Heimische Bauern gegen "anonymes Schweinefleisch"

Heimische Bauern gegen "anonymes Schweinefleisch"
Eine Herkunftskennzeichnung auf Speisekarten soll den Preisverfall von Schweinefleisch bremsen.

Die österreichischen Produzenten von Schweinefleisch blicken mit Bauchweh auf 2015 zurück: "Es war eines der schwierigsten Jahre. Die Erzeugerpreise sind nicht mehr kostendeckend", erklärte der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Er forderte daher am Mittwoch eine Herkunftskennzeichnung von Fleisch auf Speisekarten.

"Das Schweinefleisch darf nicht anonym sein"

Ein Schlachtschwein bringt derzeit 126 Euro netto ein, was um 29 Euro und damit 19 Prozent weniger sei als noch vor zwei Jahren: "Investitionen in den Betrieb sind da nicht mehr möglich", so Titschenbacher. Die Landwirte sind zwar mittlerweile verpflichtet, die Herkunft ihrer Tiere anzugeben, doch weder die Wurst- und Schinkenhersteller noch die Gastronomie weisen durchgehend aus, woher ihre Rohware kommt.

Kennzeichnung von Fleisch? Abstimmung: siehe unten

Genau das sei ein Problem, denn "das Schweinefleisch darf nicht anonym sein", forderte etwa Landwirt Johann Kaufmann. Kollege Manuel Hagendorfer aus St. Anna am Aigen frage daher in jedem Wirtshaus, was genau am Teller ist.

Exporte nach Russland weggebrochen

Ursache für den Preissturz ist nach Ansicht der Bauern vor allem der Wegfall des Exports nach Russland. Außerdem wurden die Märkte in Deutschland und Spanien dichter. Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann sagte am Mittwoch beim Pressegespräch, dass 2013 Europa 111 Prozent Eigenversorgung hatte. 2014 stieg sie auf 115 Prozent an: "Österreich ist da nur ein kleiner Teil." Würden hierzulande keine Schweine gemästet, "würde es keinen kratzen". Deshalb müsse dem Konsumenten die Qualität der heimischen Erzeugnisse vermittelt werden. Das Rezept laute nicht größere Betriebe, sondern besseres Fleisch, so Titschenbacher.

Trend zu heimischen Lebensmitteln unterstützen

Vorbild für die steirischen Forderungen könne die Schweiz sein, wo auf den Speisekarten die Herkunft des Fleisches angeführt wird. "Wir wollen damit nicht mehr Bürokratie, sondern einen Mehrwert schaffen", unterstrich Titschenbacher. Positiv erwähnt wurde das neue Bundesvergabegesetz, das es am 1. März 2016 möglich macht, dass öffentliche Kantinen nicht nach dem Billigst- sondern dem Bestbieterprinzip ihre Aufträge vergeben. Die voraussichtlich am 4. Jänner mögliche "private Lagerhaltung" zur Entlastung des europäischen Marktes sei zwar zu unterstützen, verschiebe das Problem des hohen Drucks aber nur auf einen späteren Zeitpunkt. "Die Steirer kaufen schon bewusst heimische Lebensmittel ein. Dieser Trend muss verstärkt werden", meinte Tauschmann.

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