Speckkaiser Handl beklagt Bürokratiemonster und kommt auf 120.000 Kontrollen pro Jahr

Karl Christian Handl, Handl Tyrol
Ob bürokratische Auflagen, enorm gestiegene Lohnkosten oder neue Belastungen im Energiebereich: "Die Situation ist nicht rosig, es ist wirklich gefährlich. Wenn wir nicht gegensteuern, laufen wir Gefahr, dass wir uns aus dem Markt preisen", sagt Karl Christian Handl, Chef des gleichnamigen Tiroler Speckproduzenten.
Handl, der den Traditionsbetrieb in vierter Generation führt und auch Präsident der VP-nahen Unternehmergruppe "Tiroler Adler Runde" ist, erneuerte am Donnerstag am Werksstandort Haiming am Eingang zum Ötztal seine jüngst geäußerte Kritik an Politik, Beamtenschaft, aber auch Wirtschaftskammer: "Die müssen aufwachen, draußen ist es stürmisch."

Die klassische, zünftige Jause wird immer seltener
So wären seine Personalkosten in den vergangenen drei Jahren um 25 Prozent gestiegen, jene der Konkurrenz in Deutschland und Italien aber nur um 12 bis 13 Prozent, rechnete Handl vor. Oder im Energiebereich: Da habe sich der Strompreis zwar stabilisiert, aber nun seien wieder neue Abgaben zu entrichten und höhere Netzgebühren zu bezahlen. "Da ist schnell eine Million weg. Der Markt gibt das nicht her."
Handl als einer der Tiroler Paradebetriebe mit 766 Mitarbeitenden an fünf Standorten könne sich das leisten und sei nicht gefährdet, im Gegenteil. Auch 2024 sei trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wieder ein - vor allem preislich bedingtes - Umsatzplus um 16,9 auf 213,2 Millionen Euro gelungen. In Gefahr kämen aber die 90 Prozent Klein und Kleinstbetriebe in Österreich, wie der massive Anstieg der Insolvenzen zeige. Handl sagt: "Die Zeiten sind extrem volatil, die Rahmenbedingungen laufen aus dem Ruder."
Auch die Bürokratie koste mittlerweile enorm. Handl Tyrol komme im Jahr auf 120.000 interne wie externe Kontrollen und Audits. So könne zwar höchste Qualität geboten und garantiert werden. Aber: Hunderte, wenn nicht Tausende Stunden würden dafür draufgehen. Wenn es Brüssel schaffe, die Bürokratie um 25 bis 35 Prozent zurück zu drängen, müsse dies auch in Österreich gelingen.
Ein Glück sei, dass die Konsumenten die Speckprodukte weiterhin so gut nachfragen. Jedoch nehme die Preissensibilität täglich zu. Und ohne die ständige Weiterentwicklung des Betriebes mitsamt hoher Investitionen für neue Produkte, vor allem in Richtung Snacks, "wären wir schon lange weg". Denn der "hartgesottene Konsument", der ganz klassische einen Kilo Speck daheim im Kühlschrank liegen habe und jeden Tag ein paar Scheiben davon abschneide, sei am Aussterben. So auch der Beruf des Fleischers.
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