Heiße Aktie: 500 Jahre alte Royal Mail wird privatisiert

Die britische Regierung stößt bei der Privatisierung des 500 Jahre alten Postunternehmens Royal Mail auf eine rege Nachfrage von Investoren. Zwar gebe es noch keine endgültigen Zahlen, sagte Wirtschaftsminister Vince Cable am Mittwoch vor einem Parlamentsausschuss. "Aber meine grobe Schätzung ist, dass die Emission etwa siebenfach überzeichnet ist." Die Auftragsbücher für den Börsengang waren am Dienstag geschlossen worden.
Fakten: Queen Elizabeth II. als Briefmarke
Experten rechnen mit einer Marktbewertung des Unternehmens von umgerechnet rund 3,9 Mrd. Euro. Damit würde der britischen Regierung eine der größten Privatisierungen der vergangenen Jahrzehnte gelingen. Royal Mail soll am Freitag in London ihr Handelsdebüt feiern.
150.000 Mitarbeiter

Die Gewerkschaften befürchten, dass Dienstleistungen gestrichen werden und sich die Belegschaft auf schlechtere Arbeitsbedingungen einstellen muss. Sie haben die Regierung aufgefordert, nach anderen Finanzierungswegen zu suchen und drohen mit Streik.

Die Einnahmen aus dem IPO sollen zur Modernisierung des Zustellnetzes genutzt werden. Zehn Prozent der Aktien sollen - wie es das Gesetz vorschreibt - an die Postangestellten ausgegeben werden. In den vergangenen 19 Jahren unternahm die britische Regierung drei erfolglose Versuche, die Royal Mail zu privatisieren.
Das Unternehmen schrieb im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von mehr als neun Milliarden Pfund und konnte seinen Gewinn mehr als verdoppeln. Erfolg hatte die Royal Mail damit, sich verstärkt auf das Geschäft mit Paketen zu konzentrieren. Die Postämter gehören längst nicht mehr zum Konzern.
Situation in anderen Ländern
Die angeschlagene US-Post ist weiter ein Staatsbetrieb, die belgische Post bpost war im Juni an die Börse gegangen. Die Deutsche Post ist seit 2000 an der Frankfurter Börse.
Gemeinsame Konsortialführer für den Börsengang sind Goldman Sachs, UBS, Barclays und Bank of America Merrill Lynch.
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