HARTL Haus: Hausgemachter Krisengewinner
Was für eine Frage. Selbstverständlich wohne er in einem HARTL Haus. Roland Suter, Geschäftsführender Gesellschafter des Waldviertler Holz-Fertighausproduzenten, hat es sich längst im Eigenheim gemütlich gemacht. Gemeinsam mit Bruder Peter kam er im Jahr 1990 aus der Schweiz, um die Geschicke des Familienbetriebs zu leiten, fünf Jahre, nachdem die Schweizer Talot AG HARTL Haus übernommen hatte. Der Betrieb wird weiterhin familiär geführt: Suters Sohn Yves hat im Februar die Prokura übernommen.
Längst gemütlich hat es sich das älteste Fertighausunternehmen Österreichs – das erste vorgefertigte Haus entstand 1910 – in der Branche gemacht. Die Wirtschaftskrise 2009 ging so gut wie spurlos am Betrieb vorbei. Das Jahr 2012 bescherte ein Umsatzplus von 25 Prozent auf 42,5 Mio. Euro. Suter führt das Wachstum nicht nur auf das traditionell gute Image zurück, sondern auch auf die Krise selbst: „In den vergangenen vier Jahren sind jene mit Geld in die Immobilien gegangen.“
280 Häuser produziert man mit ebenso vielen Mitarbeitern in Echsenbach. Niedrigstenergiehäuser, bis auf 80 Passivhäuser, denn sie kosten um zehn Prozent mehr. In einer Woche wird der Rohbau aus dem Boden gestemmt, in drei Monaten das schlüsselfertige Haus. „Es ginge auch früher“, sagt Suter, „wäre der Estrich nicht.“ Der benötige Zeit, um zu trocknen. Die hauseigene Bautischlerei produziert Fenster, Treppen und Türen. 2010 wurde die Produktionsanlage um 7,7 Mio. Euro erneuert. Dickere Wände, höhere Raumhöhen hätten nach neuen Maschinen verlangt.
Die Verlagerung der Produktion in den billigeren Osten war in den 1990ern Thema, denn das Werk ist nur 20 Autominuten von der tschechischen Grenze entfernt. Doch die Sprache, die Mentalität in Sachen Qualität seien zu große Hürden gewesen. „Es ist noch viel Handarbeit, viel Mensch in der Produktion dabei“, sagt Suter.
In der Branche lebt man in friedlicher Koexistenz. HARTL Haus ist fünftgrößter Anbieter. Andere Firmen wie Marktführer ELK, Haas Haus, Wolf Haus oder Hanlo sieht Suter nicht als Rivalen. „Wir wollen als Branche wachsen, nicht einander bekämpfen“, sagt er. Auf Preisschlachten will er sich nicht einlassen. Schon seit 1979 firmieren 22 Firmen unter dem Österreichischen Fertighausverband, dem Roland Suter als Präsident vorsitzt.
Der Kunde zählt
Laut Häuslbauerstudie 2012 bevorzugen 55 Prozent der befragten Österreicher zwar noch immer den Massivbau. Die Nachfrage nach Fertighäusern steige aber, heißt es darin. 63 Prozent der Befragten wollen allerdings ein individuelles Fertighaus – nur 14 Prozent geben sich mit einem Typenhaus zufrieden. Dieser Nachfrage will man bei HARTL Haus begegnen: „Heute muss man jeden Kundenwunsch erfüllen. Jedes unserer Häuser wird neu geplant, individuell angefertigt.“ Man produziere weniger, dafür flexibler als die größere Konkurrenz. Der kleine Häuslbauer vom Land sei allerdings nicht die Zielgruppe. Dieser legt selbst Hand an – oder baut erst gar nicht. Das Billigstsegment sei in der Branche in den Krisenjahren daher weggebrochen, sagt Suter. Stattdessen richten es sich zahlungswillige Akademiker im Fertighaus ein. Die Zahl der Eigenheime sei in den vergangenen Jahren zwar von 18.000 auf etwa 14.000 gesunken, der Marktanteil der Fertighäuser aber mit 35 Prozent stabil geblieben – und in dieser Höhe in Europa einzigartig.
Früher, vor 30 Jahren, produzierte HARTL Haus großteils Rohbauten, heute werden 40 Prozent der Häuser belagsfertig, 40 Prozent schlüsselfertig produziert. Die Anforderungen seien damit gestiegen, sagt Suter, „früher beschäftigten wir uns nur mit dem Haus, heute mit Sanitäranlagen und Haustechnik.“ Der Schwerpunkt liege noch immer auf Einfamilienhäusern, doch der stark wachsende Objektbau mache bereits 18 Prozent des Umsatzes aus. Demnächst will Suter mit einem neuen günstigen Produkt „den kleinen Mann“ bedienen. Mit der Exportquote von 15 Prozent nach Deutschland, in die Schweiz und Italien ist er zufrieden, das Limit sei erreicht: „Wir wollen auf diesem Niveau bleiben.“
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