gesetzt und Investoren etwa Steuererleichterungen bei riskanten Investitionen in Zukunftstechnologien gewährt. Überdies gebe es eine attraktive Forschungsförderung: Kleinunternehmen bekommen für 100 Euro Investition in die Forschung 230 Euro aus dem Steuertopf zurück. Bei Großfirmen seien es 120 Euro.

Fehlendes Risikokapital und zu viel Bürokratie sind aber nicht die einzigen Hürden. Hausers "britisches Modell" funktioniert am besten in einer Symbiose zwischen Elite-Universitäten und Unternehmen. Österreichs Unis liegen im EU-Vergleich weit hinten, außerdem fehlt es an einer entsprechenden Kultur von Firmengründungen aus und rund um Unis.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen für Hauser auch Wissenschaftspreise, wie etwa der mit 300.000 Euro dotierte Houskapreis der B&C-Privatstiftung, bei dessen Verleihung Hauser Donnerstagabend die Hauptrede hielt: "Sie werten das Image des Wissenschaftlers auf." Weniger erfreulich: Trotz der bescheidenen Summe ist der Preis der höchstdotierte private Wissenschaftspreis in Österreich.

Der 1948 geborene Tiroler studierte Physik in Wien und in Cambridge (Großbritannien). 1978 gründete er mit Partnern den Computerhersteller Acorn, 1987 war er bei der Gründung des Chip-Joint-Ventures ARM mit Apple dabei. ARM lässt heute in Lizenz mehr Chips produzieren als Intel. Hauser gründete über seine Risikokapitalfirma Amadeus Capital Partners bisher mehr als 100 Unternehmen.

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