Gorenje-Österreich-Chef: "Sind eine unterschätzte Marke"

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Der slowenische Hersteller feiert heuer sein 75-Jahr-Jubiläum. Trotz Übernahme durch die chinesische Hisense wird "Made in Europe" forciert.

Die allgemeine Kaufzurückhaltung bekommen derzeit die Hersteller langlebiger Konsumgüter wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder TV-Geräte besonders zu spüren. „Wir bemerken, dass die Menschen aufs Geld schauen müssen“, berichtet Andreas Kuzmits, Geschäftsführer von Hisense Gorenje Austria, dem KURIER. 

Trotz gestiegener Produktionskosten seien Preiserhöhung im heiß umkämpften Markt kaum umsetzbar. Der Konsument habe sich an bestimmte Preisschwellen gewohnt, die nur schwer zu überspringen seien. Der chinesische Elektronikriese versucht daher mit einer Zwei-Marken-Politik seine Haushaltsgeräte in unterschiedlichen Preisklassen zu positionieren. Gorenje im unteren und mittleren Segment, Hisense im oberen.

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Seit 2018 Teil des chinesischen Hisense-Konzerns

Zur Vorgeschichte: 2018 übernahm der chinesische Unterhaltungselektronikriese Hisense den slowenischen Haushaltsgeräte-Hersteller Gorenje. Die europäische Traditionsmarke, die heuer ihr 75-Jahr-Jubiläum feiert, wurde weitergeführt und profitiert seither von der Fusion durch einen regen Wissenstransfer.

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Werk von Gorenje in Velenje/Slowenien

Das Werk in Velenje/Slowenien produziert nach wie vor Haushaltsgeräte – und zwar nicht nur für den europäischen, sondern auch für den asiatischen Markt. Vor allem Backöfen „Made in Europe“ sind in China begehrt. „In Fernost ist Gorenje eine Premium-Marke“, erzählt Kuzmits. Der Bereich Einbauküche sei dort erst im Kommen. Weitere Produktionsstätten in Europa gibt es in Serbien, wo gerade erweitert wurde, und in Tschechien.

Marktführer bei Waschmaschinen

In Österreich ist Gorenje seit Jahren Marktführer bei Waschmaschinen (nach Stückzahlen) und für seine leistbare Weißware bekannt, „aber eine unterschätzte Marke“, meint Kuzmits und verweist auf Langlebigkeit und Energieeffizienz seiner Waschmaschinen. Der Vertrieb läuft über Elektronik- und Möbelhandel sowie Supermärkte.

Der Konsument würde die europäische Produktion zwar schätzen, aber „am Ende zählt nur der Preis“, sagt Kuzmits. Eine Entwicklung, die in Deutschland noch viel massiver sei als in Österreich.

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Hisense holt auf

Im höheren Preissegment gewann zuletzt die Marke Hisense Marktanteile in Österreich. Der Trend geht in Richtung größerer Modelle. „Wir bringen die erste Waschmaschine mit 12 kg Fassungsvermögen“, berichtet der Manager, der beide Marken unter einem Hut bringen muss. In Österreich werden jährlich rund 300.000 Waschmaschinen, 280.000 Kühlschränke und fast 600.000 TV-Geräte verkauft.

Gekauft werde die Weißware überwiegend im stationären Handel, der Online-Anteil über die Shops der Retail-Partner beträgt 30 Prozent. Als Vollsortimenter verfügt Gorenje über eine breite Palette weiterer Küchenprodukte wie Backöfen, InduktionsKochfelder oder Grillgeräte. Bei den Kühlgeräten wurde eine eigene Retro-Collection aufgelegt.

110.000 Mitarbeiter

Hisense Gorenje beschäftigt weltweit 110.000 Mitarbeiter in 64 Niederlassungen, davon 10.000 in Europa. Die meisten davon arbeiten im slowenischen Velenje, dem Hauptstandort von Gorenje und nach wie vor größtem Arbeitgeber des Landes.

In Österreich ist Gorenje bereits seit 50 Jahren am Markt, aktuell werden 50 Mitarbeiter beschäftigt, darunter zehn im eigenen Werkskundendienst, den andere Hersteller bereits eingestellt haben. Der Umsatz betrug im Vorjahr 47 Millionen Euro, um 20 Prozent mehr als 2023. Mit der Eingliederung der TV-Geräte-Sparte von Hisense sollen es heuer 70 Millionen Euro werden. Kuzmits strebt in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro an.

Künftige Wachstumsfelder für die beiden Marken sieht der Österreich-Chef in den Bereichen PC-Monitore, Wärmepumpen (Monoblocks) sowie Klimageräte. Elektroautos, wie beim chinesischen Mitbewerber Xiaomi, stehen hingegen bis auf Weiteres nicht auf dem Programm.

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